Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
überladenen Schreibtisch auf, als der Ingenieur das schmucklose Zimmer betrat. Unter den blauen Augen des Mannes zeichneten sich dunkle Schatten ab, die von der Anspannung zeugten, der er seit Tagen ausgesetzt war.
»Guten Abend. Kennen wir uns?«, fragte Cartier unsicher.
»Ich weiß, wer Sie sind, Mister Cartier. Aber ich darf mich vielleicht kurz vorstellen: Mein Name ist Philco. Ich bin der Oberkommandeur dieses Flottenverbandes.« Philco deutete auf den Stuhl, der seinem Schreibtisch gegenüber stand. »Bitte, setzen Sie sich.«
Cartier schlurfte, ein Gähnen unterdrückend, auf Philco zu und setzte sich auf den unbequemen Metallstuhl. »Sehr freundlich. Danke.«
»Mister Cartier, Sie verkennen den Ernst Ihrer Situation«, sagte Major Philco streng. »Sie sind ohne Anmeldung in einen als militärisches Sperrgebiet gekennzeichneten Sektor des Raumes eingedrungen und haben sich unserer Formation in einem Vektor genähert, der Ihr Schiff als Angreifer qualifizierte.«
»Wobei meine kleine Yacht natürlich eine enorme Gefahr für Ihre Kriegsschiffe darstellt«, gab Cartier zu bedenken.
»An Bord eines kleinen Schiffes haben viele Nuklearsprengköpfe Platz«, wischte Philco den Einwand beiseite. »Jedenfalls haben Sie es nur dem Umstand Ihrer sofortigen Kapitulation zu verdanken, dass Sie nicht bei der ersten Sichtung aus diesem Universum gefegt worden sind.«
»Daher also lediglich die Verhaftung ohne jegliche Anklage, Verhandlung oder Verurteilung. Stimmt, da kann ich ja von Glück reden.« Cartier lächelte spöttisch. »Kann ich jetzt endlich meinen Anwalt anrufen?«
Philco legte die Fingerspitzen aneinander und sah Cartier nachdenklich an. »Nein, Mister Cartier. Ich fürchte, das wird nicht möglich sein. Verstehen Sie mich nicht falsch, es geht nicht gegen Sie persönlich. Wir haben hier allerdings vor achtundvierzig Stunden eine totale Nachrichtensperre verhängt.«
»Ach ja?« Cartier kniff skeptisch die Augen zusammen. »Wieso denn?«
»Die Sache ist ein bisschen kompliziert«, sagte Philco ausweichend. »Es fing alles damit an, dass die Drobarianer vor ein paar Wochen Ansprüche auf eine Handvoll Asteroiden anmeldeten, die auf ihren exzentrischen Kursen abwechselnd auf beide Seiten der Grenzen wanderten. Angeblich sollten sich dort irgendwelche Artefakte aus der Frühzeit der drobarianischen Raumfahrt befinden. Unsere eigenen Wissenschaftler wollten sich selbst ein Bild von der Sache machen und sind hier hergekommen, um die fraglichen Asteroiden zu untersuchen.«
»War da zufällig eine gewisse Frau Professor Christeen Kross dabei?«, fragte Cartier hoffnungsvoll.
»Die Leiterin des Teams, ja. Eine Xenoarchäologin«, nickte Philco.
»Und Geologin«, ergänzte Cartier.
»Kennen Sie die Dame?«, fragte Philco.
»Noch nicht. Aber ich brenne darauf, sie endlich kennenzulernen. Ich habe vor, sie zu engagieren.«
»Wie auch immer«, fuhr Philco fort. »Unsere Kriegsschiffe haben kurz darauf begonnen, diese Seite der Grenze zu patrouillieren. Immerhin handelte es sich um einen potenziellen Grenzkonflikt, da musste die Flotte ja schließlich Präsenz zeigen.«
»Logisch«, stimmte Cartier zu.
»Die Drobarianer haben natürlich ebenfalls ein Team von Scouts in den Asteroiden herumschwirren, die angeblich archäologische Ausgrabungen machen. Unterstützt werden sie von einem Verband aus fünf Kriegsschiffen, die auf der anderen Seite des Asteroidenfeldes patrouillieren. Vor etwa fünfzig Stunden kam es zum wiederholten Male zu einer Begegnung zwischen unseren Wissenschaftlern und den Drobarianern. Bisher verliefen diese Treffen offenbar immer in einer recht angenehmen Atmosphäre; ein paar Wissenschaftler in Raumanzügen, die von Asteroid zu Asteroid hüpfen und über ihre Arbeit fachsimpeln, wenn man so will.«
»Ich kann es mir lebhaft vorstellen«, brummte Cartier.
»Die letzte Begegnung verlief jedenfalls nicht so harmonisch wie die vorherigen. Unsere Forscher haben die Drobarianer bei Probebohrungen erwischt, die ganz und gar nicht nach Archäologie aussahen, sondern viel mehr nach Vorbereitungen für einen systematischen Abbau von Uran, und zwar auf unserer Seite der Grenze. Ein Wort ergab das andere, es kam zu Handgreiflichkeiten und schließlich fanden sich einige unserer Forscher mit gekappten Sauerstoffleitungen im All treibend wieder.« Philco verschränkte die Arme vor der Brust.
»Und das heißt?«, fragte Cartier besorgt.
»Das heißt, dass wir uns de facto seit achtundvierzig
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