Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
dass Strociewsky sich in der vergangenen Nacht offenbar auf sehr gründliche Weise das Leben genommen hat und danach noch die Kraft hatte, die Tatwaffe verschwinden zu lassen«, entgegnete Mmonn trotzig.
»Ja, sicher, aber sehen Sie das doch mal im großen Zusammenhang. Cartier, der gestern noch im Krankenhaus war, ist heute schon nicht mehr da und nach Angaben der Krankenhausverwaltung auch niemals dort gewesen«, trumpfte Kachetarek auf.
In die folgende Stille hinein sagte Tayden nach einer Weile: »Ich bekomme allmählich das Gefühl, dass wir nicht weiter überlegen müssen, wie und womit sich Strociewsky denn nun umgebracht haben könnte.«
»Eine Verschwörung gegen die CCC? Wer könnte daran Interesse haben?«, fragte Mmonn.
»Da gibt es einige Möglichkeiten«, warf Faulckner ein, »die symirusische Freie Volkspartei zum Beispiel hat sich mit dem Gedanken, derart fortschrittliches Know-how aus den Händen zu geben, nie so richtig anfreunden können. Habe ich recht, Inspektor Mmonn?«
»Die symirusische Freie Volkspartei ist zwar radikal, aber nicht dumm«, gab Mmonn zu bedenken.
»Tatsache ist, dass die CCC derzeit ohne Vorstand ist. Die Führung der Geschäfte obliegt in Abwesenheit von Cartier bis auf Weiteres einem seiner Rechtsanwälte auf Kerian«, erklärte Tayden.
»Um auf einen möglichen Täter zu sprechen zu kommen«, versuchte Mmonn das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken, »meine Leute haben herausgefunden, dass unmittelbar nach Strociewskys Tod ein Schiff diesen Asteroiden verlassen hat, dessen Registriernummer auf einen berühmten Besitzer hinzudeuten scheint.«
»Nein, tatsächlich?«, hauchte Faulckner belustigt. Er ahnte, was jetzt passieren würde.
»Ein gewisser Clou Galla…«
Sofort begannen alle durcheinanderzureden. Faulckner verkniff sich ein herzhaftes Lachen. Drobarianer, Kerianer und Symirusen hatten alle auf ihre Weise noch ein Hühnchen mit dem berühmten Söldner zu rupfen und erfahrungsgemäß sorgte allein die Nennung von Clou Gallaghers Namen im Gespräch mit Vertretern dieser Nationen für hitzige Diskussionen.
»Darf ich mal?«, fragte Faulckner mit lauter Stimme, die die anderen zum Schweigen brachte.
»Danke!«, fuhr er im normalen Tonfall fort. »Die Aussage von Inspektor Mmonn ist völlig korrekt, aber sie wirft eine weitere Ungereimtheit auf.«
»Ein fehlendes Motiv«, argwöhnte Tayden.
»Unsinn«, schnarrte Mmonn, »dieser Mensch ist ein Söldner, der keine Motive braucht, um jemanden kaltblütig zu töten. Hauptsache, die Kasse stimmt. Da killt man halt schon mal einen aus dem eigenen Freundeskreis.«
»Genau das ist der Punkt«, warf Faulckner ein. »Mit dieser Argumentationskette hat vermutlich Strociewskys wahrer Mörder spekuliert. Er hat Strociewskys Leiche sehr dramatisch ausgeweidet, um Spekulationen über Motiv und Täter auszulösen. Der Mörder konnte damit rechnen, dass Polizisten aus einem oder mehreren der benachbarten Reiche kommen würden, um der Sache nachzugehen. Dabei würde man checken, welche Schiffe wann diesen Asteroiden angeflogen und verlassen haben, und dabei eventuell – in diesem Moment also – über Gallagher stolpern. Bei der Jagd nach Gallagher würde man den eigentlichen Täter, welcher auch der gleiche sein dürfte, der für die Havarie der Cartewsky und das Verschwinden von Cartier verantwortlich ist, vergessen.«
Der Drobarianer stieß ein nachdenklich klingendes Pfeifgeräusch aus.
»Die Ungereimtheit, von der ich sprach, ist aber eine ganz andere«, fuhr Faulckner fort. »Gallagher ist seit über acht Jahren von der Bildfläche verschwunden. Weder er noch seine Familie oder sein Schiff sind in der letzten Zeit irgendwo aufgefallen. Es ist fast so, als wären sie damals, nachdem sie Symirus haben verlassen müssen, mit Volldampf in ein Schwarzes Loch geflogen.«
»Was die Volkspartei sicherlich gefreut hätte«, stichelte Tayden, doch Mmonn überhörte ihre Bemerkung geflissentlich.
»Warum sollte der Mann ausgerechnet jetzt wieder aktiv werden? Warum sollte jemand, der der CCC schaden will, und da fällt mir spontan nur die symirusische Freie Volkspartei ein, ausgerechnet Gallagher engagieren? Oder warum sonst sollte Gallagher ausgerechnet seine Freunde von damals, mit denen er unseres Wissens nie Streit hatte, töten wollen?« Kachetarek schüttelte den Kopf. Seine senkrechten Nasenschlitze wurden feucht; ein Zeichen für Nervosität.
Faulckner lehnte sich in seinem Sessel zurück. Wenn seine Theorie
Weitere Kostenlose Bücher