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Galgenberg: Thriller (German Edition)

Galgenberg: Thriller (German Edition)

Titel: Galgenberg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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Verbindungen?«, hakte Clare nach.
    Gilles Osman sah seine Schwester an. Dann wieder Clare.
    »Wie gut kennen Sie Suzannes Arbeiten?«, fragte er.
    »Ich habe ein paar gesehen«, sagte Clare. »Aber nicht viele. Wodurch zeichneten sich ihre Arbeiten aus, und wie wurden sie aufgenommen?«
    »Sie war radikal«, antwortete er. »Sie besaß ein untrügliches Gespür für das Erotische, und gleichzeitig spürte sie das Bedürfnis, Zeugnis von dem Gemetzel in den Townships abzulegen.«
    »Bisweilen war sie geradezu unerträglich prinzipientreu«, fügte Merle Osman an.
    »Sie war jung. Wie wir auch. Man vergisst das zu leicht.« Osman wandte sich an Clare. »In Suzannes Gegenwart konnte man sich nie völlig entspannen.«
    »Sie werden ihre Arbeiten sofort erkennen. Sie stehen emblematisch für jene Zeit.«
    Er reichte ihr einen alten Katalog.
    Auf dem Cover war ein Selbstporträt abgedruckt, mit der kühnen scharlachroten Signatur rechts unten. Clare blätterte durch die Seiten. Die Holzschnitte, die sie in der Zeitung gesehen hatte. Die erstickten Schreie trauernder Mütter, die leeren Augen der auf den Dünen versammelten Soldaten, Bulldozer und zermalmte Hütten. Auf dem letzten Bild der Serie lag eine kaputte Puppe im Vordergrund, hinter der alles verschwamm.
    »Gegen Ende hatte Suzanne eine neue Richtung eingeschlagen«, erläuterte Osman.
    »Originalität. Liebespaare. Einmischung. Schönheit. Sex. Politik.« Clare pickte die Worte aus dem einführenden Text heraus. »Meiner Erfahrung nach kann schon eines dieser Worte eine Frau das Leben kosten, von allen zusammen ganz zu schweigen.«
    »Suzanne eckte überall an. Politische Einmischung war damals genauso wenig erwünscht wie heute«, sagte er.
    »Inwiefern war sie politisch engagiert?« Clare sah von dem Katalog auf. »Hier spricht nur wenig dafür, dass sie wirklich aktiv war.«
    »Sie steckte bis über beide Ohren im Widerstand«, sagte Osman.
    »Wir nahmen damals alle an, sie hätte Wind davon bekommen, dass sie als Nächste verhaftet werden sollte«, erzählte Merle. »Dass sie deswegen untergetaucht war. Dass sie darum da draußen in einem insektenverseuchten Höllenloch starb.«
    »Für Merle endet die Zivilisation jenseits der Main Road«, fügte Osman lächelnd an.
    »Sie ist nicht die einzige Kapstädterin, die das glaubt«, entgegnete Clare. »Sind Sie hier geboren und aufgewachsen?«
    »Aufgewachsen in Kapstadt. Geboren im Karoo«, antwortete Merle Osman. »In Carnarvon. Auf dem Weg ins Nichts.«
    »Es ist nicht immer einfach, die Vergangenheit abzustreifen«, warf Osman ein. »Aber Sie haben nach Suzanne gefragt. Die Sicherheitspolizei war hinter ihr her.«
    »Jacques Basson«, bestätigte Clare. »Wie ich hörte, hatte er es auf sie abgesehen. War er jemals in Ihrer Galerie?«
    »Warum sollte er hierherkommen?«, fragte Merle Osman.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Clare. »Vielleicht um nach Suzanne zu suchen? Sich ihre Arbeiten anzusehen? Wenn sie Ihre Künstlerin war, hat man doch bestimmt auch Sie überwacht.«
    »Das hat man bestimmt«, pflichtete Osman ihr bei. »Aber wir schafften es, auf jenem schmalen Grat zwischen Provokation und echtem Ärger zu balancieren. Das arme Kind.«
    »Natürlich, du hast sie an jenem Abend gesehen.« Merle Osman setzte ihre Kaffeetasse ab.
    »Ach?« Clare sah Bruder und Schwester an und bemerkte, wie sich die Züge im Gesicht des jeweils anderen spiegelten.
    »Suzanne?«, fragte Osman. »Aber natürlich haben wir sie gesehen. Es war eine fantastische Vernissage. Sie hatte gerade den Durchbruch geschafft, stand auf der magischen Schwelle zum Erfolg. An diesem Abend überstrahlte sie alles.«
    »Ja«, sagte Clare. »Ich habe die Bilder in der Cape Times gesehen. Es war sehr voll.«
    »Nicht nur Suzanne«, ergänzte Merle Osman, den Blick auf ihren Bruder geheftet. »Später war auch ihre Tochter da. Um die mussten wir uns natürlich auch kümmern. Oder jedenfalls du, Gilles.«
    »Bitte erzählen Sie mir mehr«, bat Clare.
    »Als die Polizei Lilith fand, rief man bei mir an«, sagte Osman.
    »Die Sicherheitspolizei, meinen Sie? Basson und die anderen, die Suzanne verhaften wollten?«
    »Natürlich.« Osman stellte seine Tasse auf das Tablett zurück. »Lilith war wie ein wildes Tier. Nicht zu bändigen, sie kratzte und biss. Ließ niemanden in ihre Nähe. Und sie sprach kein Wort  – sie war vor Angst verstummt. Natürlich steht das alles in den Akten der Sozialarbeiterin.« Er lehnte sich wieder zurück. »Wie Sie

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