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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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vorbei. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern, bis er seine Beifahrerin endlich los war.
    Mirna lachte herzhaft. Doch eine Antwort kam nicht.
    »Also wer?«
    »Ach, Erik! Die Männer würden ja wirklich alles für mich tun.« Erik spürte ihre Hand an seinem Oberschenkel. Angespannt hielt er die Luft an. Das Gefühl war angenehm. Nur ungern schob er ihre Hand wieder weg. »Aber einen Mord verlange ich nicht von ihnen.«
    Erik stieß die angehaltene Luft wieder aus. Die Autobahn war leer um diese Zeit. Ihre Fahrt verlief ruhig. Die Musik im Radio hatte er doch nicht laut aufgedreht. Leise schnurrte Alicia Keys ihren Song No One  – leise Töne, die sanft in die Sommernacht klangen.
    Wieder landete Mirnas Hand auf seinem Oberschenkel. Eine erotische Anspannung lag in der Luft.
    Erik schüttelte die Hand ab.
    »Ich weiß eine ganze Menge über dich«, drang Mirnas Stimme zart an sein Ohr.
    Nun breitete sich Gänsehaut über seinen ganzen Körper aus.
    »Du kommst aus Köln. Hast dort drei Brüder. Deine Mutter lebt auch noch.«
    Erik hörte ihr nur schweigend zu.
    »Auch weiß ich, dass du schon mal verheiratet warst. Aber deine Frau ist tödlich mit dem Auto verunglückt.«
    Eriks Gesichtszüge verkrampften sich. Die Knöchel an seinen Händen stachen weiß hervor.
    »Außerdem weiß ich, dass du in Köln einen Einsatz versiebt hast.«
    Erik fühlte sich peinlich berührt, durchleuchtet. »Woher weißt du das alles?«
    »Steht alles im Internet.«
    Der gläserne Mensch, schoss es Erik durch den Kopf.
    Plötzlich spürte er Mirna ganz nah neben sich. »Komm noch mit zu mir nach Hause«, flötete sie. »Dort können wir uns noch viel besser kennenlernen.«
    »Nein, Mirna. Ich werde dich zuhause absetzen und weiter nichts.«
    Mirna zog einen Schmollmund, ließ sich jedoch zu Eriks Überraschung auf den Beifahrersitz zurücksinken.
    Der Rest der Fahrt verlief schweigend.
    Als sie Mirnas Haus in Picard erreichten, atmete Erik innerlich auf. Er hielt an und drehte sich zu ihr um.
    Der Kuss kam so schnell, dass er ihn nicht verhindern konnte.
    Erschrocken wich er zurück.
    Mit einem vergnügten Kichern stieg Mirna aus dem Wagen, warf Erik noch einen Kusshand zu und steuerte die Tür an der Seite ihres Hauses an.
    Erik wollte Gas geben, wollte nur noch verschwinden. Doch da sah er eine Männergestalt aus den Hecken springen und Mirna am Arm packen.
    Unwillkürlich schnallte er sich ab, sprang aus dem Wagen und sprintete los. Doch der verflixte Kerl verschwand so schnell in der Dunkelheit, wie er gekommen war. Erik konnte nicht erkennen, wohin. Dafür hörte er laut und deutlich Mirnas Lachen. Hatte sie ihn in eine Falle gelockt?
    Erschrocken drehte er sich um und fragte: »Wer war das?«
    »Fred«, antwortete Mirna.
    »Genauer bitte.«
    »Fred Recktenwald.«
    »Warum lauert er dir in der Dunkelheit auf?«
    »Ich weiß es nicht.« Mirna rieb sich über die Arme als fröre sie. »Du hast mich gerettet. Vielleicht ist es das Beste, du bleibst heute Nacht bei mir. Als Beschützer. Wer weiß, ob ich hier nicht in großer Gefahr schwebe …«
    Wütend schnaubte Erik, stieg in seinen Wagen und fuhr davon.

Kapitel 33
    Else Ganter lehnte sich mit einem Seufzer zurück. Endlich war der Film zu Ende. Warum sie bis zum Ende vor dem Fernseher sitzen geblieben war, wusste sie selbst nicht. Vielleicht lag es an der Müdigkeit. Bei dieser Hitze, die sogar in der Nacht kaum nachlassen wollte, fühlte sie sich ständig müde. Dabei war der Sommer ihre liebste Jahreszeit. Nur dieser Sommer strapazierte sogar ihre Liebe zur Sonne.
    Gernot schnarchte auf dem Sofa. Er hatte mal wieder die Hälfte des Films nicht mitbekommen. Was für ein glücklicher Mensch. Er konnte immer schlafen. Ob es heiß war oder kalt. Ob es regnete oder schneite. Sogar bei Vollmond. Gernot war einfach zu beneiden.
    Else stand auf, streckte ihre müden alten Knochen und ging durch den Rundbogen in die Küche. Die Tür zur Terrasse stand offen, um Luft hereinzulassen, die gar nicht wehte.
    Else liebte das Leben auf der Delt – ein Neubeugebiet in Saarlouis-Picard. Ein Leben lang hatten Gernot und sie dafür gespart, sich später mal diesen Luxus leisten zu können. Das Haus war modern gebaut – die Architekten hatten sich bei der Bauweise selbst übertroffen. Dazu ein großer Garten mit Gartenhaus und kleinem, künstlich angelegten See mit Springbrunnen. Das ständige Plätschern des Wassers konnte Else beruhigen, einlullen, zum Träumen bringen.
    Sie trat auf die

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