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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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nie ein Problem damit gehabt, Gewalt mit Gewalt zu erwidern. Eine andere Antwort verstanden Straßenbanden wie die Norman Conks nicht. Doch die ungezügelte Macht, die die Polizei mittlerweile besaß, führte auch dazu, dass sich immer mehr Beamte über das Gesetz stellten und es mehr als eigenwillig auslegten. So hatten einige Einheiten damit begonnen, eigene Versicherungspolicen gegen Razzien zu verkaufen, welche die eigenen Kollegen durchführten. Andere kassierten Schmiergeld dafür, bei illegalen Glücksspielen, Einbrüchen und Schmuggel im Hafen beide Augen zuzudrücken. Das widersprach allem, was mich seinerzeit motivierte, in den Polizeidienst einzutreten, und ich hätte so etwas unter keinen Umständen durchgehen lassen – nennen Sie mich ruhig naiv.
    Ich wandte mich wieder den Zeitungsberichten zu. Vier Männer waren bei einer Party in der Sozialbausiedlung von Blackhill ums Leben gekommen, bei der sich die Leute mit Äthylalkohol um den Verstand gesoffen hatten. Im Stadtteil Govan wurde ein Kind vermisst. Ich konnte nur hoffen, dass es ihm besser ergehen würde als Fionas armem Kleinen.
    Während der Lektüre fiel mir ein, dass ich unbedingt die örtlichen Archive abklappern musste, um mir die Berichte über Hughs Prozess anzusehen. Ich wollte ein Gefühl für den Fall bekommen, denn es war schwierig, ihn nach so langer Zeit wieder aufzugreifen. Die Zeitungen würden mir verraten, mit welchen Widerständen wir im Berufungsverfahren rechnen mussten. Darüber hinaus dokumentierten sie sicherlich auch das genaue Vorgehen der Ermittler – natürlich innerhalb der Grenzen, welche die Presse respektieren musste.
    Plötzlich bemerkte ich eine Bewegung im Pub. Als ich aufblickte, sah ich, wie sich zwei Männer an Leute heranmachten und sie ansprachen, ein Kopfschütteln ernteten und weiterzogen. Zweimal wurde ein Geschäft abgewickelt. Zum Schein in einen Artikel vertieft, blieb ich abwartend sitzen, bis ein Schatten auf meinen Tisch fiel. Der Mann war jung, schlecht rasiert und hatte einen unsteten Blick, was umso mehr auffiel, weil er schielte. Er nickte mir zu.
    »Alles kla, Kumpel?«
    »Ja. Und selbst?«
    Er fixierte mich – soweit ihm das möglich war. »Biste vonne Polizei?«
    Was hatte ich nur an mir, dass jeder es ahnte? »Früher mal. Jetzt nicht mehr.«
    Volltreffer! Er triumphierte. »Eima Bulle, imma Bulle. Abba bist nich von hia.«
    »Nein, aus Kilmarnock. Aber jetzt wohn ich in London. Besuch nur ’nen Kumpel.«
    »Aha. Un brauchste wat, solang de hia bist? Vielleicht ne kleine Prise für’n Urlaub?«
    »Was haben Sie denn da?«
    Er nahm gegenüber von mir Platz und zündete sich eine Zigarette an. »Wat brauchste denn?«
    »Das Gleiche wie Hugh Donovan.«
    Sein Lächeln verschwand und die Augen vollführten erneut einen Veitstanz. »Wer zum Teufel biste überhaupt, Freundchen? Also doch vonne vadammte Polizei, wa?«
    »Was sollte die Polizei denn von dir wollen? Donovan wird gehängt, also ham die doch, wasse brauchen. Hab’s hier gelesen ...« Ich klopfte auf die Zeitung, die mein neuer Freund bestimmt nicht kannte, »dass Donovan hin und wieder gern was genommen hat. Konnte mir schnell zusammenreimen, von wo er’s bekommt. Also hab ich’s in ein paar Pubs in der Ecke probiert und wohl Glück gehabt.«
    »Kann sein oda auch nich.« Er sprang wie eine gezupfte Harfe auf seinem Stuhl herum, blickte sich nervös um und winkte schließlich seinen Kumpel zu sich, der älter und wesentlich gelassener wirkte. An seinem linken Ohr fehlte das Läppchen, eine Narbe zog sich bis auf die Wange.
    Während er sich hinsetzte, musterte er mich misstrauisch. »Wat is los?«
    »Der Typ hia spielt sich als Klugscheißa auf, dat is los. Stammt nich von hia. Will dasselbe wie Hugh Donovan, sachta.«
    »Ach ne! Wat is dir denn lieba? Dat dir et Gesicht schmilzt und du nimmer ausse Augen kucken kanns oder dat dir dein Hals lang gezogen wird?«
    »Der wa gut, Fergie!«
    »Klappe!« Fergie sah mich an und wartete auf meine Reaktion.
    »Hab eher an ein Schmerzmittel gedacht.« Ich rieb mir übers Bein. »Granatsplitter.«
    »Wir könn dafür sorgn, dattet noch mehr piekst, wenne uns verarschen tust.«
    »Hört mal, wenn ihr kein Geschäft machen wollt, dann lasst es einfach. Schließlich seid ihr zu mir an den Tisch gekommen, nicht umgekehrt.« Ich griff zu meiner Zeitung und tat so, als wollte ich lesen. Ich hörte ein leises Klirren, hatte aber keine Zeit mehr zu reagieren. Die Klinge eines Schnappmessers fuhr

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