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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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bissig, wie es rüberkam. Sie steckte die Bemerkung locker weg.
    »Die Aufgabe eines guten Rechtsvertreters ist die Verteidigung. Wir urteilen nicht über die Taten unserer Klienten. Und er hatte den Besten: Laurence Downdall, den Kronanwalt. Hab ihn in Aktion erlebt. Hätte Adam seinerzeit nicht nur Eva, sondern auch Laurence Downdall an seiner Seite gehabt, würde er wohl immer noch im Paradies leben.«
    »Ist Downdall besser als Sie?«
    Sie warf mir einen schiefen Blick zu. »Sie glauben wohl nicht, dass auch eine Frau diese Arbeit gut erledigen kann, was, Brodie?«
    Ich wägte meine Antwort sorgfältig ab. »Sam, es geht dabei nicht um Ihr Geschlecht, sondern um die Erfahrung. Bei wie vielen Mordanklagen waren Sie schon als Verteidigerin involviert?«
    Sie nahm noch einen Schluck Scotch. »Das ist mein erster Mordfall als leitende Verteidigerin, okay? Aber bei jeder Menge anderer Anklagen war ich als Konzipientin, also quasi als Junioranwältin, im Einsatz. Und vergessen Sie nicht, dass ich es geschafft habe, eine absolut sichere, einstimmige Verurteilung in ein Mehrheitsvotum abzuschwächen!«
    »Wie sind Sie überhaupt an diesen Fall gekommen?«
    Sie musterte ihr Glas, offensichtlich verblüfft, dass es bereits leer war. »Diese Frage ist schon besser. Der Fall wurde von der Edinburgher Anwaltskammer an mich herangetragen.«
    »Wieso gerade an Sie? Wissen Sie das?«
    Sie schob das fein geschnittene Kinn vor. »Ich war wohl einfach mal dran.«
    »Glauben Sie das wirklich?«
    Sie schnellte wie ein Springteufel aus ihrem Sessel hoch, ging zu einem Tisch hinüber, auf dem eine Dekantierkaraffe stand, goss sich noch einen Whisky ein und fügte die gleiche Menge Wasser hinzu. Danach brachte sie den Dekanter herüber und schenkte mir nach. Schließlich blieb sie mit verschränkten Armen vor dem Kamin stehen und starrte in die Glut. »Wissen Sie, was ich glaube, Brodie? Ich glaube, die haben mich ausgesucht, weil sie dachten, ich würde es vermasseln.« Ihre Stimme klang frustriert und leicht betrunken.
    »Wann glaubten Sie das?«, hakte ich nach. »Vor dem Prozess oder später? Und warum haben Sie den Fall übernommen?«
    Mit hochrotem, glühendem Gesicht drehte sie sich zu mir um. »Weil ich es denen zeigen wollte. Was glauben Sie denn? Und das wäre mir ja auch fast gelungen.«
    Das hastig eingenommene Frühstück bestand aus Toast und Tee mit Milch. Im frühen Morgenlicht wirkte Sam angespannt. Ihr Haar war noch feucht von dem Bad, das sie sich gegen halb sieben eingelassen hatte. Das plätschernde Wasser hatte mich aufgeweckt.
    »Erinnern Sie mich daran, dass ich den Scotch mit mehr Wasser trinken muss, ja, Brodie? Vielleicht sollte ich es überhaupt bei Wasser belassen.«
    »Kopfschmerzen?«
    »Ja, genau zwischen den Augen.« Sie schüttelte sich, setzte die Brille auf und verwandelte sich augenblicklich wieder in die reizlose Rechtsanwältin.
    »Und was jetzt?« Sie griff nach einer uralten Ledermappe und machte sich auf den Weg zur Tür.
    »Ich werde die Zeitungen lesen.«
    Sie schaute mich fragend an.
    »In der Bibliothek. Ich möchte in die Atmosphäre dieses Prozesses eintauchen. Sehen, wer was gesagt hat. Der Blickwinkel verschiebt sich, wenn man ein Gerichtsverfahren mit den Augen der vierten Gewalt im Staat verfolgt.«
    Sie nickte. »Klingt durchaus vernünftig. Vielleicht bringt’s ja was. Und was haben Sie danach vor?«
    »Danach werde ich einige alte Kumpels aufsuchen. Könnten Sie Ihre hilfreiche Sekretärin dazu bewegen, für mich heute Nachmittag einen Termin zu vereinbaren?« Ich nannte ihr zwei Namen, die sie sich prompt notierte. Gleich darauf blickte sie auf die Uhr an ihrem Handgelenk.
    »Am besten, wir treffen uns nach Feierabend in meinem Büro. Dann reden wir darüber, was Sie herausgefunden haben. Ich brauche unbedingt etwas mit Hand und Fuß – ganz egal, was!«
    Gott segne Andrew Carnegie. Der Mann war regelrecht vernarrt in Bibliotheken gewesen und seine Heimat Schottland hatte von seiner Großzügigkeit enorm profitiert. Angeblich spendete er das Geld für die Einrichtung zahlreicher Büchereien, um seine Schuldgefühle aufgrund der schlechten Behandlung der Arbeiter in seinem Stahlwerk in Amerika zu kompensieren. Doch zumindest hatte er auf diese Weise bei kleinen Mädchen und Jungen, so auch bei mir, einen Wissensdurst geweckt, den die rudimentären Lehrpläne an den Schulen nicht stillen konnten. Seine Millionen trugen dazu bei, in Schottland zumindest diejenigen zu sättigen, die

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