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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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parfümiert. Ich wollte mich wieder von ihr lösen, doch sie hielt mich am Hemd fest und fuhr fort.
    »Ich war froh, dass Sie das waren, da auf der Wache«, sagte sie. Ich löste mich von ihr und hob abwehrend die Hände. Sie prustete vor Lachen: »So war das nicht gemeint! Ich habe gehört, Sie werden der nächste Super. Ich möchte mit Ihnen arbeiten.«
    »Helen«, sagte ich aufrichtig, »ich arbeite gerne mit Ihnen, aber ich bezweifle, dass ich der nächste Super werde. Da hat Ihnen jemand etwas Falsches erzählt.«
    Ihr Blick war ein wenig glasig, ein kleines Lächeln spielte um ihre Lippen. Während ich sprach, nickte sie, und danach nickte sie weiterhin, als hätte sie nicht gemerkt, dass ich verstummt war. Ich vermutete, dass sie mich gar nicht richtig hören konnte; vielleicht war es keine gute Idee gewesen, in diesem Lokal mit ihr darüber zu sprechen.
    »Möchten Sie tanzen?« Sie bewegte sich bereits zur Musik und hakte sich bei mir ein.
    »Lieber nicht, Helen; ich bin ein bisschen zu alt für dieses Lokal«, sagte ich verlegen. Mir war bewusst, dass mehrere Gardai zu uns herüberschauten und grinsten.
    Endlich entdeckte ich Rebecca Purdy in Begleitung einer Polizistin. Ich entschuldigte mich bei Helen mit der Begründung, Costello habe mich gebeten, zu verfolgen, ob es mit dem Mädchen irgendwelche Fortschritte gebe. Helen machte einen Schmollmund und ging auf die Tanzfläche.
    Diesmal sah Rebecca Purdy so jung aus, wie sie war. Zwischen den Polizisten wirkte sie sehr klein, ihr Selbstvertrauen zutiefst erschüttert. Sie ließ die Schultern hängen und hatte den Kopf ein wenig gesenkt, vielleicht um die gelblichen und violetten Prellungen zu verbergen, die ihr Make-up nicht hatte überdecken können.
    »Irgendwas gesehen?«, fragte ich sie und ließ den Blick durch den Raum schweifen, während ich mit ihr sprach.
    »Nein«, sagte sie. »Ich hab ein paar Leute gesehen, die ich kenne …« Sie räusperte sich und fuhr dann fort: »Ich hab ein paar Jungs gesehen, die ich schon früher einmal kennengelernt hatte, aber niemanden von dem Abend.«
    Wer die Jungs auch sein mochten, an diesem Abend machten sie einen großen Bogen um Rebecca, und das würden sie wohl noch lange tun.
    »Aber es ist schwer zu sagen. Hier sind so viele Leute. Eigentlich kann ich nicht wirklich viel sehen.«
    »Ich kenne jemanden, der vielleicht helfen kann«, sagte ich.
    Jack Thompson gestattete uns mit Freuden die Nutzung seines Büros und schaltete die Videoüberwachungsmonitore ein. Während Rebecca zwischen den Ansichten hin und her wechselte, fragte er sie, wie es ihr gehe und ob er ihr irgend etwas bringen könne, ehe er sich der Frage zuwandte, wie sie an jenem Abend in seinen Club gelangt sei. Er wolle sicherstellen, erklärte er uns, dass so junge Leute nicht mehr so einfach reinkommen würden.
    Rebecca errötete. Ihre Freundinnen würden nicht gerade begeistert sein, wenn ihr Trick nicht mehr funktionierte. Außerdem würde der verheiratete Rausschmeißer wahrscheinlich seinen Job verlieren, was er allerdings auch verdient hatte.
    »Ich hatte einen gefälschten Ausweis«, sagte sie.
    Thompson hob die Arme und zuckte gleichzeitig mit den Achseln. »Was soll man da machen?«
    »Ich würde damit anfangen, mein Türpersonal neu zu schulen«, schlug ich vor. »Und die Leute zunächst einmal daran erinnern, wann die Volljährigkeit eintritt.«
    Thompson blickte mich fragend an, allerdings so übertrieben, dass mir der Verdacht kam, er wisse bereits von den außerehelichen Aktivitäten seines Rausschmeißers.
    Unsere Unterhaltung wurde von Rebecca unterbrochen, die gerade aufsprang und auf einen der Bildschirme deutete. »Es ist wieder weg«, rief sie. »Ich glaube, ich habe ihn gesehen, aber es ist wieder weg. Er hat eine Glatze.«
    Die Ansicht hatte gewechselt, doch Thompson rief das vorhergehende Bild wieder auf.
    »Die Toiletten«, sagte er. »Der Gang zu den Toiletten.«
    Ich rannte aus dem Büro hinaus auf die Tanzfläche und brüllte einigen der Kollegen zu, dass sie mir folgen sollen.
    Als wir auf der Herrentoilette ankamen, war dort nur ein junger Mann, der sich vor dem Spiegel die Haare kämmte.
    »War hier ein Mann mit Glatze?«, fragte ich.
    Er starrte mich erstaunt an.
    Ich wiederholte die Frage ein wenig drängender und fügte hinzu, ich sei Polizist.
    »Er ist gerade raus«, sagte er.
    »Warten Sie hier«, rief ich, eilte wieder hinaus und suchte die Tanzfläche ab. Zwei Kollegen folgten mir. »Wir suchen nach einem

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