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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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noch vor Beginn des Gesprächs Unbehagen einflößen sollte.
    Dennoch schüttelte ich ihm die Hand und versuchte danach, mir die Handfläche möglichst unauffällig am Hosenbein abzuwischen.
    »Also, wie kann ich der örtlichen Polizei helfen?«, fragte er und sprach das Wort Polizei wie jemand aus dem Norden aus. »Wollen Sie Ihren Fuhrpark auffüllen?«
    »Nicht direkt, Mr   O’Kane«, sagte ich lächelnd. »Wir wollten mit Ihnen über den Mord an Peter Webb reden.«
    »An wem?«, fragte er unverzüglich, schüttelte den Kopf und runzelte verwirrt die Stirn. »Nein, den Namen kenne ich nicht.«
    Es war eine offenkundige Lüge. Webbs Name war in sämtlichen Nachrichten gewesen. Aber wenn man seine Verbindung mit Webb bedachte, überraschte es nicht, dass er es abstritt, ihn zu kennen.
    »Er war der Ehemann Ihrer Freundin, Mr   O’Kane«, sagte Williams. »Sinead Webb?«
    Decko schniefte erneut und hielt sich hastig die Hand an die Nase. Er ließ den Blick rasch durch die Ausstellungsräume schweifen, um abzuschätzen, ob jemand mitgehört hatte. Falls das der Fall war, dann ließ sich niemand etwas anmerken, aber mir fiel auf, dass die Leute verstummt waren und schweigend umherwanderten.
    »Vielleicht könnten wir uns in Ihrem Büro weiterunterhalten, Mr   O’Kane«, schlug ich vor und deutete auf die Tür, durch die er gekommen war. »Da sind wir ungestörter, denke ich.«
    Decko bot uns Tee oder Kaffee an, eindeutig rein pro forma, daher nahm ich sein Angebot gerne an. Über die Gegensprechanlage bestellte er die Getränke bei seiner Sekretärin, und ich fragte mich, ob er mit der wohl auch eine Affäre hatte – bis sie hereinkam und die Frage sich von selbst erledigte. Sie war eine korpulente Frau Ende fünfzig mit finsterem Blick. In einer Hand trug sie drei nicht zueinander passende Becher mit Kaffee und in der anderen einen angeschlagenen Teller mit gefüllten Keksen. Sie stellte die Tassen so ungestüm ab, dass der Kaffee auf die Papiere schwappte. Decko schnalzte missbilligend und verdrehte die Augen, als sie ging, dennoch dankte er ihr höflich.
    »Himmel«, sagte er, nachdem sie die Tür geschlossen hatte. »Wenn sie nicht meine Schwester wäre, würde ich sie feuern.«
    »Das ist aber sehr anständig von Ihnen, Mr   O’Kane«, bemerkte ich lächelnd.
    »Also«, sagte er und rückte auf seinem Stuhl nach vorn. »Peter Webb wurde ermordet. Und was habe ich damit zu tun?«
    »Ich frage mich, wie Sie Mr   Webb kennengelernt haben«, spielte ich den Ball zurück, denn es widerstrebte mir, wenn ein Verdächtiger die Fragen stellte.
    »Habe ich gar nicht«, erwiderte er. »Ich habe seine Frau kennengelernt. Sie kam eines Tages, vor etwa einem Jahr, hierher und suchte ein neues Auto und bekam dann das, was sie wirklich wollte.« Er schenkte uns ein anzügliches Grinsen, und ich fragte mich, welche Mentalität ein Mann haben musste, der in Gegenwart einer Polizistin eine solche Bemerkung machte, ohne sich zu vergegenwärtigen, dass er sie damit nur gegen sich aufbrachte. Doch womöglich war das der springende Punkt; vielleicht war es Decko gleichgültig, was Williams oder ich von ihm hielten. Falls wir gehofft hatten, er werde zusammenbrechen und alles gestehen, sobald er erfuhr, dass wir von seiner Affäre mit einer – bis vor kurzem – verheirateten Frau wussten, wurden wir bitter enttäuscht.
    »Sie hatten eine Affäre mit einer Frau und kannten ihren Ehemann nicht, Mr   O’Kane?«, fragte Williams ungläubig, und ihre Stimme schlug beinahe über.
    »Logisch. Der springende Punkt einer klandestinen Affäre ist die Tatsache, das niemand davon weiß. Ich konnte mich ihm doch wohl kaum vorstellen, oder?« Bei dem Wort »klandestin« malte er Anführungszeichen in die Luft, vielleicht um die Tatsache, dass er ein solches Wort überhaupt kannte, zu betonen. Dann lächelte er in dem sicheren Bewusstsein, dass wir allem Anschein nach im Dunkeln tappten.
    »Aber Sie kennen doch den Namen?«, fragte ich.
    »Selbstverständlich. Das ist aber etwas anderes, oder?« Er lächelte scheinheilig.
    »Und Sie kennen James Kerr?«, fragte ich in der Hoffnung, irgendein Anzeichen von Wiedererkennen in seinem Gesicht aufflackern zu sehen. Doch er ließ sich nichts anmerken.
    »Nie von ihm gehört. Schläft mit seiner Frau auch jemand?«
    »Nein – jemand hat ihn an einen Baum genagelt und ihm dann mit einem Hammer die Kniescheiben zertrümmert«, entgegnete ich. Und hier machte Decko seinen ersten echten

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