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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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sie zurückkam, bat ich sie darum, dass sie fuhr. Während wir Letterkenny hinter uns ließen, brach ich den ersten Betablocker aus dem Tablettenstreifen, spülte ihn mit einem Schluck Wasser hinunter und versuchte, die argwöhnischen Blicke, die Williams mir ab und an zuwarf, nicht zur Kenntnis zu nehmen.

16
    Samstag, 12.   Juni
    Samstagmorgen klarte der Himmel früh auf und blieb den Tag über wolkenlos – so weit zur Widerspiegelung menschlicher Gefühle in der Natur: Ich stand am Rand des Grabes, während Bardwell einige Worte sprach und James Kerrs Leiche ihre letzte Reise antrat.
    Die Angestellten des Bestattungsunternehmens waren beinahe zahlreicher als die Trauergäste; außer Bardwell und mir hatte sich nur Kerrs Schwester Annie die Mühe gemacht, zur Beerdigung ihres Bruders zu kommen. Ihre Mutter und der Stiefvater seien verhindert gewesen, erklärte sie mir ein wenig schuldbewusst. Ihr Vater sei nicht aufzufinden. Ich hatte gehofft, Kerrs Halbschwester Mary Gallagher werde zur Beerdigung erscheinen, doch solche romantischen Vorstellungen waren wohl abwegig. Vielleicht wusste sie nicht einmal, dass Kerr tot war. Vielleicht wäre es ihr gleichgültig gewesen.
    Nachdem die Erde auf den Sargdeckel geprasselt war, kam Bardwell und schüttelte mir die Hand. Dann umarmte er Annie, wenn auch ein wenig unbeholfen. Sie waren sich offensichtlich noch nie begegnet. Ich meinerseits sprach ihr nochmals mein Beileid aus und schlug eine Tasse Tee und ein Sandwich in einem Café vor, doch sie lehnte ab und erklärte, sie müsse zurück nach Hause, nach Banbridge oder wo auch immer.
    »Ich nehme das Sandwich gern, falls das okay ist«, sagte Bardwell.
    Wir saßen draußen, direkt gegenüber vom Bahnhof, in einem Café auf der Hauptstraße von Lifford, sodass wir rauchen konnten, während wir uns unterhielten.
    »Keine schöne Verabschiedung«, sagte ich.
    »Jamie hatte kein schönes Leben«, sagte Bardwell. »Einen schönen Tod übrigens auch nicht.«
    Ich saß schweigend da und zündete mir eine Zigarette an. »Wen wollte er an dem Abend treffen, Reverend?«
    Bardwell hielt ganz kurz den Atem an, als wägte er die Frage und ihre potenziellen Untertöne ab. Schließlich schien er zu dem Schluss zu kommen, da Kerr tot sei, gelte nun auch keinerlei Schweigepflicht zwischen Geistlichem und Büßer mehr.
    »Ich weiß keine Namen«, sagte er und zündete sich ebenfalls eine Zigarette an. »Er hat behauptet, er habe Webb nicht einmal zu sehen bekommen; als er zu ihm nach Hause ging, war Webb verhaftet worden. Und als er Gelegenheit hatte, noch einmal dorthin zu gehen, war Webb schon tot. Aber da spielte das auch keine Rolle mehr. Er hatte einen aus der Bande gesehen.« Bardwell lächelte mich an, als käme durch diese Enthüllung alles wieder in Ordnung; in Wirklichkeit war genau das Gegenteil der Fall.
    »Wo?«
    »In Webbs Haus«, sagte er. »Offenbar hat er an dem Abend, an dem Webb verhaftet wurde, jemand anderen gesehen, der bei Webbs Frau zu Besuch war. Er hat sofort einige Merkmale wiedererkannt – Sie erinnern sich, dass Jamie erzählt hatte, dass einer von ihnen Pickel oder so etwas hatte? Jamie hat sein Gesicht erkannt.«
    »Wusste er, wer der Mann war?«
    »Nein.« Bardwell wischte sich mit dem Oberarm den Schweiß vom Gesicht und fügte hinzu: »Aber er meinte, das habe er herausfinden können. Er hat gesagt, der Mann würde sich mit Webbs Frau amüsieren. Und die hat er auch gezwungen, ihm zu sagen, wer der Mann war.«
    »Hat er Ihnen seinen Namen gesagt?«, fragte ich hoffnungsvoll. »War es Declan O’Kane? Decko?« Ich nickte aufmunternd, als könnte ich ihn so dazu bringen, meinen Verdacht zu bestätigen.
    Er starrte in die Ferne und bildete den Namen mit den Lippen nach, als wollte er überprüfen, ob er passte. »Ich … ich erinnere mich jedenfalls nicht. Könnte sein. Der Name war mir nicht so wichtig. Ich wollte nur wissen, ob Jamie bei seiner Mission Unterstützung hatte.«
    »Unterstützung? Ist Ihnen nie in den Sinn gekommen, ihm klarzumachen, dass er sich in große Gefahr begibt? Mir kommt das ziemlich dumm vor.«
    »James hat sich seine Mission selbst ausgesucht, Inspector. Wie könnte ich einen Mann davon abhalten, das zu tun, was er für das Richtige hält? Was, wenn sein Seelenheil davon abhinge und ich ihm im Weg stünde? Was hätte das aus mir gemacht?«
    »Einer bewaffneten Bande mit Vergebung als einziger Waffe gegenüberzutreten erscheint mir wie eine ziemlich einseitige

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