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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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Sandsteinhäusern von Kilmarnock, welche die besseren Straßen säumten, galt schon der Name als gleichbedeutend mit Schmutz und Verwahrlosung. Selbst die örtliche Arbeiterklasse, aus der ich stammte, blickte aus ihren grob verputzten Sozialwohnungen kopfschüttelnd auf die nicht weit entfernten Brüder in Glasgow herab. Der schlimmste Nichtsnutz im schäbigsten Teil von Kilmarnock redete sich ein, mindestens noch eine Stufe über seinem Pendant südlich des Clyde zu stehen – eine rein spekulative Annahme, die sich vor allem auf die Größe und Anzahl der Ratten stützte, die vor den Außenklos patrouillierten.
    Tatsächlich ging es nur um marginale Unterschiede. Tuberkulose, Rachitis, Kinderlähmung und Unterernährung waren in jeder größeren schottischen Siedlung anzutreffen. Nur erstreckten sich diese Elendsgebiete in Glasgow über ein Viertel der gesamten Innenstadt, waren völlig übervölkert und verströmten das Aroma von verwestem Fisch. Und wo sich in Kilmarnock Rüpel tummelten, die man an den Freitagabenden jederzeit für eine Schlägerei begeistern konnte, waren es in den Gorbals mit Messern bewaffnete Banden wie die Beehive Boys . Wenn einen dort keine Krankheit niederstreckte, dann ein Messer. Der Kilmarnock Standard berichtete oft über wüste Prügeleien in den Tanzlokalen der Stadt, bei denen Männer mit Flaschen zuschlugen. Zwischen den Zeilen verbarg sich unverkennbar die Botschaft, dass Kriminelle aus den Gorbals dahinterstecken mussten.
    Doch wenn man mit halb geschlossenen Augen mit der Straßenbahn durch das Viertel fuhr, wirkte es mit seinen breiten Straßen und den schönen viktorianischen Sandsteinbauten wie eine Gemeinde, die ausschließlich Musterbürger hervorbrachte. Erst bei genauerem Hinsehen entdeckte man grundlegende Probleme: mit Kopfstein gepflasterte Straßen voller notdürftig geflickter Löcher, die mit Unrat übersät waren, weil die kommunale Müllabfuhr sich weigerte, die Gegend ohne bewaffneten Begleitschutz aufzusuchen. Familien, die zu zehnt in einem Zimmer hausten. Abwassersysteme, die buchstäblich aus allen Nähten platzten. Massenarbeitslosigkeit und Analphabetismus.
    Im vergangenen Jahrhundert hatten die Gorbals die Besitzlosen und Vertriebenen wie ein Magnet angezogen. Es kamen Juden, die vor den Pogromen in Russland geflüchtet waren. Die gälische Landbevölkerung aus dem schottischen Hochland, denen die Gutsherren Grund und Boden weggenommen hatten, weil die Schafzucht hohe Profite versprach. Opfer der Hungersnöte in Irland. Und in jüngster Zeit zahlreiche Verfolgte des Naziregimes.
    Von der dunklen Seite der Gorbals erfuhr ich aus erster Hand, als ich in den 30er-Jahren zu einer Gruppe von Kriminalbeamten der Stadtdivision Süd in die Polizeiwache Craigie Street abkommandiert wurde. Ich sollte sie dabei unterstützen, eine Bande von Vergewaltigern aufzuspüren, die die Straßen terrorisierten. Meistens lauerten sie einer Mädchenschar auf dem Heimweg von irgendeinem Tanzlokal auf, wo sie zum Jig herumgehüpft waren, und schnappten sich eine von ihnen, sobald sie den düsteren Hof ihrer Mietswohnung betrat. In allen Hauseingängen der Gorbals wurde an Donnerstagabenden – den Abenden, an denen man »poussieren« ging, wie man das hier nannte – so viel geknutscht, dass erstickte Schreie oder Handgemenge kaum auffielen. Und oft fand man am Morgen dann ein böse zugerichtetes, weinendes und blutendes Mädchen im Treppenhaus liegen.
    Wenn ich an die Gorbals dachte, dann zuerst an das, was sie meiner Nase zumuteten. An den widerlichen Gestank nach Urin und Abfall in den Fluren. An die warmen, dampfenden Ausdünstungen von nahe beieinander lebenden Menschen, die wie ein Rudel Neandertaler Mahlzeiten zubereiteten, ihren Darm entleerten, Kinder zeugten und sich miteinander stritten.
    Und trotzdem ...
    Mal abgesehen von den Bandenkriegen, den Trinkern und den Nichtsnutzen lebten hier auch sehr viele Menschen in Stolz und Würde, insbesondere die Frauen – die Mütter. Mit 30 Jahren sah eine Frau, die acht Kinder großzog, in der Regel wie 60 aus und hätte eigentlich längst resignieren müssen. Stattdessen nahm sie ihre Kinder in die Kirche mit, stahl ihrem Ehemann, ehe er den ganzen Lohn versaufen konnte, einen Shilling aus der Brusttasche, um ihrer Tochter zum 16. Geburtstag eine Kleinigkeit zu kaufen, und nähte und flickte jedes Kleidungsstück, bis vom ursprünglichen Stoff nichts mehr übrig war. Wenn ihr besoffener Gatte sie dermaßen zusammenprügelte,

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