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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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als Abgesandter des Fürstenhauses, Prinz Giovanni Carlo, zweitältester Sohn Cosimo II. Der zwölfjährige Knabe bestaunte die nur drei Jahre ältere Braut. Nun, da das Entzücken der Florentiner der schönsten Braut zu Füßen lag, die es wohl seit langer Zeit gegeben hatte, konnte sich der Knabe diesem Sog von Glanz, Bewunderung und Stolz nicht entziehen. Er verfolgte die, durch die hohen Glasfenster von Santa Trinita fa l lenden einzelne Sonnenstrahlen, die, Silberfäden gleich, auf das reife Gesicht der jungen Braut fielen. Sich der Machtfülle der Medici, seinem vorgezeichneten Weg als Kardinal mit hohem Ansehen und Einfluss bewusst , forderte der Knabe mit Blicken den Kontakt zur schönsten Frau in Florenz. Er war es, der, in seinem hohen Amt als Botschafter des Großherzogs, bekleidet mit goldbetresstem Umhang, geschmückt mit den Würden eines Staatsmannes, der zu Ehren dieser Schönen abgesandt war und direkt neben dem Priester seinen Platz gefunden hatte.
    Doch die stolze Braut wandte sich von der pompösen Machtdemonstration ab. Wie bei höf i schen Festen hatte sie stets Verachtung für dieses Geburtsrecht gezeigt, und sie gewährte auch jetzt dem Knaben nicht einen Blick. Sie zeigte sich fromm, gottesfürchtig und keusch. Sie spielte das Spiel, das von ihr verlangt war. Sie blickte in die kränkelnden und wässrigen Augen ihres Gatten, als sie ihm das Jawort gab. Signora, Markgräfin de’ Buondelmonti lächelte. Di e ses Lächeln galt nicht dem Gemahl. Es galt der Verachtung dieser Ehe. In diesem Augenblick spürte sie den starren Blick des Medici Sprösslings auf sich ruhen. Sie hob verächtlich ihren Kopf und ein sterne funkelnder Bannstrahl traf den jungen Prinzen. Mit ihren hellblauen Augen fixierte sie seine Stirn, sie schmetterte ihm ihre Verhöhnung entgegen. Sie schaute dem jungen Medici so lange verächtlich in die Augen, bis der Zwölfjährige vor Scham die Lider senkte. Erst dann wandte sich die junge Braut von ihm ab, wohlwissend, dass sie einen Sprengsatz in das Nest gelegt hatte. Das war ihr Weg, das wusste sie nun. Der Kampf begann früher, als sie gedacht hatte.
    ‘Verruchtes Florenz, so nimm zur Kenntnis, ich will, was ich will. Ich werde weder Fürsten noch den hohen Herren der Kirche willens sein.’
    Der eintönige Gesang der Gottesdiener, das frömmelnde Spiel der Orgel und die brummelnden Gebete rauschten an ihr vorbei, wie das Murmeln des Baches in Picchena. Wegen ihr, der tref f lichsten Braut seit langer Zeit, waren die neugierigen Menschen hereingeströmt nach Santa Trinita. Wegen ihr, dem Stern am Himmel des klatschsüchtigen Florenz trafen sich draußen auf der Piazza vor dem Palazzo de’ Buondelmonti die bunt gekleideten Bauern und Handwerker, die Priester, Mönche und Nonnen. Aus Anlass ihrer Hochzeit bereicherten sich die trickreichen Diebe und vergnügten sich die geschäftstüchtigen Huren. Aus Anlass ihrer Vermählung waren sie alle erschienen. Die zerlumpten Armen und die trostlos Bedrückten schnitten sich ihre Scheibe von diesem glanzvollen Auftritt ab, sie zehrten von dem, was ihnen selbst verwehrt war. Alle waren da, sie zu sehen. Nur sie, sie selbst, die junge Caterina Picchena war nicht da. Ihr Körper folgte dem Arm des schwachen Lorenzo del Senatore Altobianco de’ Buondelmo n ti. Der Name stand so im Gegensatz des gebrechlichen Grafen, dass sie sich gerade noch an diesem festhalten konnte. Ihr Geist, ihr Ich, ihr Leben, waren in der Bibliothek ihres Vaters in Picchena, in dieser wunderschönen Burg im Hochland der raueren Toskana.
     
    In der Portantina, wurde sie von prächtig Livrierten die wenigen Schritte die den Palast von der Kirche trennten, durch die jubelnde Menge getragen. Der Graf hatte noch vor dem Altar einen Schwächeanfall erlitten. Er war voraus getragen worden, mit verschleierten Fenstern. Caterina lächelte auf ihrem kurzen Weg durch die begeistert rufenden Toskaner. Sie winkte ein wenig durch das kleine Fenster in der bunt geschmückten Sänfte. Schwanger, wie sie war, vermied sie es, die Sänfte zu verlassen und sich dem Volke unterzumischen. So war sie bald im Palast ihres Gatten, in dem eine fürstliche Feier mit Festessen zu ihren Ehren anberaumt war. Von der Loggia, gegenüber Santa Trinita, winkte sie kühl lächelnd in die Menge. Sie wusste , das Spiel musste gespielt werden. Die Florentiner würden sich bald wieder mit ihren eigenen Lustbarkeiten beschäftigen.
     
    1516 geplant, war der mächtige Palazzo als Zweckbau erstellt

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