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Galgenberg: Thriller (German Edition)

Galgenberg: Thriller (German Edition)

Titel: Galgenberg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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nickte. »Und ich habe das alles im Fernsehen gesehen  – die Berichte über die Skelette. Ausschließlich alte Sklaven, Gefangene.«
    »Nicht ausschließlich«, verbesserte Clare. »Ein Skelett stammte von einer Frau im Alter Ihrer Mutter.«
    »Viele Frauen dieses Alters verschwinden.« Lilith lächelte abfällig. »Das wissen Sie genau.«
    »Ich bin sicher, dass es Ihre Mutter ist«, widersprach Clare. »Wir müssten Ihre DNA analysieren, um festzustellen, ob die der Toten damit übereinstimmt, aber dafür bräuchte ich Ihr Einverständnis. Und …«
    »Wieso? Wieso sind Sie so sicher?« Mit zitternden Händen zündete sich Lilith eine Zigarette an.
    »Das Skelett lag in einer Kiste«, erzählte Clare. »Ein paar Fetzen eines Seidenkleides überlebten, dazu eine Sandale. Teile einer Halskette. Es ist mir gelungen, die Herkunft des Kleides zu ermitteln  – wie sich herausgestellt hat, handelt es sich um ein in Amsterdam hergestelltes Designerkleid. Mit einem VV-Label. Der Designer, Vincent van Kleef, hat alle Frauen fotografiert, die seine Kleider kauften. Ich hatte den Schädel, den wir am Gallows Hill gefunden hatten, zu einer forensischen Künstlerin gebracht. Sie hat das Gesicht rekonstruiert.«
    »Zeigen Sie es mir«, bat Lilith.
    »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.«
    »Sagen Sie mir nicht, was eine gute Idee ist und was nicht, verdammte Scheiße«, fuhr Lilith sie an. »Sie behaupten, Sie hätten die Knochen meiner Mutter in einem Loch am Gallows Hill gefunden. Zeigen Sie sie mir. Lassen Sie mich ihr Gesicht sehen.«
    Clare holte ihre Mappe heraus. Zeigte Lilith die Fotos der Büste. Dann legte sie die Bilder aus, die Van Kleef geschickt hatte. Und dazu die Bilder aus der Cape Times von Suzannes letzter Vernissage.
    »Ihre Mutter wurde ermordet«, schloss Clare. »Hier in Kapstadt. Im Februar 1988. Sie hat Sie damals nicht allein zurückgelassen.«
    Lilith lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, und ihr Kleid öffnete sich. Sie schloss es hastig wieder, aber Clare hatte bereits die symmetrischen Reihen von Schnitten und Narben an der Innenseite ihrer Schenkel gesehen. Sie waren ihr allzu vertraut.
    »Okay. Falls Sie eine DNA-Analyse brauchen, mache ich eine«, flüsterte Lilith. »Sagen Sie mir einfach, wohin ich gehen soll.«
    »Zu Raheema Patel.« Clare schrieb ihre Nummer auf. »Sie können sie morgen früh anrufen.«
    Lilith steckte die Telefonnummer in die Tasche. Ein ablegendes Schiff stieß in sein Horn. Die Melancholie des fernen Tutens erfüllte die stille Küche.
    »Was ich über meine Mutter weiß, ist Folgendes.« Lilith sah Clare wieder an. »Sie schloss sich dem Befreiungskampf an.« Liliths Mund verhärtete sich bei dem Wort, in dem Heldentum und Verrat zusammenfielen. »Er verschlang sie. Sie machte Kunst. Sie wurde verhaftet, dann wieder entlassen. Sie machte weiter Kunst. Es kam zum Zusammenbruch. Jemand muss sie angeschwärzt haben, denn sie floh. Tauchte unter. Verschwand. Ließ mich zurück.«
    Es war, als würde Lilith aus der Gegenwart gleiten, als würde sich in ihren Augen Widerstand sammeln. Und Kälte.
    »So konnte ich meinem Leben Sinn geben«, sagte sie. »Meinem Verlust. Und jetzt erzählen Sie mir, dass ich diesen Verlust trotzdem erlitten habe, aber dass er vollkommen sinnlos war. Warum sollte jemand sie umbringen? Die Leute, die sie abholen wollten, brauchten nur in unser Haus zu kommen und sie mitzunehmen. Sie hätten sie so lange bei sich behalten können, wie sie wollten. Das hatten sie schon gezeigt.«
    »Wer?«
    »Die Sicherheitspolizei. Immer wenn ich an diesen Abend denke, habe ich das Gefühl, ins Leere zu fallen. Wie in einem Albtraum. Immer tiefer in die Schwärze zu fallen.«
    »Ihr Icarus Girl«, erkannte Clare.
    »Genau.« Lilith breitete die Fotos aus. Menschen in Abendkleidung. Künstler in mit Slogans bedruckten T-Shirts. Wer einen von uns verletzt, verletzt alle. Überall Sektflöten. Gemälde an der Wand, Suzannes zinnoberrote Signaturen. Ein kleines Mädchen, das sich an der Hand einer schwarzen Frau festklammert. Ein zweites Mädchen zusammengerollt im Schoß der Frau.
    »Das bin ich«, erklärte Lilith.
    »Und das?«, fragte Clare.
    »Das ist Sophie. Sophie Xaba. Sie war auch dabei. Mein Kindermädchen. Meine Zweitmutter. Ich hatte vergessen, dass sie auf der Vernissage war.«
    »Sie waren den ganzen Abend dort?«
    »Nein.« Liliths Brauen zuckten konzentriert. »Wahrscheinlich nur am Anfang. Dafür musste ich mit Sophie mucksmäuschenstill

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