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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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um. Auf der anderen Straßenseite sah er zunächst nur Bäume und Sträucher. Dann hörte er es wieder. Zwei Menschen stritten sich. Erst bei genauem Hinsehen erkannte er einen Mann, der eine Frau gegen ihren Willen festhielt. Die Frau war Mirna. Der Mann war groß und kräftig, Seine blonden Haare leuchteten in der Sonne. Er hielt sie am Arm fest. Mirna schimpfte und versuchte sich loszureißen. Doch gegen diesen Kraftprotz hatte sie keine Chance.
    »Lassen Sie die Frau los!«, rief Erik – ganz der Polizist. Immer die Pflicht am Bürger im Kopf. Erst als es heraus war, ärgerte er sich. Er hätte doch lauschen können. Vielleicht wäre das Streitthema der beiden interessant geworden.
    Doch jetzt war es zu spät.
    Zwei Augenpaare blickten ihn an. Einträchtig standen sie nebeneinander, als habe der Streit niemals stattgefunden.
    Was wurde hier gespielt?
    Erik fühlte sich auf den Arm genommen.
    Hastig versuchte er sich das Aussehen des Fremden einzuprägen. Das Gesicht des Mannes war schmal, seine blonden Haare buschig, seine Figur muskulös. Er überragte Mirna um eine Kopflänge.
    Mit schnellen Schritten überquerte Erik die Straße. Schon rannte der Fremde los. Er sprang in einen Wagen, der zwischen Bäumen und Sträuchern so versteckt stand, dass Erik ihn nicht hatte sehen können. Mit Vollgas fuhr er davon. Erst auf der Straße konnte Erik den Wagen als einen roten Opel Corsa ausmachen, dessen Motorleistung weit überstrapaziert wurde.
    Erik schaute dem Auto nach in der Hoffnung, das Nummernschild lesen zu können. Doch er hatte Mirna vergessen. Plötzlich tauchte sie hinter ihm auf und lenkte ihn ab, in dem sie ihm ins Ohr hauchte: »Du bist mein Lebensretter.«
    So gelang es Erik nicht, die Nummer zu lesen. Er hatte lediglich erkennen können, dass das Auto weder von Saarlouis noch von Saarbrücken stammte. Mehr nicht. Stattdessen sah er in Mirnas amüsiertes Gesicht.
    Er ließ sich nicht gern vorführen. Aber genauso fühlte er sich jetzt.
    »Wer war das?«, fragte er in schroffem Tonfall.
    »Ein Freund.«
    »Ein Freund?« Eriks Stimme überschlug sich. »Ist der nicht ein bisschen zu alt, um dein Freund zu sein?«
    »Ich stehe auf ältere Männer«, gestand Mirna. Schon stand sie ganz dicht vor Erik und streckte ihre Hand nach ihm aus.
    Erik schob sie weg und murrte: »Lass das! Ich bin auch zu alt für dich.«
    »Ach was! Zu alt. So ein Blödsinn. Du bist genau im richtigen Alter.«
    »Mirna! Hör bitte mit den Spielchen auf und erzähl mir, wer dieser Mann war.«
    »Spielverderber«, murrte die junge Frau, zog sich zurück und antwortete endlich auf Eriks Frage: »Das war einer der Professoren dieser Uni!«
    »Wie bitte?« Erik stutzte. »Du studierst doch gar nicht.«
    »Eben.« Mirna lachte kokett. »Also kann ich mit den Professoren anstellen, was ich will.«
    Erik ärgerte sich über das junge Ding, das ihn mit Freude an der Nase herumführte. In einem Ton, der unfreundlicher nicht sein konnte, sagte er: »Ich nehme dich jetzt mit zur Kriminalpolizeiinspektion. Dort müssen wir einige Fragen zum Tod von Bertram Andernach klären.«
    »Ich habe mir unser Wiedersehen schöner vorgestellt.« Mirna verzog ihren Mund zu einer Schnute.
    »Das nennt man Pech«, stellte Erik bissig klar. »Ich bin nämlich hier in meiner Funktion als Polizeibeamter.«
    »Das kannst du mal schnell vergessen«, begehrte Mirna auf. »Welche Fragen soll ich euch beantworten?«
    »Das erfährst du, wenn ich sie dir stelle.«
    Erik wollte sie am Arm packen, doch im gleichen Augenblick schrie Mirna laut auf. Erschrocken ließ Erik den Arm los.
    »Mirna! Was ist los?«, erschallte plötzlich eine Stimme von der anderen Straßenseite.
    Erik fühlte sich wie in einem schlechten Film. Was geschah hier? Der Schutzengel stellte sich als Yannik Hoffmann heraus, sein Nachbar. Und die Gerettete sollte nun vor Erik gerettet werden, der sich Minuten zuvor noch selbst als heroischer Lebensretter gefühlt hatte.
    »Was tust du denn hier?«, fragten Erik und Yannik gleichzeitig.
    »Du zuerst!«, forderte Erik auf.
    »Ich komme gerade aus meiner Vorlesung und wollte nach Hause fahren. Da habe ich euch gesehen«, berichtete Yannik. »Von der anderen Straßenseite sah es so aus, als wollte jemand Mirna Gewalt antun.«
    »Ich will Mirna in mein Büro mitnehmen«, erklärte Erik. »Sie muss eine Aussage zum Tod des Deutschlehrers machen. Aber Mirna hat wohl andere Pläne.«
    Yanniks Gesicht wurde blass. Er starrte Mirna an, als sei sie die

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