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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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Tür zu, wollte sich noch ein wenig an den kleinen See setzen und die Ruhe genießen.
    Doch was war das?
    Bellte die kleine Hündin von nebenan immer noch? Schon vor Stunden war Else das jämmerliche Bellen der Hündin Penelope aufgefallen. Ihre Nachbarin Mathilde Graufuchs sorgte sich normalerweise rührend um ihre Hündin. Doch heute hörte es sich nicht gut an.
    Else warf einen Blick über den Gartenzaun. Aber das einzige, was sie von ihrem Standpunkt aus sehen konnte, war der Zaun von Mathilde Graufuchs’ Haus. Die Lehrerin liebte das Leben in der Abgeschiedenheit und das machte sie mit ihrem extrahohen Zaun deutlich.
    Else war das nur recht. Sie wollte auch keine Nachbarn, die ständig vor ihrer Tür standen. Aber diese Gefahr bestand hier auf der Delt nicht. Hier stand sich jeder selbst am nächsten.
    Nur das Bellen der kleinen Hündin machte Else nun doch stutzig.
    Sie kehrte ins Haus zurück, steuerte das Sofa im Wohnzimmer an, auf dem Gernot immer noch laut schnarchte. Mit einem heftigen Rütteln gelang es ihr zumindest, dass das Schnarchen aufhörte. Aber aufwachen tat Gernot noch lange nicht.
    Else hielt inne, schaut hinab auf ihren schlafenden Mann und dachte nach, was sie tun sollte. Penelopes Bellen hörte sie jetzt bis ins Wohnzimmer. Es klang herzerweichend.
    Da stimmte etwas nicht.
    Nun rüttelte sie erst richtig heftig an ihrem Mann, dass er aufwachte, gründlich erschrak und vom Sofa fiel. Dabei riss er sämtliche Kissen und Decken mit sich auf den Boden.
    »Was soll das, mich zu wecken?«, murrte er schlaftrunken.
    »Bei unserer Nachbarin stimmt etwas nicht«, erklärte Else.
    »Bei welcher?«
    »Bei Mathilde Graufuchs.«
    »Was soll der alten Hexe passieren?«, fragte Gernot unfreundlich. »So eine wie die gerät nicht in Gefahr. Die bringt höchstens andere in Gefahr.«
    »Ich glaube, jetzt wirst du unfair«, verteidigte Else ihre Nachbarin. »Penelope bellt schon seit Stunden. Das ist nicht normal.«
    »Wer ist Penelope?«
    »Mathildes Hündin«, antwortete Else und übte sich in Geduld.
    »Bei so einem Frauchen muss der arme Hund doch bellen.« Für Gernot war das Thema damit erledigt.
    »Dummkopf. Mathilde versorgt ihre Hündin immer gut. Deshalb mache ich mir Sorgen.«
    Gernot bettete sich wieder gemütlich auf das Sofa.
    »Ich gehe jetzt rüber und schaue nach«, sprach Else weiter.
    Keine Reaktion von Gernot. Er war wieder eingeschlafen.
    Also ging sie allein.
    Das Haus der Nachbarin sah von vorne ganz dunkel aus, als sei niemand zuhause. Das empfand Else bereits als merkwürdig, weil sie genau wusste, dass die Lehrerin abends immer zeitig ins Bett ging. Bei einer der wenigen Unterhaltungen, die sie bisher geführt hatten, war das Thema mal zur Sprache gekommen.
    Else ging an der Seite des Hauses vorbei. Der hohe Zaun stand ein kleines Stück von der Hauswand entfernt. Der Spalt genügte, um sich hindurch zu quetschen. Die Versuchung war groß. Else schaute sich wie eine Diebin um. Niemand da.
    Schwups, stand sie auf dem fremden Grundstück.
    Zum ersten Mal sah Else, wie es hinter dem blickdichten Zaun aussah. Die Größe des Gartens überwältigte sie. Und dazu noch ein Swimmingpool. Als Lehrerin musste man wirklich viel Geld verdienen. Else ging um den Pool herum, bis sie an ein Fenster in Augenhöhe gelangte. Dort schaute sie hinein.
    Sofort sah sie, dass der Fernseher lief.
    Erschrocken wich sie zurück. Sie hatte vorschnell gehandelt.
    Auf dem gleichen Weg, wie sie gekommen war, eilte sie wieder davon.
    Auf der Straße empfing sie Gernot mit wütend funkelnden Augen, als sie sich durch den Spalt zwischen Hauswand und Zaun hindurch quetschte.
    »Bist du völlig von Sinnen? Sowas nennt man Hausfriedensbruch«, flüsterte er wütend.
    Else wagte sich nicht zu widersprechen. Schweigsam ging sie vor ihrem Mann ins Haus und versuchte Penelopes Bellen zu ignorieren. Doch das wollte ihr nicht gelingen. Wie eine Tigerin im Käfig durchstreifte sie ihr Haus, blieb immer wieder an der Terrassentür stehen und lauschte. Die kleine Hündin bellte ohne Pause.
    Warum war sie so erschrocken, als sie den laufenden Fernseher durch die Fensterscheibe gesehen hatte? Jetzt ärgerte sich Else über ihr eigenes dummes Verhalten. Sie hätte genauer hinschauen sollen. Womöglich hatte Mathilde den Fernseher extra für den Hund eingeschaltet. Das wäre doch möglich, überlegte Else. Schließlich gab es auch Leute, die das Radio sogar für ihre Pflanzen laufen ließen.
    Statt sich nach ihrer heldenhaften Tat

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