Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
Geschütze von dieser Sorte errichten?«
Clou zuckte mit den Achseln. »Das überlasse ich dem Stadtrat. Mir geht es nur darum, meine Schlachten zu gewinnen, Lieutenant. Ob dem Rat meine Methoden gefallen, steht auf einem anderen Blatt Papier.«
»Sir?« Twayne runzelte die Stirn.
»Ach, nichts«, schnaubte Clou, »nur eine Redensart. Captain, Sie dürfen jederzeit wieder feuern!«
Digara nickte. »Der Geschützmaat ist bereits dabei, die Sehne neu zu spannen, Sir. Es wird ein paar Minuten dauern, bis wir wieder feuerbereit sind.«
Clou verschränkte die Arme vor der Brust. Auf Tarsia war halt alles anders als anderswo. In über zwei Jahrzehnten in der Söldnerbranche hatte Clou schon in Dutzenden von Armeen gekämpft, aber noch nie war er in einer Situation wie dieser gewesen. Katapulte und Speerschleudern waren brutale, archaische Waffen, ohne jede technologische Finesse und ohne den geringsten militärischen Wert im Rest der Galaxis. Auf den anderen Schlachtfeldern, auf denen Clou Erfahrungen gesammelt hatte, war stets mit modernsten Laserwaffen oder Hochgeschwindigkeitsprojektilen geschossen worden. Und dann war da noch die Kriegsführung zwischen den Planeten, draußen im Weltraum … Clou seufzte. So schön der Job in der tarsianischen Gefechtszentrale auch sein mochte, es gab Momente, in denen er seinen rechten Arm dafür gegeben hätte, wieder ein Geschwader in eine Raumschlacht führen zu dürfen.
Leider würde es dazu wahrscheinlich nicht mehr kommen. Er hatte sowohl für als auch gegen die meisten raumfahrenden Nationen schon einmal gekämpft, in verschiedenen Kriegen und an ständig wechselnden Fronten. Und nach all diesen Einsätzen hatte er auf vielen Planeten Feinde gewonnen, von denen einige so mächtig waren, dass er sich nicht mehr in jenen Sonnensystemen blicken lassen konnte, ohne eine sofortige Verhaftung oder Exekution zu riskieren.
Insofern war es eine gute Idee gewesen, nach Tarsia zu kommen. Bei Clous letztem Einsatz hatte er zunächst für die Rebellen von Trusko gegen das Königreich Kerian gekämpft, und obwohl er letztendlich entscheidend zur Niederschlagung der Rebellion beigetragen hatte, hatte er auf Kerian keine Freunde mehr. Die Tarsianer hingegen, die es gewohnt waren, im Schatten des kerianischen Königreichs zu stehen und von den Kerianern als Hinterwäldler verspottet zu werden, betrachteten jeden Gegner Kerians als ihren eigenen Verbündeten. So war es Clou leichtgefallen, in der tarsianischen Regierung Fürsprecher zu finden, die ihm und seiner Familie einen Neustart mit einer neuen Identität in Tara ermöglicht hatten.
Twaynes verlegenes Hüsteln unterbrach Clous Gedanken. »Ja. Lieutenant?«
»Wir sind so gut wie fertig, Sir. Die Berilaner ziehen sich zurück.«
Clou sah sich das schwerfällige Wendemanöver der gegnerischen Galeeren auf dem Holodisplay des Planungstisches an. Zwei der drei verbliebenen Schiffe hatten Schlagseite, das Heck des dritten brannte lichterloh. Clou bezweifelte, dass die Berilaner es unter diesen Bedingungen bis zurück in den heimatlichen Hafen schaffen würden. Er sah auf die Uhr. »Sie haben’s länger ausgehalten, als ich dachte. Ich hätte schwören können, dass sie schneller abdrehen. Egal. Eigene Verluste?«
»Das beschädigte Geschütz auf dem Hauptturm mit den zwei Ausfällen in der Crew, dazu ein Brandschaden auf der Galeere
Victorious
mit zwanzig Ausfällen und ein Katapulttreffer, der zum Totalverlust der
Ravenous
führte, Sir.«
»Reparabel?«
Twayne verzog skeptisch das Gesicht. »Lässt sich erst nach der Bergung mit Sicherheit sagen, Sir.«
»Sorgen Sie dafür, dass das Schiff so schnell wie möglich gehoben wird. Wenn’s geht, will ich es beim morgigen Angriff schon wieder einsatzfähig haben.« Clou drehte sich zu Digara um. »Captain, lassen Sie die Berilaner laufen. Die haben für heute genug.«
*
Mit jedem Ruderschlag vergrößerte sich der Abstand zwischen den fliehenden Berilanern und den Galeeren der Verteidiger von Tara. Da die Masten der geschlagenen Invasionsflotte gekappt und von den Segeln nur noch zerfetzte Lumpen übrig geblieben waren, hatten die Crewmitglieder wieder zu den Rudern greifen müssen.
Nach einer letzten Salve aus den Speerschleudern drehten Captain Digaras Schiffe bei und begannen, sich in den schützenden Hafen zurückzuziehen. In ihrer Mitte dümpelte die
Victorious,
vor wenigen Stunden noch eine stolze Galeere, traurig auf den Wellen. Über dem Schiff hing eine fettige schwarze
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