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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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Stadt Wallerfangen bei Angriffen als Fliehburg. Des Weiteren oblag ihr die Sicherheit der Verkehrswege. Durch kriegerische Auseinandersetzungen zwischen dem Erzbischof und Kurfürsten Balduin von Trier und dem Wildgrafen Johann von Daun wurde die Burg Altfelsberg im Jahre 1341 restlos zerstört.«
    Die Kinder starrten ihn mit offenen Mündern an. Das waren Augenblicke, die Fred genoss. Denn in den Augen der Kinder war er ein Genie, weil er so viel auswendig wusste.
    Als nächstes ging Fred zur Burgeinteilung über. Dafür steuerte er mit der Schulklasse die alte äußere Mauer an, deren gegenüberliegende Seite seltsame Steinformen aufwies. »Hier war früher ein Pferdestall. Diese Formen sind Zeitzeugen für alte Pferdetränken mit Zulaufrinnen zur Wasserquelle, die damals zwischen den beiden Burgteilen, der Vorburg und der Hauptburg lag. Heute ist diese Quelle längst versiegt«, erklärte Fred. »Und hier gab es früher eine Schmiede.« Er ging einige Schritte weiter: »An dieser Stelle befanden sich Schlachtraum und Backraum und direkt daneben ein Raum, wo sich die Bediensteten aufgehalten haben, wenn sie mal nicht arbeiten mussten.«
    Weiter gingen sie in das alte Gemäuer hinein. Die vielen dunklen Ecken und Winkel stellten sich schnell als schmale Gänge heraus, die alle auf den großen Platz unter freiem Himmel führten, der von einem Turm flankiert wurde.
    »Wir befinden uns hier auf der Hauptburg, die für die Verteidigung zum Tal hin geeignet war. Wenn ihr euch mal genau umseht, werdet ihr staunen, was ihr von hier aus alles überblicken könnt. Erzählt mir doch mal, welche Orte ihr von hier aus sehen könnt!«
    »Da ist Wallerfangen«, rief ein Junge.
    »Da ist Picard!«
    »Ich sehe bis nach Saarlouis.«
    »Kannst du auch unsere Schule sehen?«
    »Nee! Besser nicht! Es ist gerade so schön. Heute Morgen frei, dafür heute Mittag auf einer alten Burg herumspazieren. So könnte der Unterricht immer aussehen.«
    »Recht hast du! Also suchen wir die Schule lieber nicht. Dafür kann ich die Ensdorfer Grube sehen.«
    »Und ich die Völklinger Hütte.«
    »Da ist die Dillinger Hütte.«
    »Da ist Oberlimberg.«
    So ging es eine ganze Weile weiter.
    Es bereitete Fred Spaß, den Kindern dabei zuzusehen, wie sie mit Begeisterung alles um sich herum aufnahmen. Doch leider sollte der schöne Moment ein jähes Ende finden, als er Mathilde Graufuchs’ schrille Stimme hörte: »Willst du die Kinder ewig sich selbst überlassen?«
    »Darin kennen Sie sich besser aus«, konterte Fred bissig. »Ich will ihnen genug Gelegenheit geben, dass sie erkennen, welch ein strategischer Ort für die Teufelsburg ausgesucht worden ist«, antwortete Fred.
    »Ach! Bist du hier der Pädagoge oder ich?« Mathilde Graufuchs funkelte Fred böse an.
    Fred tat so, als müsste er nachdenken, bevor er sagte: »Von uns ist keiner Pädagoge. Weder Sie noch ich.«

Kapitel 30
    Die braune Fassade des Schulgebäudes schimmerte trüb in der hochstehenden Nachmittagssonne. Unerträgliche Hitze staute sich im Eingangsbereich, dessen gegenüberliegende Türen aus Glas bestanden. Der Schulhof spendete auch keine Erleichterung. Alles lag windgeschützt.
    Von den Schülern war nichts zu sehen. Auch nicht von den Lehrern. Doch die vielen Autos auf dem Parkplatz verrieten, dass sich noch jemand im Gebäude befand.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Andrea, während sie ihre langen Haare ohne Haargummi zu einem kunstvollen Knoten zurückband.
    »Wir suchen das Büro des Schulleiters auf«, schlug Erik vor. »Wenn wir dort fertig sind, wird jedes weitere Gespräch zur Erholung.«
    Andrea warf ihm einen fragenden Blick zu, worauf Erik geheimnisvoll meinte: »Du wirst gleich sehen … besser gesagt hören, was ich meine.«
    Sie betraten den großen Lichthof und entschieden sich dafür, die Treppen hochzulaufen. Der Gedanke, bei diesen Temperaturen in einem gläsernen Aufzug stecken zu bleiben, schreckte sie ab.
    Die Tür zum Büro des Schulleiters war geschlossen.
    Erik klopfte an.
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis ein leises »Herein! So kommen Sie doch herein!« ertönte.
    Unverwechselbar Dr. Norbert Franzen.
    Er saß mit Anzug und Krawatte hinter dem Schreibtisch. Lediglich der Ventilator davor deutete darauf hin, dass auch für ihn ein heißer Sommertag war. Denn er wirkte frisch und tadellos, kein Schweißfleck, kein verrutschtes Haar.
    »Haben Sie den Täter endlich gefasst? Gefasst?«, fragte er zur Begrüßung.
    »Ich muss Sie enttäuschen. Wir kommen im

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