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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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läuft, ja?«
    Kurz darauf gesellte Williams sich zu uns.
    »Irgendwas Neues?«, fragte ich.
    »Mädchenkram«, sagte sie. »Offenbar hat Claire gestern Abend einen Mann kennengelernt. Ein letztes Mal Sex mit jemand anderem, bevor die Handschellen zuschnappen. Sie hat den Großteil des Abends auf dem Rücksitz seines Autos verbracht. Sie hat keine Ahnung, was Karen zugestoßen ist, aber sie hat höllische Schuldgefühle deswegen.«
    Als ich zurück zur Wache kam, arbeiteten Patterson und Colhoun an einer Präsentation für die Medien. Die gefundenen Waffen waren bereits in Beutel verpackt, mit Schildchen versehen und dann wie ein Buffet auf zwei mit weißem Papier beklebten Tapeziertischen angerichtet worden. An einer Seite türmten sich Schachteln mit Munition, in der Mitte die Schrotflinten, die Revolver lagen ganz vorne. Auf einem separaten Tisch – sozusagen auf einem Ehrenplatz – lag die Tüte mit dem Ecstasy; einige Tabletten lagen dekorativ vor der Tüte.
    Costello hatte sich in Schale geworfen, und mir fiel auf, dass er einen neuen schwarzen Gehstock aus Weißdorn mitgebracht hatte, von dem er wohl meinte, dass er zu einem Mann in seiner Position besser passte.
    Als er Williams und mich entdeckte, rief er uns in sein Büro. Es war ein sparsam eingerichteter Raum ohne persönliche Note, mit Ausnahme zweier Fotos: eines von seinen Kindern und eines von seiner Frau. Costellos Tochter Kate hatte ich seit dem Tod ihrer Mutter nicht mehr gesehen. Kate war damals selbst verletzt worden und hatte wie ich von der möglichen Beteiligung ihres Vaters an der Ermordung einer Prostituierten erfahren. Zwar sprach Costello nie davon, doch ich nahm an, dass Kate ihn für den Tod ihrer Mutter verantwortlich machte.
    Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl hin und her und rieb sich beim Sprechen unwillkürlich mit einer Hand die Brust. Mit der anderen Hand spielte er am Griff seines Gehstocks herum, den er an die Stuhllehne gehängt hatte.
    Zunächst besprachen wir den Mord an Karen Doherty. Costello lag eine Kopie des gerichtsmedizinischen Berichts vor. Karen hatte am Hinterkopf, am Rumpf und an den Beinen Fausthiebe und Tritte erhalten. Einer der Schläge hatte einen Schädelbasisbruch verursacht. Doch es waren nicht allein die Prügel gewesen, die sie getötet hatten. Sie hatte zudem an einem genetisch bedingten Aneurysma im Gehirn gelitten – irgendwann wäre es wohl ohnehin gerissen und hätte zu einem plötzlichen Tod geführt; die Schläge waren nun lediglich der verfrühte Auslöser gewesen. Toxikologische Untersuchungen hatten außerdem das Vorhandensein einer Chemikalie, Gamma-Butyrolacton, im Blut der jungen Frau nachgewiesen. Interessanterweise hatte sie trotz ihres teilweise unbekleideten Zustands vor ihrem Tod weder Geschlechtsverkehr gehabt, noch war sie unmittelbar vor oder nach dem Tod das Opfer einer sexuellen Nötigung geworden. Genau genommen war Karen Doherty als Jungfrau gestorben.
    »Was haltet ihr davon, Leute?«, fragte Costello.
    »Was zum Teufel ist Gamma-Butyrolacton?«, fragte ich und kam Williams damit offenbar nur kurz zuvor. Sie nickte.
    Costello nahm ein Blatt Papier von seinem Schreibtisch und kniff beim Lesen ein wenig die Augen zusammen. » GBL . Wird offenbar in Lösungsmitteln eingesetzt. Kann sexuelle Euphorie, gesteigerte Sinneswahrnehmung, Koordinationsschwierigkeiten und Blackout auslösen. Wird auch gern als Rauschdroge genommen. Bei höheren Dosen ist die Wirkung so stark, dass es in Großbritannien und Nordirland zurzeit die erste Wahl bei Date-Rape-Drogen ist.«
    »Also hat es ihr jemand untergeschoben; vielleicht in ihr Getränk getan?«, meinte Williams. »Oder sie hat es selbst genommen? Um sich vor dem Ausgehen ein bisschen in Stimmung zu bringen?«
    »Wenn es eine Sexdroge ist, würde dann ein Mädchen, das noch Jungfrau ist, das Zeug freiwillig nehmen? Scheint mir logischer, dass es ihr jemand irgendwie untergemischt hat.«
    »Am besten, wir konzentrieren uns auf das, was wir wissen«, warnte Costello. »Was haben wir?«
    »Wir wissen, dass sie im Club Manhattan in Letterkenny war, Sir«, begann Williams. »Dort wurde sie vermutlich von jemandem aufgegabelt.«
    »Das überprüfen wir heute Abend«, erklärte ich. »Wir zeigen ihr Foto rum und hoffen, dass sich irgendjemand an sie erinnert.«
    »Was ist mit dem Tatort, Inspector? Hat man irgendwas Nützliches gefunden?«
    Ich sah zu Williams. Wir hatten diesen Punkt bereits im Auto unterwegs zum Revier erörtert. »Da gibt es

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