Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission
Oder Körperschilde. Oder beides …
Er sah wieder zu dem Bunker hinüber. Direkt daneben stand Trigger. Das Schiff hatte geistesgegenwärtig seinen Deflektorschild aktiviert und war nun relativ sicher, ganz im Gegensatz zu Clou und den Frauen.
»Haltet mir das Feuer vom Hals«, schrie jemand in Clous unmittelbarer Nähe.
Er lugte schnell um die Ecke.
Die Eindringlinge hatten ihre Stellung vor der brennenden Monsoon aufgegeben und waren ausgerechnet in ihre Richtung vorgestoßen. Nun kauerte das Kommando auf der anderen Seite des Betonsockels, auf dem der Lastkran stand.
Damit war der Weg zu dem Bunker frei, es sei denn, die Piraten würden genau dort entlang auf die Söldner feuern.
Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden, und sie hatten nur einen Versuch.
»Jetzt«, sagte Clou. Er stieß Debi an und rannte los.
Celia folgte nur wenige Meter hinter ihnen.
Noch einhundertfünfzig Meter.
Das Atmen fiel immer schwerer. Er hörte Debi neben sich bereits nach Luft schnappen.
Hinter ihnen hatte das Feuer inzwischen auch auf die Typhoon übergegriffen. Beide Schiffe standen in Flammen – meterhohe Feuersäulen, welche die kostbare Lufthülle der Burg rapide aufzehrten.
Einhundert Meter.
Clou keuchte. In seinen Lungen rasselte es. Querschläger, sowohl Kugeln als auch Energiestrahlen, peitschten den Stahlbeton unter seinen Füßen. Kein Zweifel, man hatte sie gesehen.
Debi neben ihm strauchelte. Er griff nach ihrem Arm und zog sie im Laufen wieder auf die Beine.
»Gallagher«, schnaufte Celia hinter ihnen.
Clou und Debi sahen sich kurz um.
Celia Rutherford war getroffen worden. Sie lag zusammengekrümmt auf dem Boden und hielt sich den blutenden Oberschenkel. Über ihr ragte drohend der Lastkran auf, an dessen Fundament sie sich vor wenigen Sekunden noch versteckt hatten. Die Schüsse der Piraten, die auf die jetzt dort postierten Söldner zielten, hatten die Stahlkonstruktion des Kranes regelrecht perforiert. Plötzlich riss der Kran mit einem ohrenbetäubenden Bersten aus der Verankerung, und mit morbider Grazie senkte er sich dem Boden entgegen. Was wie eine majestätische Zeitlupenbewegung wirkte, war für Celia eine tödliche Gefahr – in wenigen Sekunden würde von der Frau nicht mehr viel übrig sein, erkannte Clou.
Das war die Gelegenheit!
Clou machte einen Satz auf sie zu und zog sie in Sicherheit. Einen Herzschlag später donnerte der Lastkran wie eine Guillotine krachend auf die Startbahn nieder.
Nun war Clous Rückzug wenigstens halbwegs gedeckt. Er und Debi stützten Celia, die mit ihnen zu der rettenden Luke humpelte und diese über sich verriegelte, ehe die dünne Lufthülle der Burg Ruvvlen restlos verpuffte und die Brände ebenso erstickte wie die Piraten und Söldner, die noch draußen waren.
*
»Gut«, murmelte Celia und setzte sich in ihrem Krankenbett auf. Der Sanitäter, der ihr das gebrochene rechte Handgelenk geschient und die Schusswunde in ihrem Oberschenkel versorgt hatte, entfernte sich eilig. Es gab noch andere Verletzte aus der Schießerei, die verarztet werden mussten.
Debi Branigunn und Clou Gallagher standen am Fußende ihres Bettes. Neben ihr saß ihre Tochter und kämpfte mit den Tränen.
»Es ist alles in Ordnung, Claire«, beruhigte sie die Kleine und strich Claire übers Haar, »Mami geht's wieder gut.«
»Nein, tut es nicht«, sagte Claire trotzig, »das sehe ich doch.«
Clou und Debi tauschten einen wissenden Blick. Clou konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
»Ich möchte, dass du wieder nach Hause gehst«, sagte Celia und griff nach der Hand der Kleinen. Sie tauschte einen Blick mit Debi.
»Miss Branigunn, wären Sie so freundlich …?«, bat sie.
Debi brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass die Kommandantin der Piratenflotte ihr soeben erlaubt hatte, sich frei und unbeaufsichtigt innerhalb der Burg Ruvvlen zu bewegen. Mehr noch, sie hatte ihr ihre einzige Tochter anvertraut.
»Äh … ja, natürlich. Komm, Claire«, sie hielt dem Mädchen die Hand hin.
»Ich hab dich lieb, Mami«, sagte Claire und gab ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange.
»Ich dich auch«, erwiderte Celia seufzend.
Als sich die Tür hinter Debi und dem Mädchen schloss, sah Clou ihnen nach.
»Ein hübsches Mädchen«, sagte er anerkennend.
»Wen von den beiden meinen Sie?«, fragte Celia schnippisch.
Er räusperte sich. »Ihre Tochter, Ma'am.«
»Ein Goldschatz«, stimmte sie ihm zu. »Viel zu schade für diese Umgebung. Ich nehme an, Sie halten mich für
Weitere Kostenlose Bücher