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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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Schnakenbisse, dazu noch einige Mückenstiche. Sie schlug sich selbst ins Gesicht, um die lästigen Viecher loszuwerden. Dann schaute sie sich um, konnte aber keinen ihrer Schüler sehen. Auch die kleine Gruppe von Touristen, die von Fred Recktenwald vor wenigen Minuten noch über die Geschichte der Burg unterrichtet wurde, war nirgends zu sehen.
    Hatte sie sich das nur eingebildet? Oder waren die Touristen verzweifelt über den langweiligen Vortrag weggelaufen?
    Sie ging an der Westmauer entlang, in der Hoffnung, von diesem Platz aus zum Eingang des Burggeländes zu gelangen. Aber sie hatte Pech. An einer dicken Mauer endete der Weg. Sie musste das ganze Stück wieder zurückgehen.
    Warum war plötzlich niemand mehr da?
    Sie schaute sich suchend um. Da erblickte sie jemanden hinter der Mauer, die die Reste der früheren Kapelle umrahmte. Heute war dort nur noch ein großer freier Platz, der von einem nachgebauten Turm flankiert wurde.
    »Hallo! Sie da«, rief sie.
    Keine Antwort. Sie begann, an sich selbst zu zweifeln.
    »Fred! Wenn du glaubst, mich mit deinen dummen Spielchen erschrecken zu können, dann wirst du etwas erleben«, keifte sie, um mutiger zu klingen, als sie sich fühlte. Sie marschierte auf die steinerne Treppe zu, die auf das obere Plateau führte.
    Ein Rascheln ertönte hinter ihr. Dann ein hämisches Lachen.
    »Fred! Hör auf damit! Oder du wirst dir wünschen, niemals geboren worden zu sein!« Mathilde Graufuchs schrie lauter, als sie beabsichtigt hatte. Dieser Kerl machte ihr Angst, was sie niemals zugeben wollte.
    Sie erreichte den großen freien Platz.
    Dort war niemand.
    Sie spürte, wie ihre Knie zu zittern begannen. Hinzu kam die Hitze, die einfach nicht nachlassen wollte. Mathilde Graufuchs warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Sie war stehengeblieben. Das fehlte noch. Sie konnte nicht einschätzen, wie spät es war.
    Mit schnellen Schritten steuerte sie den Ausgang auf der anderen Seite an und wollte durch die schmale Mauerspalte, in der sich die steinernen Stufen wanden. Da hörte sie, dass ihr jemand entgegenkam. Dort war es so eng, dass Gegenverkehr unmöglich wäre. Also wartete sie. Doch es kam niemand. Was hatte das schon wieder zu bedeuten?
    Wütend stieg sie hinab. Die Mauern kamen an dieser Stelle so dicht auf sie zu, dass sie Platzangst verspürte. Dieser Abstieg war nicht die beste Wahl, erkannte sie jetzt, da es immer dunkler und dunkler wurde.
    Plötzlich spürte sie eine Hand an ihrem Arm.
    »Au!«, brüllte sie.
    Zwischen den dichten Mauerwänden hallte ihr Schrei so laut, dass es in ihren eigenen Ohren schmerzte. »Lass mich los!«
    »Nachdem ich dich endlich da habe, wo ich dich schon immer haben wollte?« Der hämische Unterton ließ ihr das Schimpfwort im Halse stecken bleiben.
    »Wie? Du findest keine Beleidigung mehr, die du gegen mich ausstoßen könntest?«
    Mathilde Graufuchs zitterte an ganzen Leib, als sie spürte, dass sie unsanft nach oben geschoben wurde.
    »Ich will nicht wieder nach oben«, krächzte sie.
    »Ich will so vieles nicht«, jammerte ihr Gegenüber gekünstelt. »Und in der Schule bekam ich auch nie, was ich wollte. Was können wir da nur machen?«
    Als sie wieder in der prallen Sonne ankamen, konnte Mathilde Graufuchs ihren Gegner erst richtig sehen. Ihre Angst schlug sofort in Wut um. »Was fällt dir ein, du Bengel?«, schrie sie aus Leibeskräften.
    »Du hast mich das letzte Mal in deinem Leben beleidigt.«
    *
    Die Schulklasse saß im Bus mit Klimaanlage. Alle sprachen durcheinander, jeder hatte etwas besonders Spannendes erlebt. Die Geräuschkulisse stieg von Minute zu Minute mehr an. Die Aufregung der Kinder tat dem Busfahrer gut. Es gefiel ihm, die jungen Menschen so ausgelassen und fröhlich zu sehen. Trotzdem wunderte er sich, wo die Lehrerin blieb. Es war ihm noch nie passiert, dass der Lehrer oder die Lehrerin einer Klasse abhanden gekommen war. Das wäre das erste Mal. Dabei hatte Mathilde Graufuchs einen sehr integeren Eindruck bei ihm hinterlassen.
    Wieder richtete er seinen Blick auf die Schüler. Gerade berichtete einer lautstark, dass es auf der Teufelsburg eine Blutgrube gebe, in der früher Blutrituale ausgeführt worden waren. Er brüstete sich auch damit, diese Blutgrube gefunden zu haben. Mit diesem Thema hatte er natürlich die Aufmerksamkeit sämtlicher Klassenkameraden. Umso abenteuerlicher wurden seine Erzählungen darüber, was er alles in dieser Grube gefunden hatte.
    Der Busfahrer riss sich nur schwer von dem Anblick

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