Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
Herren«, sagte sie langsam, »ich freue mich ebenfalls, dass ich heute Gelegenheit habe, Sie beide kennenzulernen. Allerdings sollte ich gleich vorausschicken, dass meine Anwesenheit hier kein reiner Höflichkeitsbesuch ist.«
»Oh«, machte Ishiyama verblüfft. »Daher auch die Geheimhaltung, ja?«
»Unter anderem.« Tonya deutete ein Lächeln an.
»Aber bitte, setzen wir uns doch.« Steinberg deutete mit einer einladenden Handbewegung auf die bereitstehenden roten Ledersessel.
Tonya nahm dankend Platz und schlug ihre langen Beine übereinander. Die beiden Manager standen einen Moment lang unschlüssig neben ihr, ehe sie sich ebenfalls wieder setzten.
»Zigarette? Kaffee?«, fragte Ishiyama hilfsbereit.
»Nein, danke. Ich habe nicht viel Zeit und ich möchte auch Ihre Zeit nicht länger als unbedingt nötig in Anspruch nehmen «, sagte Tonya bestimmt.
»Oder eine Limonade?«, hakte Ishiyama nach.
»Tetsuo«, sagte Ivan Steinberg gedehnt und sein Partner verstummte sofort.
»Dann verraten Sie uns doch bitte, was Sie zu uns führt«, sagte Steinberg und lehnte seine hagere Gestalt in dem weichen roten Ledersessel zurück, »und was wir für Sie tun können, Madame Premierminister.«
»Ganz einfach«, sagte Tonya kokett, »ich möchte gerne wissen, was für ein Spiel hier gespielt wird.«
»Bitte?« Steinbergs Mund blieb offen stehen. »Wenn Sie unsere Bilanzen oder unsere Geschäftsbücher einsehen möchten …«
»Davon rede ich nicht«, winkte Tonya ab. »Außerdem wäre so etwas wohl kaum Chefsache, weder in ihrem Hause noch in meiner Regierung. Ich rede von den Akquisitionen, die Ihr Konzern in den letzten Wochen getätigt hat.«
»Akquisitionen«, wiederholte Steinberg langsam, »welche genau meinen Sie? Wir kaufen ständig irgendwelche Firmen und veräußern auch immer wieder mal welche. Das gehört zu unserem Geschäft, wissen Sie.«
Tonya öffnete ihre kleine schwarze Handtasche und nahm einen Computerausdruck heraus. Sie reichte den Zettel dem grauhaarigen Geschäftsführer und beobachtete interessiert, wie seine buschigen Augenbrauen in die Höhe wanderten.
»Das ist nur ein Teil der Transaktionen, die wir bisher bis zu Ihnen zurückverfolgen konnten«, sagte Tonya süßlich. »Die ganze Liste wäre noch um ein Vielfaches länger.«
»Und?« Steinberg zuckte mit den Schultern und reichte die Liste an Ishiyama weiter. Der jüngere Geschäftsführer zog eine dicke Lesebrille aus seiner Brusttasche und studierte das Papier eingehend. »Was wollen Sie uns damit zu verstehen geben?«, fragte Steinberg unschuldig. »Das sind alles Firmenanteile, Immobilien und Betriebe, die Sie uns selbst verkauft haben, Madame Premierminister.«
»Wenn wir zu dem Zeitpunkt gewusst hätten, dass alle Käufe von Ihnen beiden orchestriert wurden, hätten wir Ihnen nicht ohne Weiteres alle diese Positionen auf der Liste überlassen«, entgegnete Tonya frostig. »Es war nicht unsere Absicht, alle diese Besitztümer in die Hände einer einzigen Firma zu geben.«
»Und jetzt wollen Sie die Verkäufe rückgängig machen, ja?«, fragte Ishiyama.
»Nein«, sagte Tonya sanft. Abgesehen davon, dass ihre Regierung das eingenommene Geld bitter brauchte, wäre das ein Fehler, auf den ihre Kritiker bei der Stellar News Agency sicher nur lauerten. »Aber ich möchte Sie davon in Kenntnis setzen, dass uns Ihre Aktivitäten nicht verborgen geblieben sind. Fühlen Sie sich nicht zu sicher bei dem, was Sie tun, Gentlemen!«
»Ich weiß gar nicht, wovon Sie reden«, sagte Steinberg ruhig. »Es ist richtig, dass wir die staatlichen Verkäufe genutzt haben, um in andere Branchen zu diversifizieren. Aber das tut schließlich jeder Konzern, der eine gewisse Größe erreicht hat, und strafbar ist es auch nicht. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass wir nicht die Absicht haben, für irgendjemanden eine Gefahr darstellen zu wollen, Madame Premierminister.«
»Außer für unsere Konkurrenz natürlich«, räumte Ishiyama mit einem schelmischen Grinsen ein.
»Jegliche Einflussnahme in Ihre Politik liegt uns völlig fern«, betonte Steinberg mit einem freundlichen Lächeln, »und wir würden es begrüßen, wenn uns der Staat – unabhängig von der jeweils aktuellen Staatsform – nicht in unsere Geschäftspraktiken hineinredet. König Vandrow hat das nie getan und ich möchte Sie bitten, es auch nicht zu tun.«
»Ist das eine Drohung?«, fragte Tonya keck.
»Ein freundschaftlicher Rat«, verbesserte der ältere Mann sie mit einem dünnen
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