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Galgenfrist für einen Mörder: Roman

Galgenfrist für einen Mörder: Roman

Titel: Galgenfrist für einen Mörder: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Olivers Besprechung, und setzen Sie ihn davon in Kenntnis. Sagen Sie ihm, dass Scuff das Opfer ist.«
    »O Gott«, stöhnte Cribb erschüttert. »Sagten Sie Scuff, Sir?«
    »Ja.«
    »Sehr wohl, Sir. Würden Sie bitte hier warten?« Cribb gab sich nicht damit ab, Monk einen Stuhl anzubieten. Dass dieser zu aufgewühlt war, um sich zu setzen, hatte er längst erkannt.
    Tatsächlich schritt Monk im Vorzimmer hin und her. Die Sekunden schienen sich endlos in die Länge zu ziehen, und selbst die leisesten Geräusche hinter der Tür dröhnten ihm in den Ohren.
    Schließlich kehrte Cribb mit ernster Miene zurück. »Sir Oliver wird Sie sofort empfangen«, erklärte er. »Ich werde die anderen Mandanten um Geduld bitten, bis Sie mich anderweitig informieren.«
    »Danke.« Damit stürmte Monk an ihm vorbei und riss die Tür zu Rathbones Büro auf.
    Sein Freund wandte sich zu ihm um, das Gesicht bleich, die Augen weit aufgerissen. »Sind Sie wirklich sicher?« Er verzichtete auf eine Einleitung. Sie war nicht nötig.
    »Ja«, antwortete Monk und zog die Tür hinter sich zu. »Er hat mir eine Nachricht geschickt, in der er mir droht, Scuff für seine Geschäfte zu benutzen und dann zu töten, sofern ich nicht umgehend meine Ermittlungen gegen ihn einstelle und Durbans Namen vor der Öffentlichkeit anschwärze.« Die Worte gingen ihm nur schwer über die Lippen, denn sie schienen dem Sachverhalt eine noch intensivere Realität zu verleihen. »Aber ich habe vor, Scuff dort rauszuholen, und dazu brauche ich Ihre Hilfe.«
    Rathbone wollte ihm schon entgegnen, dass das keine rechtliche Angelegenheit war, doch dann erkannte er, dass Monk sich dessen natürlich bewusst war und dass er ihm das Schlimmste noch gar nicht mitgeteilt hatte.
    In aller Eile und mit schonungsloser Offenheit klärte Monk ihn dann auf. »Claudine Burroughs hat sich als Streichholzverkäuferin verkleidet und zu ermitteln versucht, wo Phillips’ Fotografien verkauft werden. Es ist ihr gelungen, mindestens einen Laden zu finden. Die Bilder waren schrecklich, aber noch wichtiger ist, dass sie einen der Käufer erkannt hat, da sie gesellschaftlich mit ihm verkehrt. Sie befürchtet, dass er sich von ihrer Verkleidung nicht täuschen ließ, und das ist wahrscheinlich der Grund für Phillips’ Angriff.«
    Rathbone runzelte die Stirn. »Ich kann Ihrer Logik nicht folgen. Was hätte Phillips denn davon? Selbst wenn Mrs. Burroughs recht hat, dürften ihm doch einzelne Kunden egal sein.«
    Zum ersten Mal geriet Monk ins Zögern. Was er jetzt aussprechen musste, widerstrebte ihm zutiefst. »Es war Arthur Ballinger«, sagte er leise. »Ich glaube, er hat Phillips gewarnt, dass wir ihm auf den Fersen sind, und das ist nun Phillips’ Vergeltung. Es tut mir sehr leid.«
    Rathbone stand da wie vom Donner gerührt. Langsam wich alle Farbe aus seinem Gesicht. Er schien zu keinem Gedanken oder zusammenhängenden Satz fähig.
    Monk setzte zu einer neuerlichen Entschuldigung an, sah dann aber ein, dass sie nichts bewirkt hätte.
    »Das ist das Einzige, was sich geändert hat«, sagte er stattdessen. »Davor war Phillips am Gewinnen, und das wusste er auch. Er brauchte nichts zu tun und konnte es sich leisten, in aller Ruhe abzuwarten. Jetzt aber haben wir Ballinger identifiziert, und das muss ihn schwer getroffen haben.«
    Rathbone ging zu seinem Stuhl und ließ sich unsicher darauf nieder. »Ich werde tun, was mir möglich ist«, krächzte er. In kurzen, gequälten Sätzen berichtete er Monk von seiner Konfrontation mit Richter Sullivan und davon, dass dieser ihm allerdings nicht den Namen des Mannes genannt hatte, der seine Schwäche kannte und davon profitierte.
    »Ich werde tun, was in meiner Macht steht, um Ihnen dabei zu helfen, Scuff zu retten«, versprach Rathbone mit belegter Stimme. Er stand auf, geriet aber erneut ins Wanken. »Das schwache Glied in der Kette ist Sullivan. Er wird wissen, wo Phillips’ Boot vor Anker liegt, und ich kann ihn zwingen, uns hinzuführen. Er wird die Besuchszeiten und Räumlichkeiten kennen, denn er ist dort Stammkunde. Ich glaube, wir haben keine Zeit zu verlieren.« Er ging zur Tür.
    Monk folgte ihm. Er wollte ihn nach seiner Beziehung zu Ballinger befragen, wusste aber, dass die Wunde zu frisch und tief war, um jetzt schon daran zu rühren. Die Tatsache, dass Rathbone nicht protestierte, bewies ihm, dass der Anwalt sich der Wahrheit nicht entziehen wollte. Monk konnte allenfalls ahnen, wie schmerzhaft das für ihn sein musste – nicht

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