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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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Was er vor sich liegen hatte, war eine endlose Anzahl von Mordmotiven. Diese Arbeit war in der 11. Klasse geschrieben worden, die Schüler im Alter von siebzehn Jahren und aufwärts – also keine Kinder mehr.
    Sollte das der übliche Umgangston des Deutschlehrers gewesen sein, bekamen sie wirklich ein Problem. Dann waren alle Schüler verdächtig, die Bertram Andernach unterrichtet hatte.

Kapitel 21
    Der Tag versprach ruhig zu werden. Seit die Gruppe älterer Damen die Teufelsburg verlassen hatte, saß Fred Recktenwald tatenlos im Kassenhäuschen und löste Kreuzworträtsel. Die »Hauptstadt von Somalia« mit dem Anfangsbuchstaben »M« bereitete ihm gerade Kopfschmerzen. Ihm war, als läge ihm das Wort auf der Zunge. Aber es wollte nicht heraus.
    Das Radio hatte er schon lange ausgeschaltet. Die Moderatoren berichteten nichts mehr über den Mord an Bertram Andernach. Stattdessen sendeten sie Musik, die Fred nicht gefiel. Da lauschte er lieber den Geräuschen der Natur.
    Einige Schwalben zwitscherten vergnügt in den Bäumen. Sie verbreiteten gute Laune. Ein Buntspecht stieß gelegentlich seinen spitzen Pfiff aus, worauf ihm ein wütender Falke antwortete. Dazwischen erschallten immer wieder laute Spatzenkonzerte aus den umliegenden Büschen. Auch ein Kuckuck ließ seinen Reviergesang hören. Laut und eintönig schallte er über das Tal.
    Das Wort mit »M« wollte ihm nicht einfallen. Also schaute er hoch und versuchte einen Buntspecht oder einen Kuckuck zu erblicken.
    Plötzlich schrillte das Telefon auf seinem Schreibtisch.
    Fred schrak zusammen. Er hasste Telefone. Sie hatten etwas Heimtückisches – konnten einem auflauern. Das war auch der Grund, warum er kein solches Gerät in seinem Haus hatte. Dort wollte er ungestört und unerkannt leben können. Auch Handys kamen für ihn nicht infrage. Die waren noch schlimmer, denn dadurch war man immer und überall aufzuspüren.
    Aber hier war sein Arbeitsplatz. Hier musste er abheben.
    »Teufelsburg in Überherrn – Felsberg«, meldete er sich. Dabei unterließ er es, seinen Namen zu nennen, obwohl die Fördergemeinschaft Teufelsburg ihm das aufgetragen hatte.
    Bei dieser Anruferin war es auch gar nicht nötig. Sie war keine andere als Mathilde Graufuchs. Und sie wusste genau, wen sie am Apparat hatte.
    Fred fühlte sich schlagartig durchleuchtet und durchschaut – genau wie damals in der Schule. Hatte die Geschichtslehrerin herausgefunden, wer er war, und rief deshalb bei ihm an?
    Seine innere Erregung legte sich schnell, als er an Mathilde Graufuchs’ Worten erkannte, dass sie einen Termin für eine Schulklasse haben wollte. Sein Adrenalinspiegel sank so schnell, wie er angestiegen war. Fred atmete tief durch und hörte sich an, was Mathilde Graufuchs ihm zu sagen hatte: »Ich möchte gern am Donnerstag mit einer weiteren Klasse auf die Teufelsburg kommen. Ich bitte um Nachsehen, dass ich den Termin so kurzfristig haben will. Aber die Umstände an meiner Schule zwingen mich zum Improvisieren.«
    Fred lachte in sich hinein. Die Umstände an der Schule, diese Worte hörten sich gut an. Das gab ihm das sichere Gefühl, dass Bertram Andernachs Tod für viel Aufregung an der Schule sorgte. Die Tatsache, solche Erkenntnisse von jemandem direkt aus der betroffenen Schule zu bekommen – von jemandem, der sogar einen persönlichen Bezug zu dem Getöteten hatte, gefiel Fred natürlich.
    Inzwischen wusste er aus dem Radio, dass die Polizei noch keinen Schritt weiter gekommen war mit ihren Ermittlungen. Was ihn jedoch beunruhigte, war die Meldung, dass die Kriminalpolizei eine Sonderkommission einberufen hatte, um diesen Fall zu lösen. Damit wollten sie sagen, dass sie nicht eher Ruhe geben würden, bis der Fall aufgeklärt war.
    »Sind Sie noch dran?«
    Die Frage holte Fred ans Telefon zurück. Er war mit seinen Gedanken abgeschweift, was er nur zu gerne tat, wenn Dinge auf ihn zukamen, die ihm unangenehm waren. Und die Geschichtslehrerin gehörte eindeutig dazu.
    »Am Donnerstag ist die Teufelsburg geschlossen«, lehnte er ihren Wunsch mit Schadenfreude ab und fügte weniger freundlich an: »Entweder Sie kommen am Mittwoch, da habe ich am Nachmittag noch einen Termin frei, oder am Freitag.«
    »Warum hat die Teufelsburg an einem gewöhnlichen Donnerstag Ruhetag?«
    »Weil ich einen Freizeitausgleich bekomme, denn ich arbeite am Wochenende – an dem Sie natürlich auch gern kommen können«, erklärte Fred.
    »Sie wissen doch, dass wir am Wochenende keinen

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