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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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rief: »Aber dafür gibt es direkt gegenüber eine Fahrschule!«
    »Ja und?«
    »Nachtfahrten«, antwortete Esther, als habe sie damit den Jackpot geknackt.
    »Nachtfahrten?«, wiederholte Schnur begriffsstutzig.
    »Ja! Um zur Führerscheinprüfung zugelassen zu werden, müssen die Schüler eine bestimmte Anzahl an Nachtfahrten absolvieren. Am besten fragen wir dort an, ob zu der Zeit, als Bertram Andernach getötet wurde, zufällig jemand in der Fahrschule war.«
    »Esther, du bist klasse«, lobte Schnur. »Auf die Idee wäre ich nicht gekommen. Da der Geistesblitz von dir kommt, darfst du dich darum kümmern.«
    Zufrieden lehnte sich Esther zurück.
    »Anton wird dich begleiten«, fügte Schnur an. »Und Erik wird ab sofort mit Andrea zusammenarbeiten.«
    Schnur erhob sich von seinem Platz und bemerkte abschließend: »Ich habe mir die delikateste Aufgabe vorbehalten – nämlich den Besuch beim Gerichtsmediziner.«

Kapitel 12
    Ein Haus sah aus wie das andere. Erik hatte Mühe zu erkennen, in welchem die Wohnung lag, die er suchte. Die Reduktion der Bauweise dieser Häuser auf das Wesentliche und die Verwendung von Baustoffen wie Spannbeton, Stahl und Glas gaben ihnen einen trostlosen Anstrich. Der Verzicht auf Dekoration und die Verwendung einheitlicher Materialien förderte ein uniformes Erscheinungsbild der Gebäude, was viel Wohnraum für geringen Bauaufwand ergab. Zum Glück stachen ihm die Hausnummern groß und deutlich entgegen. Das ersparte ihm langes Suchen. Die Deutschherrenstraße in Saarbrücken gefiel ihm nicht sonderlich. Aber er wollte nicht kritisieren, denn die Brauerstraße, in der seine Wohnung lag, gehörte wegen des Drogenhilfezentrums auch nicht gerade zu den gehobenen Wohngebieten Saarbrückens.
    Da war es. Und ein Parkplatz direkt davor. Was wollte er mehr?
    Er stellte seinen schicken BMW ab, stieg aus und schaute sich ein wenig um, bevor er sein Schmuckstück allein dieser rauen Welt überließ. Dann klingelte er auf den Klingelknopf, der die fünfte Etage anzeigte. Ein Summen, Erik trat ein.
    Die Freude sollte nicht enden, denn einen Fahrstuhl gab es nicht. Also lief er die fünf Treppen. Zum Glück hatte er darin schon Übung. Seine eigene Wohnung lag ebenfalls im fünften Stock.
    Bernhard Diez staunte nicht schlecht, als er seinen ehemaligen Arbeitskollegen schnaufend auf seine Wohnung zukommen sah.
    »Du? Willst du dich an meinem Unglück weiden?«
    »Blödsinn«, wehrte Erik ab. »Ich will deinen Rat als Fachmann.«
    »Komm mir nicht so! Schleimen zieht bei mir nicht.«
    »Na gut«, lenkte Erik ein. »Dann will ich eben den Verfall deines beschissenen Daseins bewundern. Gefällt dir die Antwort besser?«
    »Ja! Das klingt wenigstens ehrlicher!«
    Seit seiner Suspendierung vom Polizeidienst hatte Bernhards Sarkasmus noch zugenommen. Doch Erik kannte ihn besser, weshalb er diese Spitzen einfach überging. Er betrat eine kleine aufgeräumte Wohnung. Eine merkwürdige Uniform hing an einem Schrank, sonst gab es nichts zu sehen, was Fragen aufwerfen könnte.
    »Was ist das?«
    »Mein neuer Arbeitsanzug«, antwortete Bernhard. »Ich arbeite als Nachtwächter bei einer Saarbrücker Wach- und Schließgesellschaft.«
    Erik grinste.
    »Irgendwas muss ich ja tun«, grummelte Bernhard. »Täglich Richterin Barbara Salesch im Fernsehen angucken ist nicht mein Ding. Und ein bisschen Geld zum Leben brauche ich auch noch.«
    »Ich sage ja gar nichts.«
    »Das ist es ja. Würdest du was sagen, wüsste ich wenigstens, was du denkst.«
    Erik überlegte kurz, bevor er antwortete: »Ich finde es gut, dass du das machst. So kommst du nicht aus der Übung. Schnur ist nämlich immer noch an deiner Sache dran. Er will dich wieder haben und tut alles, damit das Verfahren zu deinen Gunsten entschieden wird.«
    »Echt?« Bernhard war so erstaunt, dass ihm keine spitze Bemerkung dazu einfiel. »Der gute Jürgen Schnur. Irgendwie schade, dass nicht er Kriminalrat ist.«
    »Stimmt. Schnur ist das Beste, was uns passieren konnte.«
    »Aber darum bist du bestimmt nicht zu mir gekommen. Oder doch?«
    »Nein. Es geht um den Mord an dem Deutschlehrer in Saarlouis.«
    Bernhard lachte. »Das habe ich mir gedacht. Der Fall ist so berühmt, dass es niemanden gibt, der nicht davon weiß.«
    »Hast du schon bei Youtube reingeschaut?«
    »Nein.«
    »Dann tu das bitte«, bat Erik. »Ich will dir nämlich was zeigen.«
    »Warum machst du das nicht selbst?«, fragte Bernhard, während er seinen Computer einschaltete und den

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