Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission
habe bereits einen Einsatzplan aufgestellt. Ist natürlich nur ein erster Entwurf, aber wenn Sie mal schauen möchten …«
Shilai breitete ein großformatiges Diagramm auf dem Schreibtisch aus.
Quint zog die Stirn kraus. »Ich werde bei meiner Planung Ihre Ansätze berücksichtigen«, sagte er kühl. »Ansonsten bereite ich meine Einsätze lieber selbst vor. Meine Männer. Meine Schiffe. Meine Einsatzbefehle. Verstehen Sie?«
»Sie vertrauen mir nicht«, klagte Shilai mit gespieltem Entsetzen.
»Nicht mehr als anderen«, sagte Quint und kratzte sich nachdenklich das unrasierte Kinn, »ich bin in meiner Branche ungewöhnlich alt geworden, wissen Sie. Den glücklichen Umstand, dass ich noch am Leben bin, verdanke ich in erster Linie dem Grundsatz, dass ich mich auf mich selbst eher verlasse als auf andere. Wer sagt mir, dass die Piraten nicht den einen oder anderen hohen Beamten der Liga bestochen haben?«
»Mister Quint«, Shilai schüttelte missbilligend den Kopf, »Sie beleidigen mich. Falls es Sie beruhigt, ich und meine Kollegen verdienen gut genug, um das Risiko der Korruption nicht eingehen zu müssen.«
»Aha«, machte Quint. »War nur ein Gedanke. Sehen Sie, wenn die Liga jemandem sechstausend Astras zahlt, damit er seine Arbeit einen ganzen Monat lang gewissenhaft erledigt, und wenn die Piraten dem gleichen Mann sechstausend Astras dafür bieten, dass er hin und wieder mit ein paar klitzekleinen Informationen über Flugkorridore und Frachtlisten gewisser Schiffe rüberkommt, dann sind das für den Betreffenden satte zwölftausend Astras, die Hälfte davon steuerfrei. Da könnte man schwach werden, sogar als Beamter.«
»Ich verstehe«, murmelte Shilai, »so habe ich es noch gar nicht gesehen.«
»Schade«, sagte Quint gleichgültig.
»Unser Staatswesen beruht in erster Linie auf interstellarem Handel. Bei den großen räumlichen und zeitlichen Distanzen, die unsere Ware zurücklegt, sind wir sehr auf gegenseitiges Vertrauen angewiesen. Vielleicht haben wir es verlernt, argwöhnisch zu sein«, sagte Shilai entschuldigend.
Er klang müde, dachte Clou. Als habe er von seinem Minister unmissverständlich gesagt bekommen, dass sein Kopf rollen würde, wenn die Piratenüberfälle trotz der Verpflichtung von Quints Söldnern andauerten. Der Mann hatte vermutlich seit Wochen nicht mehr durchgeschlafen. Bei genauerem Hinsehen entdeckte Clou auch dunkle Ringe unter Shilais Augen, die dieser mühsam mit hautfarbenem Make-up kaschiert hatte.
»Ich habe niemandem etwas unterstellen wollen, am wenigsten Ihnen, mein Freund«, beruhigte Quint ihn. »Ich sage ja nur, dass man alle Möglichkeiten in Betracht ziehen sollte.«
»Sicher«, murmelte Shilai und massierte sich mit den Zeigefingern die Schläfen.
»Fassen wir zusammen: Die Piraten sind gut informiert, gut organisiert und gut ausgerüstet. Es handelt sich nicht um Amateure, sondern um das, was man in den frühen Tagen der Republik Terra eine Mafia nannte.«
»Richtig.« Shilai nickte traurig.
»Wenn es eine Organisation ist, hat sie auch einen Boss«, fuhr Quint fort.
»Oder mehrere«, warf Esperanza ein. Alle Augen richteten sich auf den schweigsamen Teräer. Er zuckte mit den Schultern. »Die Piraten, die vor fünf Jahren zwischen Ofru und Kzafta aktiv waren, wurden von einem sogenannten Prisenrat geführt.«
»Woher wissen Sie das?«, fragte Shilai neugierig. »Ich war dabei«, sagte Esperanza und lächelte gezwungen.
»Das ist übrigens der Grund, warum mich Mister Esperanza begleitet«, sagte Quint, »habe ich ganz vergessen, Ihnen zu sagen. Mister Gallagher ist mitgekommen, weil er auf Kerian lange Zeit unter meinem alten Freund Sandar gedient hat.«
»Ich denke, auf den Rat dieser beiden Herren dürfen Sie sich getrost stützen«, versicherte Shilai. Mit neuem Interesse wendete er sich an Clou. »Sagen Sie, Mister Gallagher, habe ich Ihren Namen nicht mal in den Nachrichten gehört? Damals, bei dem Skandal um Admiral Weldrak auf Kerian?«
»Kann sein. Ist ein Allerweltsname«, sagte Clou ausweichend.
»Okay«, sagte Quint und stand auf, »wir werden wieder zum Raumhafen fahren und zu unserer Flotte zurückkehren. Der Geleitschutz für alle Schiffe, die Oea XII anfliegen oder verlassen, ist ab sofort in Kraft, Mister Shilai.«
*
»Ich wusste gar nicht, dass Sie Sandar gekannt haben«, sagte Clou kopfschüttelnd, als die drei Söldner in der Limousine zum Raumhafen chauffiert wurden.
»Es ist auch eine ganze Zeit her«, sagte Quint leise,
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