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Galgenberg: Thriller (German Edition)

Galgenberg: Thriller (German Edition)

Titel: Galgenberg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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niedergestochen hatten. Sie blutend zum Sterben liegen gelassen hatten, dort, wo Clare sie finden musste.
    Eine leichte Hand auf Clares Schulter schreckte sie auf und riss sie aus ihrer Erinnerung. Sie drehte sich um und blickte auf schräge Wangenknochen, ein herzförmiges Gesicht. Das lebende Abbild jener Frau, die Katrin Goldfarb aus Lehm geformt hatte.
    »Ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich bin Lilith. Stella hat mir gesagt, dass jemand hier sei.«
    »Clare Hart.«
    »Ja, ich kenne Sie.« Lilith drückte auf die Fernbedienung in ihrer Hand, und die Geräusche verstummten.
    »Ich habe mich gefragt, was das für Geräusche sind«, sagte Clare.
    »Aufnahmen von Plätzen in Kapstadt, an denen Frauen ermordet wurden. Sie werden ausgelöst, wenn man auf die Sensoren am Boden tritt.«
    »Seltsam, wie verstörend eine Anhäufung ganz gewöhnlicher Geräusche wirken kann«, gestand Clare.
    »Ja, schon.« Lilith legte die Hand auf Clares Arm. »Ich habe von Ihnen gehört.«
    »Ach ja, die Sache am Gallows Hill. Die kam in allen Nachrichten.«
    »Ja, ich habe Sie im Fernsehen gesehen. Ich wohne ganz in der Nähe. Aber ich kannte Sie schon vorher. Ich habe das Buch über Ihre Schwester gelesen. Und dann habe ich Ihre Recherchen verwendet, die von Ihnen gezeichneten Karten, um diese Tonaufnahmen zu machen. Ihre Mord-Stadtpläne. Die ganzen Cluster«, sagte Lilith. »Das sind Dinge, die wir teilen, glaube ich.«
    »Lilith, Schätzchen.« Erschrocken drehte sich Clare um und sah ein Paar um die fünfzig auf Lilith zusteuern.
    »Die sind absolut fantastisch«, urteilte die Frau. Sie hatte ein hübsches Höckernasenprofil, und der handgeschmiedete Schmuck lag schwer auf ihrem Hals. »Man kann kaum sagen, ob die Bilder aus einem Pornofilm oder einer Obduktion stammen.«
    »Macht das denn einen Unterschied?«, fragte Lilith.
    »Ich wusste, dass dich das faszinieren würde«, sagte der Begleiter der Frau. Er lächelte Lilith an. »Osman hatte Glück, dass er Sie wieder aufgespürt hat.«
    »Gilles hat nie einfach nur Glück. Er bekommt immer genau das, was er will.« Liliths Stimme glitt über die choreografierte Brutalität der Bilder hinweg.
    Die Frau hakte sich bei dem Mann unter. »Leisten Sie uns Gesellschaft beim Mittagessen?«
    »Ein andermal vielleicht. Im Moment bin ich zu beschäftigt.«
    Clare fühlte sich geschmeichelt.
    »Gilles hatte ganz recht«, sagte die Frau zu ihrem Mann, während sie aus dem Raum gingen. »Köstlich pervers.«
    Die Aufzugtür glitt hinter ihnen zu.
    »Er kauft mit seinem Schwanz und ihrem Geld«, erklärte Lilith. »Er hat eine umfassende Sammlung, wie Sie sich vorstellen können.«
    Clare lächelte. »Ihre Arbeiten sind sehr verstörend.«
    »Warum sind Sie hier, Dr. Hart?«
    Mit unergründlichen blauen Augen sah Lilith Clare an.
    »Ich …« Clare war es nicht gewohnt, so aus der Balance gebracht zu werden. »Ich wollte mit Ihnen über etwas sprechen.«
    »Ich muss mit Gilles und Merle noch ein paar Sachen erledigen, bevor wir das Ausstellungsende feiern«, sagte Lilith und reichte Clare eine Karte. »Warum kommen Sie nicht in mein Atelier, ich würde Ihnen gerne mehr zeigen. Und Sie näher kennenlernen.«

23
    Eine Gruppe obdachloser Männer und Frauen hatte sich auf den Bänken vor dem Parlament niedergelassen; ein papsak wanderte von Hand zu Hand. Clare fuhr die Plein Street hinunter, vorbei an der Bronzestatue eines Burengenerals auf einem Schlachtross. Botha hatte den Blick fest auf die Hottentots Holland Mountains gerichtet, durch die sein Volk vor beinahe zweihundert Jahren in das abweisende Hinterland gezogen war. Frauen und Kinder eng gedrängt auf den Wagen, hinter denen Sklaven und Tiere trotteten.
    Sie bog in die Darling Street, fand dort wie durch ein Wunder einen Parkplatz und tauchte dann in den Trubel im Eastern Food Bazaar ein. Clare bezahlte zwei Masala Dosa an der Kasse und stellte sich in die Schlange vor der Essensausgabe. Sie rief ihre Bestellung einem dünnen Mann in weißer Schürze zu, der daraufhin eine papierdünne Schicht Reismehl auf dem Grill verstrich. Mit wässrigem Mund beobachtete sie, wie der Pfannkuchen Blasen warf. Sie nahm beide Mahlzeiten in Empfang, löffelte etwas Chili auf Riedwaans Teller und suchte einen freien Tisch.
    Gerade als sie sich setzte, traf er ein. Sie sah, wie er die Menge absuchte. Die uralte Angewohnheit, erst einmal festzustellen, wer anwesend war, wo sich die Ausgänge befanden. Er nahm mit dem Rücken zur Wand Platz.
    »Danke.« Er

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