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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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Fehler.
    »Nie von ihm gehört«, wiederholte er, und das war praktisch unmöglich, da die Geschichte über den Ex-Häftling, der in Lifford gekreuzigt worden war, der Aufmacher in sämtlichen Zeitungen und Fernsehnachrichten von hier bis Cork gewesen war. Ich konnte zwar verstehen, dass er leugnete, den Mann seiner Geliebten zu kennen, doch Kerr sollte eigentlich ein Fremder für ihn gewesen sein. Warum musste Decko unbedingt abstreiten, dass er seinen Namen kannte?
    »Wir glauben, es könnte da eine Verbindung geben zwischen den beiden Morden, Mr   O’Kane. Und im Verlauf unserer Ermittlungen ist Ihr Name gefallen«, erläuterte Williams.
    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen«, sagte Decko verlogen, »aber ich kenne keine dieser Personen. Falls außerehelicher Sex nicht plötzlich ein Verbrechen ist, bin ich für Sie nicht von Nutzen.«
    »Wenn außerehelicher Sex ein Verbrechen wäre, Sir«, sagte Williams, »würde Mrs   Webb dafür verurteilt werden, nicht Sie. Sie sind nicht verheiratet, oder, Sir?«
    »Nein – ist das ein Antrag?«, fragte Decko.
    »Ich denke, Sie können davon ausgehen, dass das nicht der Fall ist, Mr   O’Kane«, sagte Williams mit ausdrucksloser Miene.
    Als wir gingen, stand der junge Verkäufer, der uns begrüßt hatte, mit einem Kollegen, einem kahlköpfigen, stiernackigen Mann in ölverschmiertem Overall, an der Kaffeemaschine. Ich winkte den beiden zu, doch sie reagierten nicht, sondern sahen uns lediglich schweigend hinterher.
    »Sie mochten Mr   O’Kane anscheinend nicht«, sagte ich zu Williams, sobald wir draußen waren.
    »Da gibt’s nicht viel zu mögen, oder?«
    »Irgendetwas muss er an sich haben. Sinead Webb ist eine gut aussehende Frau.«
    »Sie muss völlig verzweifelt sein«, schnaubte Williams. »Er lügt also.«
    »Ganz Ihrer Meinung. Das Problem ist nur, wir wissen nicht, in Bezug worauf er lügt, weil wir nicht wissen, was er getan hat. Vielleicht stellt er sich nur dumm, weil wir von der Polizei sind.«
    Wir fuhren mittlerweile auf der Schnellstraße, und der Wagen hinter uns blinkte, um zu überholen. Als er an uns vorbeizog, kam er unserem Auto für den Bruchteil einer Sekunde zu nahe, ehe er die Richtung korrigierte. Doch diese eine Sekunde genügte.
    Rauschen erfüllte meine Ohren, und die Landschaft vor mir schien zurückzuweichen. Mein Blick wurde unscharf, und als mein Herzschlag wie eine Rakete beschleunigte, packte ich instinktiv mein Handgelenk und suchte den Puls.
    Als ich merkte, dass der Wagen außer Kontrolle geriet, reagierte ich so panisch, dass wir auf den Seitenstreifen schlitterten, ehe ich die Richtung wieder korrigieren konnte. Williams redete mit mir, sie sprach laut und eindringlich, doch ihre Stimme ging im Hupkonzert der Wagen hinter uns und im lauten Pochen meines Herzens unter. Ich entdeckte eine Tankstelle und reduzierte die Geschwindigkeit, so gut ich konnte, um die Auffahrt nehmen zu können.
    Ich fuhr auf den Vorplatz, schaltete den Motor aus und öffnete die Tür. Als ich ausstieg und den festen Boden unter meinen Füßen spürte, ebbte die Panik ein wenig ab, und die böse Vorahnung verblasste. Der Himmel war strahlend blau, die Luft im Schatten des Tankstellenvordachs kühl. Ich beugte mich vornüber und stützte die Hände auf die Knie; von der benzingeschwängerten Luft wurde mir ganz schwindelig. Dann spürte ich, dass Williams mir das Kreuz rieb, wie meine Eltern es getan hatten, wenn mir als Kind übel geworden war. Die Geste tröstete mich, und ich richtete mich wieder auf. Williams sah so aus, wie ich mich fühlte, das Gesicht angespannt und verängstigt.
    »Mein Gott. Sind Sie in Ordnung?«, fragte sie.
    »Tut mir leid, Caroline«, sagte ich. »Das tut mir so leid. Alles in Ordnung.«
    »Was war denn los?«, fragte sie und blickte zur Schnellstraße, als wäre dort die Antwort zu finden. Ich folgte ihrem Blick und sah gerade noch, wie eines der Autos, das hinter uns gewesen war, langsam davonfuhr. Der Fahrer hatte wohl angehalten, um sich an mir abzureagieren, dann jedoch bemerkt, dass ich nicht betrunken war, sondern dass tatsächlich etwas mit mir nicht stimmte. Ein anderer Fahrer hupte immer noch und zeigte mir den Mittelfinger – diese Geste gab ich ihm zurück.
    »Ich bekomme diese Attacken«, erklärte ich. »Panikattacken oder so. Es geht mir gut. Ich musste nur raus aus dem Auto.«
    Williams musterte mich argwöhnisch. »Setzen Sie sich, und ich hole Ihnen Wasser«, sagte sie und ging in den Laden.
    Als

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