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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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befördert werden. Von den Beförderten wird erwartet, dass sie den ersten verfügbaren Posten annehmen, ohne Rücksicht auf ihren aktuellen Wohnsitz.
    »Darüber würde ich mir keine Gedanken machen, Benedict. Ein Wort ins richtige Ohr, und Sie landen hier. Natürlich nur, wenn Sie auf die Liste kommen«, sagte Costello und lächelte. »Selbst wenn Sie nicht befördert werden, wird derjenige, der den Posten hier bekommt, wieder in Letterkenny stationiert sein. Ich bin ja nur wegen Emily hierhergezogen.« Er deutete auf das Foto auf seinem Schreibtisch.
    Costello hatte vor einigen Jahren um eine vorübergehende Verlegung von Letterkenny nach Lifford gebeten, um wegen seiner Frau, bei der man Krebs festgestellt hatte, näher an seinem Wohnsitz zu sein. Den Krebs hatte Emily Costello überlebt, doch dann war sie an einem eisigen Silvesterabend in ihrem eigenen Haus eines gewaltsamen Todes gestorben. Meine Aussichten auf eine Beförderung waren sicherlich nicht schlechter als die von jemandem wie Patterson – jedenfalls bis zu dessen glücklichem Fund.
    »Natürlich hängt das alles von Harry ab«, fügte Costello hinzu.
    »Warum?« Vergeblich versuchte ich Gleichgültigkeit zu mimen.
    »Es sieht gut aus für Inspector Patterson, Benedict. Dieser Fund gibt ihm einen kleinen Vorteil, das sage ich Ihnen gleich. Und er leistet der Polizei hier einen guten Dienst.«
    Ich nickte zustimmend.
    »Ich weiß, es liegt Ihnen nicht, aber versuchen Sie, ein bisschen Mannschaftsgeist zu entwickeln, Benedict, ja? Und reichen Sie Ihre verdammte Bewerbung ein. Diese Chance kommt so schnell nicht wieder, wissen Sie.«
    Ich nickte ein wenig unsicher. Sosehr mir die Idee einer Beförderung gefiel, so unsicher war ich auch, ob ich wirklich einen ganzen Bezirk leiten wollte. Doch das konnte ich Costello schlecht sagen.
    »Na denn, jetzt wollen wir den Jungs von der Presse eine gute Vorstellung liefern, ja? Inspector?« Costello riss mich aus meinen Gedanken.
    Ich blickte ihn an, das Fenster direkt hinter ihm bildete einen Rahmen um seinen Oberkörper. Der Himmel über seinen Schultern war weiß geworden, die Sonne nur mehr ein verschwommener Fleck.

4
    Dienstag, 1.   Juni
    Nachdem ich um einundzwanzig Uhr die Nachrichten auf RTE gesehen hatte, brachte ich meinen kleinen Sohn Shane ins Bett. Er klammerte sich an meinem Hals fest, während Debbie hinter uns mit unserer Tochter Penny die Treppe hinaufstieg. Penny kitzelte Shane an den Füßen.
    Wir gingen alle vier zunächst in Shanes Zimmer und sprachen seine Gebete für ihn. Dann gaben Penny und Debbie ihm einen Gutenachtkuss und gingen ins Bad, um Pennys Zähne zu putzen. Ich versuchte seit einiger Zeit, Shane beizubringen, dass er »Daddy« sagte, doch er hatte Probleme mit dem D, und es kam nur »Gagga« heraus. Offenbar frustrierte ihn das genauso wie mich, jedenfalls saß er da und bemühte sich immer wieder, das Wort korrekt hervorzubringen. Er versuchte es noch mehrmals, während ich ihn zu Bett brachte, dann gab er auf, drehte sich auf die andere Seite und schlang ein Bein um die Stangen seines Kinderbettchens. Ich sang ihm vor, bis er eindöste. Dann ging ich zu Penny, um ihr eine gute Nacht zu wünschen. Sie las in einem Buch, das ihre Großmutter ihr geschenkt hatte, über einen Hamster, der an den Strand ging.
    »Bekomme ich einen Hamster, Daddy?«, fragte Penny.
    »Wir haben doch schon einen Hund, Liebes«, sagte ich. »Frank wäre ganz traurig, wenn wir ein neues Haustier bekämen.«
    »Sie würden sich anfreunden«, erklärte sie, als wäre sie der Elternteil und ich erst sieben Jahre alt.
    »Ich weiß nicht, Liebes. Frank ist eifersüchtig. Reicht er denn nicht für uns?«
    »Aber Frank kann nicht reden so wie ein Hamster«, sagte sie und schüttelte wütend den Kopf, während sie das Buch zuschlug und neben das Bett legte.
    Debbie räumte in unserem Schlafzimmer Kleidungsstücke weg. Ich setzte mich aufs Bett und erzählte ihr von meinem Gespräch mit Costello.
    »Also, Costello glaubt, er kann es so drehen, dass ich hier stationiert werden würde, wenn ich auf die Liste käme. Dann müssten wir nicht umziehen.«
    Debbie sah nicht auf. »Willst du es denn?«, fragte sie.
    »Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht.«
    Sie faltete einen von Shanes Stramplern zusammen, dann sah sie mich an. »Bewirb dich«, sagte sie. »Überlass die Entscheidung ihnen. Wenn Sie dich auswählen, dann befassen wir uns damit.«
    Zwei Stunden später drängelten sich Williams, ich und diverse

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