Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
Vom Netzwerk:
ihn.«
    »Nicht so hastig, lieber Erik«, bremste Esther. »Mirna ist ebenfalls eine Verdächtige. Denn sie kann mit dieser Behauptung wunderbar von sich selbst ablenken.«
    »Wie soll Mirna einen Neunzig-Kilo-Mann an einem Strick aufknüpfen und hochziehen?«
    »Sie hatte Helfer«, wiederholte Esther die Theorie, die Schnur schon aufgestellt hatte. »Dominik Jost profitiert vom Tod der beiden Lehrer. Ebenso Lara Ferringer. Und Yannik Hoffmann war explizit an diesen beiden Lehrern gescheitert. Oder hast du unser Gespräch mit Dr. Bellhaus schon vergessen?«

Kapitel 51
    Der Lärm erinnerte ihn an das Treiben auf einem Jahrmarkt. Laute Stimmen, die sich gegenseitig übertönten, schallten Jürgen Schnur im Flur der Kriminalpolizeiinspektion entgegen, als er von seinem zermürbenden Besuch in der Gerichtsmedizin zurückkehrte. Neugierig steuerte er das Zimmer an, aus dem der Lärm drang. Es war das Büro von Anton. Mehrere Besucher hielten sich dort auf und sprachen gleichzeitig. Die Kollegen Anton und Andrea saßen mit geröteten Gesichtern gegenüber und hatten Mühe, das Gespräch an sich zu reißen.
    Durch Schnurs Eintreten verstummten alle gleichzeitig.
    »Was ist hier los?«, fragte der Dienststellenleiter.
    »Wir haben den Busfahrer des Schulbusses und die Gruppe vorgeladen, die nach Mathilde Graufuchs’ Schulklasse zur Führung der Teufelsburg gekommen ist«, antwortete Anton und fächelte sich mit einen Blatt Papier Luft zu. »Und hier sind sie.«
    »Warum alle gleichzeitig?«
    Darauf konnte Anton nichts sagen. Verunsichert fächelte er noch wilder mit seinem Blatt Papier.
    »Wer von Ihnen ist der Busfahrer?« Diese Frage richtete Schnur an die Besucher, die alle dem Dialog zwischen den Polizeibeamten neugierig gelauscht hatten.
    Ein großer, kräftiger Mann mit einem spärlichen Haarkranz und einer Gesichtsröte, die sich über seine gesamte Glatze zog, hob die Hand. Als Schnurs Blick auf ihn traf, schien er zu schrumpfen. Und als Schnur feststellte: »Sie haben also eine Schulklasse ohne ihre Lehrerin zur Schule zurückgefahren?«, schrumpfte er noch mehr. »Bekamen Sie keine klare Anweisung, nur dann zurückzufahren, wenn alle vollzählig im Bus sitzen?«
    Der Busfahrer rieb sich nervös über seine kahle Stelle am Kopf und antwortete: »Wir haben über eine Stunde im Bus gesessen und gewartet. Ich hatte die Schüler mehrere Male durchgezählt. Sie waren vollzählig. Die Liste der Namen hatte mir die Lehrerin im Bus gelassen. Und als ich sah, wie die Lehrerin bei dieser Gruppe«, er zeigte auf drei älteren Damen und zwei ältere Herren, »in den Minivan eingestiegen ist, dachte ich, dass sie sich anders entschieden hätte.«
    »Bei uns ist keine Mathilde Graufuchs mitgefahren«, meldete sich sofort ein Herr aus der Minivan-Gruppe zu Wort.«
    »Das ist sie aber. Ich habe deutlich gesehen, wie sie bei Ihnen eingestiegen ist.«
    »Warum sollten wir eine Fremde mitnehmen?«
    »Das weiß ich doch nicht. Es hätte doch sein können, dass Sie sich kennen.«
    »Wir haben aber niemanden mitgenommen.«
    Schnur hob beide Hände, um das Streitgespräch zu beenden. Schlagartig verstummten sie und schauten ihn erwartungsvoll an.
    »Was geschah, bevor Sie in den Minivan eingestiegen sind?«
    »Wir haben uns von dem Touristenführer verabschiedet.«
    »Von Fred Recktenwald?«
    »Genau der«, antwortete eine große, schlanke Dame.
    »Ist Ihnen etwas an Fred Recktenwald aufgefallen, während er seinen Vortrag gehalten hat?«
    »Was sollte uns da auffallen?«
    »War der Touristenführer nervös, hat er ständig in eine andere Richtung geschaut, oder hat er Ihnen bestimmte Stellen nicht gezeigt, oder ist er zwischendurch einfach mal weggegangen?«
    »Nein«, lautete die einstimmige Antwort.
    Die große, schlanke Dame fügte an: »Im Gegenteil: Er war lustig, hat uns immer wieder zum Lachen gebracht. Er hat uns alles gezeigt, was wir sehen wollten.«
    »Und wie verlief der Abschluss Ihrer Besichtigung?«
    »Wie so etwas abläuft.« Der Tonfall klang etwas ungläubig. »Wir sind in unseren Bus eingestiegen – ohne eine fremde Frau mitzunehmen – und sind nach Hause gefahren.«
    »Ist Fred Recktenwald noch auf dem Gelände der Teufelsburg zurückgeblieben?«
    Eine Frau mit langen, grauen Haaren und einem bunt geblümten, viel zu weiten Kleid antwortete: »Nein. Er hat mit uns das Gelände verlassen und das Gittertor abgeschlossen.«
    »Und dann sind beide Busse gleichzeitig weggefahren?«
    »Ja.«
    Schnur stand vor einem

Weitere Kostenlose Bücher