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Galgenberg: Thriller (German Edition)

Galgenberg: Thriller (German Edition)

Titel: Galgenberg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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und aus. Wenn du den hier rechtzeitig fertigstellst und er so gut wird wie die beiden anderen, hast du dir einen Namen gemacht. Dann kannst du dir das nächste Projekt aussuchen. Und mehr kannst du dir in diesem Business nicht wünschen.«
    »Stimmt«, sagte Clare und fädelte sich in den Verkehr ein, der von der Stadt in Richtung Woodstock strömte. »Trotzdem wird er warten müssen.«
    »Diese Sache am Gallows Hill lenkt dich nur ab. Du musst dich entscheiden, Clare. Entweder du bist Journalistin oder du arbeitest für die Polizei. Beides zugleich geht nicht.«
    »Wir können alles in den Film aufnehmen«, widersprach Clare und fuhr weiter in Richtung Woodstock. »Wir drehen am Gallows Hill  – unser lebendiges Erbe der Sklaverei. Dieser Friedhof und die ganze Geschichte drumherum heben das Thema zusätzlich heraus.«
    »Da ist doch noch was«, sagte Pedro. »Ich kenne dich, Clare, wir haben zu lange zusammengelebt.«
    »Das ist Geschichte, Pedro, und dabei sollten wir es auch belassen.«
    »Na gut, abgemacht, aber erklär mir trotzdem, warum dich diese Tote so fasziniert.«
    Clare stieg auf die Bremse, als ein Sammeltaxi vor ihr anhielt, und beobachtete die aussteigenden Kinder, die schon die Feuerzeuge für ihre Zigaretten gezückt hielten.
    »Letztes Jahr hatte ich einen Zusammenbruch«, erzählte Clare. »Ich kam nicht mehr auf die Beine, ich konnte nicht mehr arbeiten, ich konnte nicht einmal mehr joggen. Mich verfolgte das Bild einer dreizehnjährigen Toten, deren Mord ich zu begreifen versuchte. Man hatte einhundertunddreimal auf sie eingestochen. Sie war nicht einmal außergewöhnlich, trotzdem hat sie mich zutiefst berührt. Und als ich die Frau in der Kiste unter dem aufgebrochenen Beton liegen sah, kam mir dieses Mädchen in den Sinn.«
    Sie hielt vor Pedros Wohnhaus an, den Blick fest auf die drei obdachlosen Halbwüchsigen gerichtet, die in der Mülltonne wühlten.
    »Du änderst dich nie, oder, Clare?«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber ich habe es auch nie versucht.«
    Er zog seine Taschen aus ihrem Auto und beugte sich durch das Seitenfenster herein. »Um acht im Chef Pons?«
    »Gut. Wir treffen uns dort.«
     
    Es war eine Erholung, allein im Auto zu sitzen. Sie war auf dem Weg zur Gerichtsmedizin, wo Raheema Patel auf sie wartete. Sie hatte den Gipsabdruck des Schädels in einen Karton gepackt. Clare quittierte den Empfang und fuhr wenig später die schmale Straße in Vredehoek hinab, in der das Studio der forensischen Künstlerin lag. Sie läutete. Die Frau, die ihr öffnete, konnte ebenso gut vierzig wie sechzig Jahre alt sein. Verblichene Jeans, ein graues T-Shirt, keine Schuhe. Aus den offenen Fenstern wehte ein Violinkonzert von Mahler durch den Garten.
    »Sie sind eine sehr hartnäckige Frau, Dr. Hart.« Die Hand, die sie ausstreckte, war braun und kräftig. »Ich bin Katrin Goldfarb.«
    »Sheralyn Jantjies hat mir erklärt, dass man Sie immer überreden kann«, gestand Clare.
    »Na ja, sie muss das wohl wissen. Haben Sie alles, was ich brauche?«
    »Die forensische Anthropologin hat einen Gipsabdruck angefertigt«, bestätigte Clare.
    »Perfekt«, sagte Katrin Goldfarb. »Lassen Sie mal sehen.« Sie nahm Clare den Karton ab und klemmte ihn unter den Arm.
    Clare folgte ihr durch einen verwilderten Garten. Das Atelier war ein besserer Geräteschuppen. Es roch nach Erde, nach moderndem Laub, nach Lehm, Latex und Chemie. Katrin Goldfarb stellte den Karton auf einem Tapeziertisch ab, auf dem sie ein paar Grafiken, dazu Lehm und weiße Kugeln für die Augäpfel bereitgelegt hatte.
    »Leicht und wohlgeformt«, sagte sie, während sie den Gipsschädel aus seinem Seidenpapiernest hob und in den Händen balancierte. »Der Kopf einer jungen Frau. Wissen Sie, wann sie gestorben ist?«
    »Vor zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren.«
    Die Künstlerin fuhr mit dem Zeigefinger über die Zickzacklinien, die anzeigten, wo sich die fünf Schädelplatten zu einer perfekten Rundung zusammengefügt hatten. Sie stellte den Schädel auf ihrem Arbeitstisch ab und strich mit den Fingern über die hohe Stirn, um die Augenhöhlen herum und an den vorstehenden Wangenknochen entlang. Ihre Fingerspitzen bewegten sich andächtig wie die einer Mutter auf dem Gesicht ihres Neugeborenen.
    Dann wählte sie einen Holzständer aus und postierte den Schädel darauf. Sie fuhr mit dem Finger die Seiten des Dreiecks von Wangenknochen und Kinnspitze ab.
    »Demnach hatte ihr Gesicht Herzform. Die hohen Wangenknochen, die weit

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