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Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg

Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg

Titel: Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
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ihr letzter sein.
    »Nervös eigentlich nicht«, antwortete sie, »nur ein wenig traurig.«
    »Traurig?« Der Innenminister zog einen Stuhl heran und setzte sich. »Weshalb?«
    »Ich denke darüber nach, was wir im vergangenen Jahr erreicht haben. Ich frage mich, ob wir alles richtig gemacht haben. Ich frage mich auch, was wir hätten besser machen können«, sagte Tonya nachdenklich.
    Mors breitete die Arme aus. »In meinem Ressort ist alles in Ordnung. Arbeitslosenquote okay, Kriminalitätsrate okay, Haushalt auch okay … so ziemlich jedenfalls.« Er grinste breit. »Das Einzige, was ich mitverantworten muss, ist unser klägliches Versagen bei der Aufklärung des Mordes an unserem ach so geliebten König.«
    »Danke, dass du mich daran erinnerst.« Tonya lächelte säuerlich. Die Phantasie der Boulevardpresse hatte zuletzt Schlagzeilen wie ›Das Politikflittchen und ihr Henker‹ hervorgebracht. Die seriöseren unter den der SNA angeschlossenen Medien hatten die reißerischen Titelblätter zu moderateren, aber nicht weniger schädigenden Artikeln wie ›Schützt Delanne ihren Ex-Geliebten Gallagher?‹ umformuliert.
    Dass Clous Tat – wenn er überhaupt schuldig war, was nicht unwiderlegbar bewiesen werden konnte – indirekt überhaupt erst freie Wahlen ermöglicht hatte, war eine Ironie der Geschichte, die den Reportern entgangen war. In hundert Jahren, wenn die Erinnerung an König Vandrow und seine Dynastie verblasst war, würde man sich vielleicht an Clou erinnern und ihn als Befreier feiern. Im aktuellen politischen Tagesgeschehen war es jedoch einfacher, ihn als Sündenbock abzustempeln – und Tonya und ihre Interimsregierung gleich mit.
    »Kaffee?«, fragte Tonya.
    »Schwarz.« Mors nickte dankend. »Du kennst mich ja, Mädchen.«
    Tonya betätigte die Ruftaste der Gegensprechanlage. »Cheryl, sei ein Schatz und bring uns doch bitte zwei Kaffee. Danke!«
    *

    Aver Kiergaard schlürfte geräuschvoll den kalt gewordenen Rest aus seiner Teetasse, während er nachdenklich aus dem Fenster seiner Villa in den trüben Himmel hinaufsah. Der Kräutertee, der normalerweise eine beruhigende Wirkung auf ihn hatte, ließ heute seine Magensäure brodeln.
    Der Führer der kerianischen Monarchisten atmete tief durch und versuchte, nicht zu viel an den bevorstehenden Abend zu denken. Seine Nervosität war der Grund für das Sodbrennen, das ihn seit Tagen plagte.
    Dabei konnte doch gar nichts schiefgehen, sagte er sich zum tausendsten Mal. In allen von seiner Partei in Auftrag gegebenen Meinungsumfragen lag die Monarchistische Union Kerians weit vorne. Die Bürgerrechtler, die Xavier Gonzales um sich geschart hatte, lagen um mehr als ein Drittel hinter der MUK zurück. Die derzeitige Premierministerin und ihr Usurpatorengesindel tauchten in den Statistiken fast gar nicht auf. Auf die Umfrageergebnisse der Ishiyama Consulting Corporation, des renommiertesten Meinungsforschungsinstituts von Kerian, konnte man sich verlassen. Kiergaard durfte zufrieden sein.
    Dennoch war er nervös. Es stand einfach zu viel auf dem Spiel. Wenn er heute Abend keinen Fehler machte und die Wähler für ihn stimmten, konnte schon bald wieder jemand auf dem Thron des Königs Platz nehmen, das Königreich stabilisieren und es zu neuem Glanz führen. Alles würde so sein wie früher. Falls es ihm jedoch nicht gelang, die Öffentlichkeit hinter sich zu bringen, regierten morgen vielleicht Gonzales oder Delanne oder andere Verschwörer, die das Ansehen des Königs mit Füßen traten, das kerianische Reich.
    Er betrachtete sein hageres, faltiges Gesicht im Spiegel und strich sich mit einer zittrigen Hand über sein eisgraues Haar. Die Anstrengungen der letzten Wochen hatten ihre Spuren hinterlassen, kein Zweifel.
    Die Tür seines Arbeitszimmers öffnete sich. Ein junger Mann, der eine frappierende Ähnlichkeit mit Kiergaard in jungen Jahren hatte, steckte den Kopf herein. »Wir sind so weit, Onkel Aver. Lass uns losfahren, sonst kommen wir noch zu spät.«
    Kiergaard stellte die leere Teetasse auf ein Tablett, welches ihm sein Robobutler entgegenhielt. »Ich bin fertig, mein Junge. Gehen wir.«
    *

    Xavier Gonzales schwamm nun schon seit Stunden, ohne müde zu werden. Er teilte mit kräftigen Armstößen die Wellen des kerianischen Äquatorialmeeres, tauchte gelegentlich zu den farbenprächtigen Korallenbänken hinab, spielte mit bunten Fischschwärmen und kam prustend wieder an die Oberfläche, nur um unermüdlich weiterzuschwimmen.
    Schwimmen

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