Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission
rollte sich aus dem Bett und lugte verschlafen aus Triggers Kanzelfenster.
»Kundschaft?«, gähnte er.
»Keine Kundschaft«, sagte Trigger. »Nur ein Weinfrachter. Canusische Kennzeichen. Hat sicher einen langen Weg zurückgelegt.«
Das stimmte. Clevere Geschäftsleute waren auf die Idee gekommen, canusischen Wein unmittelbar nach der Kelterung in große Tanker zu verladen und sie auf die Reise zu schicken. Dabei flogen die Tanker den ganzen Weg von Canus aus bis zum Zielort mit reduzierter Geschwindigkeit. Dadurch stiegen die Frachtkosten zwar enorm in die Höhe, jedoch ließ sich an altem canusischen Wein bedeutend mehr verdienen als an frischem, und die Gewinnspanne war mehr als ausreichend, um die teurere Fracht wieder auszugleichen.
»Wann fliegen wir eigentlich wieder? Ich will hier nicht anwachsen«, beschwerte sich Trigger.
»Wir sind heute mit dem Kaiser verabredet. Er wird uns noch einmal erklären, wie wichtig der Tausch für den inneren Frieden seiner Nation ist, und dann fliegen wir zurück zu Sanderson und legen ihm unsere Ergebnisse vor.« Clou schlurfte zum Kühlschrank, griff wahllos hinein und stellte sein Frühstück zusammen.
»Wenn du das sagst.«
*
Nnallne hatte den Weckruf des Hotelservices überhört. Mal wieder, dachte er zerknirscht. Er wirbelte durch sein Appartement, sprang in den nächstbesten Anzug und raste ins Bad, um sich schnell frisch zu machen. Wenige Minuten später verließ er laut fluchend und ohne Frühstück das Hotel. Er würde zu spät kommen.
Nnallne sprintete zum Taxiparkplatz. Das letzte Taxi fuhr soeben mit einer kinderreichen Familie und einem Berg Gepäck ab. Der Fahrer hupte fröhlich, als er an ihm vorbeifuhr. Nnallne sah ihm fluchend hinterher.
*
Clou steckte den Blaster in das Holster, das er über der schwarzen, mit Panzerplatten besetzten Uniformhose trug, und zog seine ärmellose Lederweste über das blaue T-Shirt. »Ich komme zurück, so schnell ich kann«, sagte er, als er das Schiff verließ.
»Geh nicht mit fremden Symirusen mit«, rief ihm Trigger über die Außenlautsprecher nach.
Clou stellte sich auf das nächste Laufband, das ihn zum Stadttor trug. Von dort aus nahm er ein Taxi zu dem Krankenhaus, in dem Debi untergebracht war. Er eilte mit großen Schritten zu Debis Zimmer, klopfte an und trat ein.
»Guten Morgen, mein Schatz«, begrüßte er sie und nahm sie zärtlich in den Arm. »Wie geht es euch beiden?«
Sie küsste ihn flüchtig und ließ sich schnell wieder in die Kissen sinken. »Von der Schulter spüre ich nichts mehr, aber das Essen …« Sie würgte leise.
»Das geht vorbei«, sagte eine Stimme hinter Clou.
»Oh, hallo, Doc«, sagte Clou, ohne sich umzudrehen. Symirusen schienen einen Mordsspaß dabei zu haben, sich leise an jemanden heranzuschleichen und ihn dann anzusprechen. Damit konnte man Clou aber nicht mehr erschrecken.
»Ich glaube, wir hatten noch nicht das Vergnügen, Mister Gallagher«, stellte der Symiruse richtig.
Clou stutzte. Diese Stimme gehörte nicht Ttojj. Langsam folgte Clou Debis erstauntem Blick. In der Tür ihres Krankenzimmers stand ein Symiruse mittlerer Größe und unbestimmten Alters. Er sah auf den ersten Blick aus wie jeder andere Symiruse auch, fand Clou.
Dann fiel ihm das schlichte, goldene Diadem auf, das der Fremde trug, und die silbernen Ringe, mit denen er seinen peitschenartigen Schwanz verziert hatte.
Der Imperator!
Clou verfluchte sich dafür, sich nicht besser auf die Begegnung vorbereitet zu haben. Er hätte Nnallne fragen sollen, wie man sich in Gegenwart des Herrschers über vier Sonnensysteme zu verhalten hatte.
Clou tat das Naheliegendste. Er sank auf sein rechtes Knie herab und sah zu Boden. »Verzeihung, Majestät.«
Der Kaiser winkte lachend ab. »Bitte stehen Sie doch auf, Mister Gallagher. Sie, Miss Branigunn, dürfen ruhig liegen bleiben. Wenn ich einen der Etikette entsprechenden Empfang im MediCentre hätte haben wollen, hätte ich ihn haben können. Nicht einmal dieser Trottel Ttojj weiß, dass ich schon da bin«, fuhr er mit Verschwörermiene fort. »Ich bin die ganze Nacht geflogen und erst heute Morgen angekommen.«
Bevor Clou oder Debi etwas sagen konnten, erschien ein völlig verschwitzter und nach Luft schnappender Nnallne hinter dem Imperator.
»Ach, sieh an«, sagte der Kaiser mit einem tadelnden Kopfschütteln. »Wieder mal das Wecksignal verschlafen, Nnallne?«
*
Imperator Sseggi II. war nach symirusischem Maßstab noch ein Jugendlicher. Seine
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