Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission
Er legte den schweren Schraubenschlüssel an sie Seite und kroch aus dem Wartungsschacht eines Jagdschiffes hervor. Sein blauer Overall war voller Dreck und Ölflecken. Sein rundes Gesicht war schmutzig, aber zufrieden.
»Mittagspause«, verkündete er fröhlich. »Mahlzeit!«
Der Pilot des Jagdschiffes, ein gelbhäutiger Drobarianer, trat seine Zigarette auf dem Boden der geräumigen Werkstatt aus. Sein Stachelkamm richtete sich auf, und seinen kleinen, senkrecht stehenden Nasenschlitzen entwich ein drohendes Zischen.
»Reg dich nicht auf, Karechadi. Deine Mühle wird schon noch früh genug fertig, ehe die Bullen hier sind«, sagte der kleine Mann mit der Halbglatze beschwichtigend. Der Drobarianer fauchte einige Laute in sein Übersetzungsmodul, aus dem in Standardsprache ein murrendes »Meinetwegen«, kam.
Cartier ging an Karechadi vorbei in sein kleines, schmuddeliges Büro. Beim Eintreten drückte er auf einen kleinen roten Knopf neben dem Türrahmen, und in seinem Hangar ertönte eine Sirene. Die Mechaniker, die in seiner illegalen Werkstatt an Dutzenden verschiedener Schiffe arbeiteten, legten ihr Werkzeug aus der Hand und gingen in die Kantine.
Cartier setzte sich hinter seinen unaufgeräumten Schreibtisch, legte die Füße hoch und öffnete eine Flasche Bier. Er trank einen großen Schluck, rülpste, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich müde zurück. Vor einigen Jahren schon hatte er sich auf diesem kleinen Asteroiden mit seiner Werft selbständig gemacht. Dieser Schlupfwinkel lag äußerst günstig im Niemandsland zwischen den Einflussbereichen der mächtigen Nationen Kerian, Drobaria und Symirus. Cartiers Vater hatte diesen einsamen Felsbrocken, der zu keinem Sonnensystem gehörte und bewegungslos im Raum schwebte, selbst entdeckt, als er noch für eine drobarianische Schürfgesellschaft als Scout unterwegs gewesen war. Der Asteroid hatte einen Durchmesser von wenigen Kilometern, doch mit Hilfe von modernen Generatoren war es möglich gewesen, eine künstliche Schwerkraft wie an Bord eines Raumschiffes zu erzeugen. Unter einer mächtigen Stahl- und Glaskuppel hatten Cartier und seine Leute ein florierendes Unternehmen aufgebaut. Mittlerweile beschäftige Raymon Cartiers Hangar rund einhundert Techniker, Mechaniker und Ingenieure, die in drei Schichten Frachter, Kompaktschiffe und Jagdmaschinen reparierten oder auf Wunsch auch frisierten und mit allen möglichen, aber teilweise verbotenen Extras ausstatteten.
Raymon Cartier war in Pilotenkreisen längst zu einer Berühmtheit geworden. Seine Konstruktionen waren stabil und sicher, und er gab sogar Garantie auf seine Leistungen, obwohl niemand bisher darauf angewiesen gewesen war. Nebenbei handelte er noch mit Waffen und diversen Genussmitteln, was zusätzliche Kunden anlockte, die dann oft auch noch bei der Gelegenheit notwendige Reparaturen an ihren Schiffen vornehmen ließen. Selbständige Piloten, Söldner, sogar Rebellen und Militärschiffe nahmen seine Dienste in Anspruch.
Cartier zündete sich eine Zigarre an.
Der Aschenbecher auf seinem Schreibtisch war seit Wochen nicht geleert worden. Der Rest seines kleinen Büros war auch nicht sauberer. Die Wände waren mit Maschinenbelegungsplänen und Personaltabellen wild tapeziert. Dazwischen lächelten ihn Pin-up-Girls aller Rassen verführerisch an. An der Decke drehte sich quietschend ein Ventilator.
Karechadi stand in der Tür und trommelte mit seinen hornigen Klauen an den Türrahmen. »Dauert das noch lange?«, schnarrte es aus seinem Translator.
Cartier sah ihn finster an. Karechadi war auf der Flucht vor der drobarianischen Polizei, weil er im Vollrausch einen Beamten der Zollbehörde erschossen hatte. Der Ingenieur hatte zwar Verständnis für den Flüchtigen, aber er schätzte es nicht, bei seiner Mittagspause gestört zu werden.
»Kommt darauf an, wie oft meine Pause noch unterbrochen wird«, erwiderte er. Karechadis gelbe Haut verfärbte sich, als ihm das chlorophyllhaltige Blut in die Wangen schoss. Er drehte sich abrupt um und ging zurück zu seinem Schiff.
Cartier schloss die Augen. Die letzte Nacht hatte er fast ohne Schlaf an Karechadis Schiff gearbeitet. Auf eine halbe Stunde mehr oder weniger kam es jetzt auch nicht mehr an, so sehr der arme Kerl auch drängeln mochte. Er konnte es sich leisten, in Ruhe eine Zigarre zu rauchen und eine Flasche Bier zu trinken. Er war schließlich mit seinen dreiunddreißig Jahren nicht mehr der Jüngste und brauchte seine
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