Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
drängen zu lassen. Offensiv ging sie auf das Thema ein: »Sagen Sie, Direktor Katachara, wollen Sie etwa wieder die Klatschgeschichten über meine einstige Liaison mit Clou Gallagher aufwärmen?«
»Klatschgeschichten«, wiederholte Katachara tonlos. »Sie haben bereits im Gespräch mit einer meiner Mitarbeiterinnen zugegeben, tatsächlich ein Verhältnis mit Gallagher gehabt zu haben.«
»Vor fünfzehn Jahren«, betonte Tonya.
»Ganz richtig. Vor fünfzehn Jahren. Und im letzten Jahr hat der Anführer der truskonischen Rebellen öffentlich erklärt, es sei General Clou Gallagher gewesen, der das Attentat auf König Vandrow verübt hat. Und in den mehr als zwölf Monaten, die seitdem vergangen sind, haben Sie noch immer keinen Fortschritt bei der Verhaftung des Hauptverdächtigen gemacht. Ich frage Sie noch einmal, Madame Premierminister: Haben Sie versucht, Ihren ehemaligen Geliebten zu schützen?« Katacharas Stachelkamm lag jetzt eng an seinem gelben Schädel an, ein Zeichen von großer Anspannung bei Drobarianern.
»Ich schütze keine flüchtigen Verbrecher, nicht einmal Clou Gallagher«, sagte Tonya mit einem drohenden Unterton in der Stimme. »Sie erinnern sich vielleicht, dass unsere Regierung eine hohe Belohnung für sachdienliche Hinweise, die zur Aufklärung des Falles dienen, ausgesetzt hat.«
»Sie haben ein Kopfgeld ausgesetzt, damit sich jemand anderes die Finger schmutzig machen soll«, widersprach Katachara, »und damit haben Sie – wie schon zuvor bei dem jämmerlich gescheiterten Versuch, Gallagher auf Tarsia zu verhaften – ein weiteres Mal Ihre Inkompetenz, einen Rechtsstaat zu repräsentieren, unter Beweis gestellt.«
»Ihre Anschuldigungen basieren einzig und allein auf einer Liebesbeziehung der Premierministerin, die eineinhalb Jahrzehnte zurückliegt«, mischte sich Gonzales in den Disput ein. Ein halbherziger Versuch, sich zu profilieren – oder eine gut gemeinte Unterstützung? Tonya hörte aufmerksam zu, während sie ihre Gedanken sammelte.
»Was bringt Sie überhaupt zu der Annahme, Miss Delanne könnte überhaupt noch ein Interesse daran haben, einen ihrer verflossenen Liebhaber vor seiner gerechten Strafe zu schützen? Warum sollte sie sich noch um ihn kümmern?« Gonzales begann, mit den Armen wild zu gestikulieren. »Ja, warum sollte sie?«
Katachara zuckte lediglich mit den Achseln. »Regie – Film ab, bitte!«
Wieder erschien eine holographische Filmaufzeichnung über dem Podium. Tonyas Lächeln gefror; sie erkannte die Szenerie sofort wieder.
Der Kameramann befand sich auf dem menschenleeren Platz vor dem Präsidentenpalast in Amyam, der Hauptstadt von Trusko VII. Ein Kameraschwenk zeigte eine Reihe von Raumschiffen, die in präziser Formation vor dem Palast gelandet waren.
»Sie sehen eine Aufnahme, die unser Mitarbeiter Nigel Faulckner vor einem Jahr auf Trusko VII gemacht hat«, erklärte Katachara dem Publikum. »Die Rebellion ist zu diesem Zeitpunkt bereits niedergeschlagen und die kerianischen Streitkräfte sind in der planetaren Hauptstadt gelandet.«
Tonya sah sich selbst, wie sie die Fragen des Reporters mit einer unwirschen Geste abwehrte. Dann verschwand Tonya aus dem Fokus der Kamera und ein anderes Gesicht erschien in einer Großaufnahme. Ein großer Mann, mit blonden, kurzgeschorenen Haaren, in denen Schweißperlen glitzerten.
Clou Gallagher.
»Allen Anschein nach befand sich die Oberkommandierende der Landungstruppen zum Zeitpunkt der Invasion in Begleitung des Mannes, der zum gleichen Zeitpunkt auf Kerian steckbrieflich wegen der Ermordung von König Vandrow gesucht wurde«, konstatierte Katachara nüchtern. »Was sagten Sie doch gleich, wann Sie das letzte Mal Kontakt zu Gallagher gehabt hatten, Madame Premierminister?«
»Ich finde es erstaunlich, wie leichtfertig Sie mit vertraulichen Daten umgehen«, schnaubte Tonya trotzig. »Dieses Filmmaterial wurde seinerzeit beschlagnahmt und gilt als militärische Verschlusssache!«
Katachara nickte sanft. »Aus gutem Grund, wie wir gleich sehen werden.«
Der Kameramann hatte sich in der Zwischenzeit dem truskonischen Revolutionsführer O’Reilly genähert, der sich den gelandeten Schiffen genähert hatte. Plötzlich zoomte die Kamera auf eine Waffe zu, die in O’Reillys Hand aufgetaucht war. Ein Schuss löste sich; der Kameramann strauchelte, die Filmaufzeichnung wurde zu einem unscharfen Wirbel aus Formen und Farben, die bizarre Bilder an die Hallendecke der Royal Arena warfen. Einen Moment lang
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