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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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Gewissen.«
    »Wo ist das Haus?«, hakte Andrea nach.
    Die Dorfbewohnerin ging einige Schritte und zeigte auf ein kleines rotgestrichenes, verwittertes Gartentörchen. Daneben hing ein rostiger Briefkasten schief in den Angeln. Alles war von dichtem Grün so zugewachsen, dass es nur zu sehen war, wenn man genau wusste, wo man hinschauen musste. Hinter dem Gartentörchen verlief ein schmaler, unregelmäßiger Plattenweg durch dichtes Gestrüpp hindurch. Aber von einem Haus war inmitten dieser Vegetation nichts zu erkennen.
    »Ist Mirna jetzt zufällig bei dem Bewohner dieses unsichtbaren Hauses?«, fragte Andrea, während sie sich fast verrenkte, um etwas ausmachen zu können, was einem Haus ähnelte.
    »Nein. Fred arbeitet – wenigstens etwas Gutes, was man ihm nachsagen kann. Und außerdem habe ich Mirna nie bei ihm gesehen. Immer nur Fred bei ihr.«
    »Wissen Sie, wo wir Mirna jetzt finden können? Wir brauchen ganz dringend eine Zeugenaussage von ihr.«
    Ein bedauerliches Kopfschütteln war die Antwort.

Kapitel 24
    Reges Treiben herrschte im Flur der dritten Etage der Kriminalpolizeiinspektion, als Schnur dort eintraf. Von allen Seiten hörte er Stimmen und Telefone klingeln.
    »Was ist hier los?« Mit dieser Frage hielt er Esther auf, die gerade aus ihrem Büro trat.
    »Wir haben der Presse eine Beschreibung des Mannes gegeben, der in der Tatnacht an der Schule gesehen wurde. Das wurde heute schon in verschiedenen Radiosendern gebracht«, antwortete Esther. »Und jetzt häufen sich die Anrufe mit angeblichen Hinweisen.«
    »Welche Beschreibung?« Schnur stutzte. »Warum Presse einschalten?«
    »Das hat Forseti angeordnet.« Esther zuckte entschuldigend mit den Schultern und zeigte ihm die Notiz, die sie gerade in der Hand hielt. »Und solche Meldungen bekommen wir jetzt dutzendweise.«
    »Nimmt Forseti auch Anrufe entgegen?« Schnurs Laune sank im Bruchteil einer Sekunde. »Vermutlich nicht. Er sitzt sicher und ruhig in seinem Büro. Na, dem werde ich was erzählen.«
    »Du ihm?«, hakte Esther nach. »Oder er dir?«
    Aber Schnur hörte sie nicht mehr, so schnell eilte er auf Forsetis Büro zu. Er klopfte und stürmte gleichzeitig hinein.
    »Warum haben Sie die Presse in unserem Fall eingeschaltet?«, fragte Schnur ohne Einleitung.
    »Ach ja. Treten Sie doch ein«, gab Forseti süffisant zurück. »Und auf Ihre Frage kann ich Ihnen nur sagen, dass wir die Möglichkeiten der Presse nutzen müssen, um an diesen grauhaarigen Mann heranzukommen.«
    »Indem die Presse die Bevölkerung dazu aufmuntert, uns mit jedem Fantasiegebilde zu belästigen?«
    »In anderen Bundesländern wird die Presse schon lange zu Ermittlungszwecken eingeschaltet. Und das sehr erfolgreich. Es wird Zeit, dass das Saarland sich ebenfalls für innovative Arbeitsmethoden öffnet«, setzte Forseti an.
    Schnur ließ ihn nicht weiterreden: »Indem wir uns Dinge anhören wie: Mein Untermieter verhält sich in letzter Zeit sehr verdächtig. Immer, wenn es Nacht wird, färbt er sich die Haare grau. Ist das die große Hilfe, von der Sie sprechen?«
    »Natürlich müssen solche Meldungen von den sachdienlichen getrennt werden. Und das wird wohl kein Problem darstellen. Oder glauben Sie, wir gehen jedem Hinweis nach?«
    »Nein. Aber ich brauche meine Leute, damit sie mir bei der Laufarbeit helfen. Für Telefondienst haben wir keine Zeit.«
    »Ist Ihnen immer noch nicht aufgefallen, dass ich Ihnen bereits einige Kollegen aus anderen Abteilungen zugeteilt habe?«, gab Forseti in scharfem Tonfall zurück. »Über einen Personalmangel können Sie sich also nicht beschweren. Wenn Sie Ermittlungen vor Ort durchführen müssen, können Sie mitnehmen, wen Sie wollen.«
    Schnur stutzte. Er hatte erwartet, dass Forseti ihm Steine in den Weg legen wollte. Aber so sah es nicht aus. Im Gegenteil. Forseti setzte seine Position dafür ein, dass Schnur Unterstützung bekam.
    Das sollte ihn freuen. Warum tat es das nicht?
    Er nickte pflichtschuldig und ging hinaus in den Flur.
    Eine Weile stand er unschlüssig da, bis ihm ein guter Einfall kam. Er steuerte sein Büro an, nahm den Telefonhörer in die Hand und wählte die Nummer seines ehemaligen Vorgesetzten Norbert Kullmann. Trotz Pensionierung half Kullmann immer noch fleißig bei der Verbrechensaufklärung. Doch seit einiger Zeit war von ihm weder etwas zu hören noch zu sehen. Schnur vermisste ihn. Nicht nur als Chef, sondern auch als Mensch. Immer, wenn er nicht weiterwusste, konnte ihm Kullmann einen guten Rat

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