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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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denn in dem Bericht stehen, sollte Erik ihn jemals schreiben?«, fragte Schnur nun, um die Kollegin aus ihrer peinlichen Situation zu erlösen.
    Andrea erzählte ihrem Vorgesetzen, was sie im Haus von Mathilde Graufuchs und im Dorf Picard erfahren hatten.
    »Unsere Erkenntnisse über den Deutschlehrer gehen alle konform«, stellte Schnur daraufhin fest. »Demnach war er nicht gerade ein liebreizender Mensch. Meine Befürchtung bewahrheitet sich: Wir haben die größte Anzahl an Verdächtigen, seit es Verbrechensbekämpfung gibt. Denn so wie es aussieht, hatte an dieser Schule fast jeder ein Motiv, ihn zu töten.«
    »Mit Mirna Voss haben wir die erste Hauptverdächtige«, erinnerte Anton. »Wenn sie die Tat nicht allein begangen hat, müssen wir nur herausfinden, wer ihr so hörig ist, dass er ihr dabei helfen würde.«
    »Fred Recktenwald«, rief Andrea aufgeregt.
    »Wer ist das?«
    »Ein Bekannter von Mirna. Die Dorfbewohnerin sprach von ihm.«
    »Wir kommen der Sache immer näher«, jubelte Anton.
    »Ihr seid um euren Optimismus zu beneiden«, meinte Schnur grinsend. »Zuerst sollten wir aber in Erfahrung bringen, wer dieser Fred Recktenwald ist.«
    »Vielleicht der grauhaarige Mann, der in der Nacht vor der Schule gesehen wurde.«
    Alle stimmten freudig zu, als sei dieser Tatbestand schon bewiesen.
    »Wisst ihr, was Wunschdenken ist?«
    Alle starrten Schnur nur an. Seine Frage überraschte sie.
    »Dann beantworte ich die Frage selbst: Wunschdenken ist die Überschätzung der Wahrscheinlichkeit angenehmer bzw. die Unterschätzung der Wahrscheinlichkeit unangenehmer Ereignisse.«
    »Was ist los mit dir?«, fragte Andrea. »Du bist doch sonst nicht so schwarzseherisch veranlagt.«
    Lautes Klopfen ertönte.
    Damit konnte sich Schnur um eine Antwort auf Andreas Frage drücken. Erwartungsvoll schaute er auf die Tür. Dieses Mal stand ein Mitarbeiter der SokoLehrer im Türrahmen und hielt einen Bericht in Händen.
    »Was haben Sie Interessantes für uns?«
    Der Mann reichte ihm wortlos das Papier und verschwand.
    Mürrisch murmelte Schnur: »Alles muss ich selbst lesen.« Dabei überflog er die Zeilen.
    Andrea, Esther und Anton verharrten neugierig auf ihren Plätzen und warteten ab, bis Schnur endlich zu ihnen aufschaute und mitteilte, was dort stand: »Das Fabrikat des Strickes ist ermittelt und auch, wo genau man diesen Strick kaufen kann.«
    Ein eintöniges »Aha« drang an Schnurs Ohren.
    »Was vielleicht interessanter ist: Das Labor hat Fremd-DNA am Toten gefunden.«
    »Das klingt wirklich gut.«
    »Sie stammt von einem Mann – nicht von einer Frau«, zitierte Schnur weiter. »Und zwar fand man Hautpartikel am Strick. Fingerabdrücke gab es keine. Dafür Faserreste, die von Handschuhen stammen könnten. Die Hautpartikel wurden also von anderen Körperteilen übertragen.«
    »Vermutlich beim Kampf. Der Strick wurde dem Täter entrissen. Dabei könnte er an seinen Unterarmen entlang geschrammt sein«, überlegte Andrea laut.
    »Hoffentlich«, schnaubte Esther. »Unterarme können wir sehen – gerade bei diesem Wetter. Wenn er sich aber am Bein oder am Bauch verletzt hat …«
    »Dann hätte er sich aber nur spärlich bekleidet mit dem Lehrer getroffen«, hielt Andrea dagegen.
    »T-Shirt und kurze Hose im Sommer. Ist doch nichts Außergewöhnliches.«
    »Bitte keinen Zickenkrieg«, mischte sich Schnur ein.
    Sofort kehrte Stille ein.
    Schnur schaute prüfend in die Runde, rieb sich über das Kinn und bestimmte: »Dann sage ich euch, was ihr jetzt zu tun habt: Versucht herauszufinden, wann dieser Strick wo gekauft wurde und wenn möglich von wem. Dann nehmt ihr die DNA des Käufers und vergleicht sie mit diesem DNA-Ergebnis – schon ist der Fall gelöst.«
    »So einfach ist das?«
    »Wenn es so einfach wäre, wären wir arbeitslos«, murrte Schnur. »Trotzdem sollten wir nichts unversucht lassen.«

Kapitel 25
    Die Größe des Universitätsgeländes erstaunte Erik Tenes. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Saarbrücken war für ihn im Vergleich zu Köln eine Kleinstadt. Diese Uni allein wies schon die Größe eines Dorfes auf. Er fuhr auf den Parkplatz, stellte den Motor ab und überlegte, was er jetzt tun sollte. Sein Plan war, dort hinein zu marschieren und nach einer Germanistikvorlesung zu fragen, um dort Mirna aufzutreiben. Aber auf diesem großen Gelände würde das nicht so einfach werden. Entmutigt stieg er aus und ging auf den Eingang zu.
    Plötzlich hörte er laute Stimmen.
    Er schaute sich suchend

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