Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg

Titel: Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop

Vom Netzwerk:

vergessen.«
    Cartier lehnte sich über den Rand des Cockpits und zeigte an Clou vorbei auf das Instrumentenpult. »Was siehst du da oben rechts?«
    Clou folgte dem Blick seines Freundes. Er sah noch einmal hin, und dann noch einmal.
    »Ist das ein Witz?«, fragte er heiser.
    Cartier schüttelte den Kopf. »Mein todernster Ernst, CeeGee.«
    Clou blinzelte. Er konnte nicht glauben, was er sah. Der Geschwindigkeitsanzeiger war mit einer Skala versehen, an deren rechten Ende die Ziffer 4 stand.
    »Lichtfaktor 4?« Clou gluckste. »Vierfache Lichtgeschwindigkeit? Das kann nicht dein Ernst sein, Ray! Woher willst du das überhaupt wissen, du hast das Baby doch noch nie geflogen!«
    »Die Höhe des Lichtfaktors ist nicht das Problem«, winkte Cartier ab. »Hast du Einstein erst einmal widerlegt, spielt es eigentlich keine Rolle, um welchen Faktor der alte Albert sich geirrt hat. Viel schwieriger für uns Konstrukteure ist es, die Schiffe so zu konzipieren, dass sie den enormen Beschleunigungen überhaupt noch standhalten. Bisher haben meine Tests ergeben, dass wir mit den heutigen Materialien und Techniken nicht über Faktor 10 kommen können. Wir arbeiten aber daran.«
    »Faktor 10?« Clou war sprachlos. »Hast du etwa …?«
    »Die große Zehn vor dem Komma geschafft?« Cartier schüttelte traurig den Kopf. »Leider nicht. Wir haben nur einen Probeflug mit dem neuen Antrieb gemacht. Die Trümmer meines Schiffes treiben jetzt im System Ghanesh herum. Du hast sicher davon gehört …«
    »Das war euer Testflug?«
    Cartier war mit seinen Gedanken plötzlich ganz woanders. »Ich bin immer noch nicht sicher, ob es einfach nur Materialversagen war oder es sich doch um Sabotage handelte. Es würde schon ins Bild passen, mit dem Mord an Larry und so …« Er schüttelte die unangenehmen Erinnerungen ab. »Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Der truskonische Geheimdienstchef sprach davon, dass seine kerianischen Kollegen in den Wrackteilen der Cartewsky Spuren von Tralenal R gefunden haben!« Clou erinnerte sich plötzlich an seine Unterhaltung mit Jack Dietrich. »Tralenal R ist das Standard-Handwerkszeug von Sethos.«
    »Wer ist Sethos?«, fragte Cartier irritiert.
    »Ein teräischer Killer.« Clou zuckte mit den Schultern. »Wir vermuten, dass er hinter der Explosion der Cartewsky und Larrys Tod steckt. Im Moment arbeitet er vermutlich für O’Reilly; es sieht so aus, als habe Sethos in seinem Auftrag meine Becky entführt, um mich zu zwingen, meinen Einsatz auf Kerian ohne Widerworte auszuführen. Weiß der Teufel, wo er jetzt steckt …«
    »Ein teräischer Killer …« Cartier kratzte sich am Ohr. »Etwa fünfzig Jahre alt, einen Meter achtzig groß? Zieht ein Bein nach?«
    Clou sah auf. »Genau. Kennst du ihn etwa?«
    »Vor der Explosion haben wir auf der Raumstation von Ghanesh VII aufgetankt. Die Beschreibung passt auf einen der Typen vom Bodenpersonal dort. Er ist mir damals aufgefallen, weil er stark hinkte.« Cartier verschränkte die Arme vor der Brust. »Ein Saboteur also.«
    Clou legte seinem Freund die Hand auf die Schulter. »Tut mir leid, was damals geschehen ist, Ray. Wenn es etwas gibt, dass ich für dich tun kann …«
    Cartier winkte ab. »Ich komme zurecht. Wenigstens habe ich meine Werft noch. Sieh nur zu, dass du Rebecca heil nach Hause holst.«
    *

    »Nein, ich weiß auch nicht, wo er steckt!« Katachara pochte mit der Faust auf den Tisch. »Niemand weiß, wo er steckt. Seit seinem dramatischen Verschwinden hat keiner mehr von ihm gehört.«
    Das Hologramm von Evan O’Reilly flackerte leicht. »Ich frage mich ja nur«, wandte der Präsident kleinlaut ein, »ob er vielleicht doch an Bord dieses Raumschiffs war, das von Kerian ausgebrochen ist. Wenn er unter den Opfern des Verkehrsunfalls war, kann ich ihn als Märtyrerfigur aufbauen. Das käme jetzt gerade sehr gelegen. Wenn aber die Chance besteht, dass er Kerian lebend verlassen hat …«
    Der Direktor der Stellar News Agency legte seinen Stachelkamm an. Seine gelbe Haut wurde eine Spur grünlich. »Unsere Reporterin hat berichtet, dass die kerianischen Patrouillenschiffe den Blockadebrecher fast zu Schrott geschossen haben, ehe er mit letzter Kraft auf Überlichtgeschwindigkeit gegangen ist. Wenn dieses Schiff überhaupt noch einmal aus dem Hyperraum austritt, ist es sehr fraglich, ob der Pilot noch am Leben ist. Ob Gallagher nun bei dem Ausbruchsversuch oder bei einem ordinären Verkehrsunfall gestorben ist, ist doch vollkommen irrelevant.«
    »Sie