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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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Mörderin. »Was hat sie getan?«
    »Hey! Was soll das? Ihr redet hier über mich, als sei ich nicht dabei«, funkte Mirna wütend dazwischen. »Ich habe nichts getan, du Schwachkopf«, fuhr sie mit ihrem nächsten Satz den erschrockenen Yannik an. »Ich bin eben eine wichtige Zeugin.«
    Demonstrativ hakte sie sich bei Erik ein und schlug mit ihm den Weg zu seinem Auto ein.
    Erik gab seine Überraschung nicht zu, sondern spielte Mirnas falsches Spiel einfach mit. Das war ihm in diesem Augenblick lieber, als am Ende wie ein Verlierer dazustehen.
    Erst als sie eingestiegen waren, fragte Erik: »Ich freue mich ja darüber, dass du deiner Mitwirkungspflicht nachkommen willst. Nur, was hat deinen Sinneswandel ausgelöst?«
    »Ganz einfach. Ich möchte lieber bei dir sein«, flötete Mirna ganz dicht an seinem Ohr.
    Vor Schreck murkste Erik beim Anlassen den Motor seines Wagens ab.
    »Mirna, unterlass bitte deine Annäherungsversuche. Ich bin zu alt für solche Scherze.«
    Damit entlockte er Mirna ein schallendes Lachen, dass es in seinen Ohren schmerzte. Soviel zu seiner Autorität. An dieser Frau prallte einfach alles ab.
    Wieder versuchte er, sein neues Auto zu starten. Dieses Mal gelang es ihm. Leise und zufrieden schnurrte der starke Motor.
    »Ich liebe alte Männer, die mein Vater sein könnten«, hörte Erik trotz Apologize , das Lied, das Timbaland gerade in voller Lautstärke im Radio plärrte. »Liegt wohl daran, dass ich keinen Vater hatte.« Erwartungsvoll schaute sie Erik an, als könnte er ihr eine Bestätigung dafür geben.
    Doch der konzentrierte sich auf die Straßen, auf denen viel Verkehr herrschte. Diese Ablenkung kam ihm recht. So kam er umhin, sich auf ein Gespräch mit Mirna einzulassen. Als das Gebäude der Kriminalpolizeiinspektion in Sicht kam, fühlte er sich erleichtert. Er stellte seinen Wagen ab und steuerte zusammen mit Mirna die dritte Etage an, in der sein Büro lag. Dort traf er auf die nächste Überraschung. Kaum fiel die Tür zum Gang hinter ihm zu, ertönten Pfiffe von allen Seiten. Er sah nur in belustigte Gesichter und ahnte, was los war. Mirnas Anblick konnte schon auf abwegige Gedanken bringen.
    Der einzige, der sich dieser guten Stimmung nicht anpassen konnte, war Jürgen Schnur. Er trat auf den Flur und forderte Mirna auf, dort auf ihn zu warten, während er mit Erik in dessen Zimmer verschwand.
    »Habe ich es nicht ausdrücklich gesagt, dass ich keine Alleingänge will?«, fragte Schnur in schroffem Tonfall. »Was glaubst du eigentlich, wer ich für dich bin? Ein Kumpel, den man nicht ernst nehmen muss?«
    Erik wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Ich bin dein Vorgesetzter. Ich erwarte von dir, dass du meinen Anweisungen folgst.«
    »Ich verstehe dich nicht«, gestand Erik. »Ich habe Mirna Voss zur Befragung mitgebracht.«
    »Ja, das hast du getan – und zwar im Alleingang. Genau das, was Andreas Hübner damals getan hat – und dabei erschossen wurde. Genau das, was Bernhard Diez getan hat und deshalb jetzt Nachtwache bei irgendeiner kleinen Firma schiebt. Verstehst du nicht? Deshalb sind wir jetzt auf Hilfe aus anderen Abteilungen angewiesen. Und wer besorgt die uns? Forseti! Der Mann, der nichts auslässt, um mich an meine Verfehlungen als Dienststellenleiter zu erinnern.«
    Erik schluckte. Er begann allmählich Schnurs Entrüstung zu verstehen.
    »Esther konnte ich damals noch helfen. Aber das hält mir Forseti immer dann vor, wenn einer meiner Mitarbeiter vor lauter überbordender Intelligenz glaubt, mir etwas beweisen zu müssen«, sprach Schnur weiter. »Bernhard Diez konnte ich nicht mehr helfen – das habe ich leider zu verantworten. Andreas Hübner fiel damals noch in den Zuständigkeitsbereich von Norbert Kullmann.«
    Erik erkannte seinen Fehler. Zerknirscht schaute er Schnur an, der daraufhin weitersprach: »Und glaub nicht, dass mir irgendwer irgendwas gesteckt hätte. Ich bin ganz allein hinter deinen Alleingang gekommen.«
    Nun schaute Erik verwundert drein.
    Schnur lachte und erklärte: »Dir Andrea zuzuteilen, war wohl ein Fehler. Die gute Frau hält zu dir – egal, was du tust. Sie hat dir schon zweimal den Rücken freigehalten. Womit hast du dir in der kurzen Zeit eurer Zusammenarbeit so viel Loyalität verdient?«
    Erik verstand und antwortete mit einen Räuspern: »Ich entschuldige mich. Ich war übereifrig und habe dabei vergessen, was ich anrichte.«
    »Das ist schon mal ein Anfang.«
    »Darf ich jetzt die Befragung von Mirna Voss

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