Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission
gerade genug, um die Lebenserhaltungssysteme in Betrieb zu halten. Die Frage war, ob es den Technikern schnell genug gelang, die restlichen Einheiten zu stabilisieren, ehe sie ebenfalls ausfielen. So oder so, eine Fortsetzung der Jagd nach Gallagher war damit ausgeschlossen.
Dann verhärteten sich ihre Gesichtszüge. Nein, verbesserte sie sich, es war noch nicht vorbei. Zwar war es ausgeschlossen, dass die Effegon die Suche fortsetzte, sie selbst aber war noch längst nicht aus dem Rennen. Die Effegon hatte schließlich noch ein Shuttle der Kompaktklasse an Bord, ähnlich dem Schiff, das Gallagher flog. Damit würde sie ihn einholen können. Sie wusste ja jetzt, auf welchem Planeten sie nach ihm suchen musste. Gallagher hatte, als der Kampf begann, Drusa angesteuert. Dort würde sie ihn finden.
*
Während Trigger langsam auf die Oberfläche von Drusa hinabsank, zog Clou rasch den bequemen Overall, den er während längerer Flüge an Bord zu tragen pflegte, aus und tauschte ihn gegen eine grüne Drillichhose mit schwarzem Tarnmuster, die aus Beständen der kerianischen Armee stammte. Darüber trug er ein schwarzes T-Shirt und eine ärmellose schwarze Lederweste, deren Kapuze mit Tirkassenskalps gefüttert war.
Als er das Holster mit seiner Waffe umschnallte, schmunzelte er. Das Holster war ein Geschenk seines früheren Vorgesetzten Gan Sandar gewesen, den er nun auf Drusa zu treffen hoffte. Vor gut zwölf Jahren hatten sie sich nicht weit von hier in der Schlacht von Kasuto kennengelernt. Während der Lokxxo-Feldzüge waren sie sich wiederbegegnet, und als Sandars Schiff nach einem schweren Reaktorleck evakuiert werden musste, hatte es den alten Kommandanten Sandar und den jungen Offizier Gallagher in die gleiche Rettungskapsel verschlagen. Sie waren auf dem unwirtlichen Urwaldplaneten Drusa notgelandet, und gemeinsam hatten sie den Marsch durch den Dschungel angetreten. Die Eingeborenen der Clanmutter Qesi hatten ihnen geholfen, und als endlich ein Suchtrupp der kerianischen Raumstreitkräfte zu ihnen vorgestoßen war, hatte Sandar beschlossen, nicht mit Clou zur Flotte zurückzukehren. Stattdessen war er bei den Drusaken geblieben.
Nun landete Trigger auf einer kleinen Lichtung im Dschungel, unweit der Stelle, wo sich Qesis Dorf befand. Clou öffnete die Luke und atmete die feuchte, warme Luft des Regenwaldes ein. Bei seinen ersten Atemzügen glaubte er zu ertrinken, aber das unangenehme Gefühl ließ rasch nach. Er hängte sich den Stunner über die Schulter und sprang auf den Boden. Das weiche Unterholz gab federnd nach. Moose und Farne wuchsen selbst auf der Lichtung noch fast mannshoch, doch neben den riesigen Urwaldbäumen wirkten sie wie Unkraut. Die Sonne stand noch tief am Morgenhimmel und drang kaum durch das dichte grüne Blätterdach des Waldes hoch über seinem Kopf.
»Trigger, pass auf dich auf, ich bin in ein paar Minuten zurück«, rief Clou und überprüfte noch einmal den Sitz seines Blasters.
»Geht in Ordnung«, bestätigte Trigger.
»Ach, und – Schiff?« Clou drehte sich noch einmal um.
»Ja, Flieger?«
»Mir ist aufgefallen, dass es hinten in der Kabine mittlerweile ein bisschen streng riecht.«
»Oh, das. Ich habe auf Daneb IV keine Gelegenheit gehabt, die Auffangtanks der Toilette zu entleeren. Ich werde sie gleich hier ablassen«, beeilte sich Trigger zu sagen.
»Du liest mir jeden Wunsch von den Augen ab«, grinste Clou und ging auf den nahen Waldrand zu, in dessen Schutz das Drusakendorf verborgen lag.
Er fand es auf Anhieb wieder. Zielsicher ging er zwischen Hütten hindurch. Die Drusaken musterten ihn im Vorbeigehen und zeigten weder Interesse noch Feindseligkeit. In ihrer zischenden Sprache wisperten sich einige etwas zu, wenn er außer Hörweite kam, aber er verstand noch genug, um eine gewisse Beunruhigung der Dorfbewohner aus ihren Kommentaren heraus zu hören. Es kam offenbar nicht oft vor, dass Menschen das Dorf besuchten.
Vor Qesis Hütte blieb Clou stehen.
Die Hütte war größer als die anderen und entsprach in etwa einem zweigeschossigen Haus, von dem ein Flügel in einen der gigantischen Baumstämme hineingeschnitzt worden war, die das Dorf säumten. Er stemmte die Fäuste in die Hüften und spitzte die Lippen. Auf Drusa war es nicht üblich anzuklopfen und Türglocken gab es nicht, und so hatten die drusakischen Clans Pfiffe entwickelt, mit denen sie ihr Kommen ankündigten.
Auf Clous Pfiff hin stürzten einige von Qesis Verwandten, die bei ihr lebten, an die
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