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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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spindeldürr. Das zu einem Bürstenschnitt gestutzte graue Haar gab den Blick auf sein Gesicht frei. Die offene, herzliche Miene des Geistlichen stand in auffälligem Gegensatz zur strengen Kleiderordnung seiner Konfession und Profession.
    »Möchten Sie beichten, mein Sohn?«, fragte er im Näherkommen mit unverkennbar irischem Akzent.
    »Ich gehöre Ihrer Religionsgemeinschaft nicht an ...« Ich suchte nach einer Anrede, die nicht so klang, als schuldete ich ihm Ehrerbietung, fand aber keine. »Pater.«
    »Wir alle müssen hin und wieder jemandem das Herz ausschütten. Ich bin gerne dazu bereit, Ihnen zuzuhören. Sie sehen so aus, als plagten Sie große Sorgen.«
    »Stimmt. Ich mache mir große Sorgen um einen Freund. Um Hugh Donovan.« Ich beobachtete sein Gesicht. Nach und nach verschwand das Lächeln und der Mund verzog sich zu einem Ausdruck tiefer Betroffenheit.
    »Dann müssen Sie Douglas Brodie sein. Bitte folgen Sie mir.«
    Die Sakristei war längst nicht so farbenprächtig wie das Kirchenschiff. Nüchtern und leer, sah man vom unvermeidlichen Mann am Kreuz ab, einige Bücher auf einem Regal, ein kleiner Schreibtisch und zwei durchgesessene Lehnstühle, die nachgaben, als wir darauf Platz nahmen. Als er sich nach vorne beugte, pendelte sein Kreuz über den Knien hin und her.
    »Er hat angekündigt, dass Sie kommen würden, Douglas. Darf ich Sie Douglas nennen?«
    Nein, dürfen Sie nicht. »Ich bin an Brodie gewöhnt. Und wie soll ich ...?«
    Er lächelte. »Nennen Sie mich einfach Patrick. Das ist eine schreckliche Geschichte. Ich hätte nie gedacht, dass sie sich so entwickelt.«
    »Sie halten ihn also für unschuldig?«
    Er nickte. »Ich kenne Hugh seit etwa einem Jahr. Er war großen Schmerzen und großen Versuchungen ausgesetzt. Ich glaube nicht, dass ich seine Stärke besessen hätte. Und jetzt muss er all seinen Mut aufbringen, um die nächsten Wochen durchzustehen. Um sich dem zu stellen, was Gott mit ihm plant – was immer es auch sein mag. Es ist gut, dass er einen Freund hat, mit dem er in dieser Zeit reden kann – mal abgesehen von mir natürlich. Ich besuche ihn, sooft ich nur kann.«
    »Können Sie bei Ihrem nächsten Besuch mit den Leuten dort mal darüber reden, wie man seine körperlichen Schmerzen lindern könnte? Es sei denn, Sie halten diese Qualen für eine gerechte Strafe Gottes ...«
    Pater Cassidy sah mich forschend an. »Unser Herr Jesus überlässt es uns Sterblichen, Urteile über andere zu fällen. Sein Urteil spricht er erst, wenn die Zeit sich erfüllt hat.«
    Mein Versuch, ihn zu provozieren, kam mir jetzt überaus albern vor. Das stille Gottvertrauen und die Gewissheit ihres Glaubens lösten bei meiner Begegnung mit einem Priester stets den unbändigen Wunsch aus, beides ins Wanken zu bringen. Vermutlich war ich einfach nur neidisch. Im Laufe meiner Einsätze als Polizist und später als Soldat verlor ich irgendwann jegliche Geduld mit religiösen Überzeugungen.
    Waren die in den Straßen randalierenden Derry Boys – fanatische Protestanten – wirklich etwas, das ein allmächtiger Gott zulassen konnte? Oder die Konzentrationslager? Wenn ja, dann brachte der Schöpfer die Liebe zu den Kreaturen, die er nach seinem Bilde erschaffen hatte, auf höchst merkwürdige Art und Weise zum Ausdruck. Dieser erwachsene Mann, der im Wissen, dass er für jedes göttliche Donnerwetter eine Erklärung parat hatte, ungeniert Phrasen drosch, als glaubte er an jedes einzelne Wort, war in meinen Augen entweder ein heiliger Narr oder ein Scharlatan.
    Aber mir war auch bewusst, dass genau meine erbarmungslose Vernunft mich dazu gebracht hatte, den Glauben an Gott – egal welchen – durch den Glauben an mich selbst zu ersetzen. Eine Zeit lang hatte das glänzend funktioniert. Ich machte nur mich selbst für Fehler verantwortlich und rechnete persönliche Siege nur mir selbst als Verdienst an. Doch in den vergangenen sechs Monaten war es mir so vorgekommen, als hätte ich den Glauben an mich selbst zusammen mit der Uniform abgelegt.
    »Zu welchem irdischen Urteil sind Sie denn gelangt, Patrick?«
    »Wenn man all dem Beweismaterial vertraut, fällt es schwer, Hugh weiterhin für unschuldig zu halten. Aber trotzdem kann ich ihm vergeben und ihm in seiner dunkelsten Stunde meinen Beistand anbieten.«
    Ich fragte mich, ob diese dunkelste Stunde nicht längst hinter Hugh lag. Die Stunde, als er nach Entfernung der Verbände zum ersten Mal in den Spiegel gesehen hatte.
    »Es liegt immerhin noch ein

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