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Galgenfrist für einen Mörder: Roman

Galgenfrist für einen Mörder: Roman

Titel: Galgenfrist für einen Mörder: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Hesters. »Äußerst peinlich für Durban, aber er überstand es. Verlor eine ganze Reihe von vermeintlichen Freunden. Eine schmerzhafte Art und Weise, die Wahrheit über seine Bekannten herauszufin den.Wurde in Häusern verspottet, wo man ihn bis dahin mit ›Sir‹ angesprochen hatte. Das verletzte ihn, aber ich habe nur einmal beobachtet, wie er sich das anmerken ließ, und das auch nur für einen kurzen Moment. Er hat es getragen wie ein Mann, hat sich nie beklagt und hat meines Wissens nie weggeschaut, wenn sie irgendwas angestellt haben.«
    »Was ist mit dem Mädchen geschehen?« Hester spürte, wie Wärme in ihr aufwallte, wie der Schmerz und die Anspannung nachließen, nur um von einem eisigen Gefühl abgelöst zu werden, weil sie die nächste Antwort fürchtete.
    »Nichts.« Palk sah Hester fest in die Augen. »Das war nicht Durbans Art. Er wusste, dass sie nur tat, was sie tun musste, um über die Runden zu kommen. Er war ein Heißsporn, aber er ließ seinen Zorn nie an Frauen oder Kindern aus. Auf seine Weise war er sogar sanft, als wüsste er genau, was es heißt, arm, hungrig oder allein zu sein.« Ein versonnenes Lächeln spielte um seine Lippen. »Er prügelte Willy Lyme windelweich, weil er seine Frau geschlagen hatte, behandelte aber den alten Bert unglaublich liebevoll, als der blöde wurde und nicht mal mehr wusste, wer er war. Sprang in den Kanal, als der arme alte Spinner ins Wasser ging, und weinte, weil er ihn nicht retten konnte. Armer alter Bert.War auch auf seiner Beerdigung, der gute Durban. Ich weiß es nicht sicher, aber ich glaube, er hat sie sogar zum größten Teil aus seinen eigenen Mitteln bezahlt. Wenn Bert sechs Pence besaß, war das schon viel.«
    Er sah Hester scharf an. »Wieso wollen Sie das überhaupt wissen, Miss? Jetzt können Sie Durban ja nicht mehr wehtun, aber hier gibt es viele Leute, die nicht gut auf Sie zu sprechen sein werden, wenn Sie ihn durch den Schmutz ziehen. Wäre nicht allzu gut für Sie.«
    »Ich versuche, im Gegenteil, denen einen Strich durch die Rechnung zu machen, die das beabsichtigen«, erwiderte Hester.
    Verwirrung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
    Sie lächelte ihn an. »Mein Mann hat seine Stelle bei der Wasserpolizei übernommen, weil Durban ihn empfohlen hatte. Wir haben versucht, Durbans letzten Fall zu klären, sind aber auf ganzer Linie gescheitert und können den Schuldigen nicht noch einmal anklagen. Ich möchte beweisen, dass das Gericht sich geirrt hat und wir recht hatten, Durban, mein Mann und ich.«
    »Wird Ihnen nichts nützen.«
    »O doch. Wir werden die Wahrheit herausfinden, und darauf kommt es an.«
    »Monk, haben Sie gesagt? Der Neue in Wapping?«
    »Ja.«
    »Wird nicht leicht sein, Durban nachzufolgen.«
    »Das hängt davon ab, wohin er ging.«
    Er blickte ihr in die Augen, ohne zu blinzeln. »Recht und Unrecht. Kein Mensch hat immer recht, aber er war öfter im Recht als die meisten.«
    Hester erhob sich. »Das hoffe ich. Aber ich brauche die Wahrheit. Worin sie auch besteht.«
    »Und die werden Sie dann allen verkünden?«
    »Je nachdem. Ich kenne sie ja noch gar nicht.«
    Palk nickte. »Sie sind auf einem guten Weg. Aber passen Sie auf. Es gibt viele, die bereit sind zu morden, um Sie zum Schweigen zu bringen.«
    »Das weiß ich.«
    Er stemmte sich aus seinem Stuhl hoch, was ihm angesichts einer Schulter, die eine gute Handbreit höher war als die andere, große Mühe bereitete, und begleitete sie humpelnd zur Tür.
     
    Monk zog am Morgen wieder los, an seiner Seite Scuff, der wie gestern seine alten Stiefel trug. Sehr bald würde Monk ihm etwas Besseres besorgen, aber fürs Erste war er gezwungen, auf der Suche nach Mary Webber Durbans Spuren zu folgen. Freilich wäre er dabei lieber allein gewesen. Die Anstrengung, seine Gefühle zu verbergen und ein nettes Gespräch zu führen, wurde bei weitem nicht von der Hilfe aufgewogen, die er von Scuff zu erwarten hatte. Aber er hatte sich selbst keine andere Wahl gelassen. Abgesehen davon, dass er Scuff mit einer Zurückweisung verletzt hätte, wagte er es einfach nicht, ihn allein durch London streifen zu lassen. Er hatte ihn in Gefahr gebracht und musste jetzt sein Möglichstes tun, um ihn vor den Konsequenzen zu schützen.
    Am späteren Vormittag wurde er nach mehreren vergeblichen Versuchen, seinen Zeugen zu finden, beinahe von ausgerechnet dem Gelegenheitsdieb ausgeraubt, hinter dem er die ganze Zeit her war. Er und Scuff standen gerade auf dem Black Eagle Wharf zwischen

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