Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg

gewürzt und in den Schuppen gebracht, wo sie in dem Rauch mehrerer kleiner Feuerstellen langsam geräuchert wurden.
    »Wir haben es in den Schuppen gebracht, weil dies der bei Weitem trockenste Ort im ganzen Dorf ist. Außerdem ist es hier sicherer; wenn wir es einfach draußen gelassen hätten, hätten vielleicht Kinder damit spielen und sich verletzen können«, erklärte Alicia. Sie ging voraus. Dack folgte ihr in angemessenem Abstand, während er seine optischen Sensoren den veränderten Lichtverhältnissen anpasste.
    »Bitte«, sagte Alicia und trat an einen dunklen Schatten heran, der sich im hintersten Winkel des Schuppens befand. Das Objekt, von dem sie sprach, war mit einer Plane – nein, korrigierte Dack sofort seine erste Einschätzung, mit einem zerschlissenen, oft geflickten Segel – zugedeckt worden. Die junge Frau zog an einem Ende des Segels und es glitt geräuschlos zu Boden.
    Dack strengte seine Sensoren an, um jedes Detail von Bürgerin Mac Allisters Fund aufzunehmen.
    Das Objekt war etwa fünf Meter lang, vier Meter hoch und sechs Meter breit. An einem Ende lief es keilförmig zu und am anderen Ende waren die Ränder schartig und zerfurcht, als hätte man es mit Gewalt aus einer größeren Einheit herausgerissen.
    Dack trat etwas näher heran und schaltete seine optischen Sensoren auf maximale Vergrößerung. Das Objekt bestand aus Metall, kein Zweifel, wenn auch nicht mehr viel davon zu sehen war. Im Wesentlichen handelte es sich um einen stark deformierten stählernen Käfig, der mit Blechen verkleidet und fast vollständig mit Muscheln, Schlamm und Sedimenten verkrustet war. Dack erkannte, dass einige der Löcher in der Struktur offenbar geplant und beabsichtigt, andere aber unsymmetrisch und auf Gewalteinwirkung zurückzuführen waren.
    »Wir haben es Anfang der Woche gefunden. Es hatte sich in unseren Netzen verfangen«, sagte Lloyd. »Traer und ich haben einen ganzen Nachmittag gebraucht, um fünf Flaschenzüge so zu koordinieren, dass wir das Miststück aus dem Wasser bekamen.«
    Der Roboter betrat das Innere des Objekts durch eine Öffnung, deren Abmessungen und Position suggerierten, dass es sich dabei einmal um eine Tür gehandelt haben musste. Unter seinen schweren Füßen knirschten Muschelschalen, Kies und Sand.
    »Was ist das bloß, Sheriff?«, fragte Bürgerin Mac Allister von draußen.
    Dack sah sich einen Moment im Inneren des Objekts um. Es war nicht leicht, in dem Wrack etwas zu erkennen, und der Roboter konnte nicht mit Sicherheit sagen, um was exakt es sich handelte, aber wenn das Objekt sich als das herausstellte, wofür er es hielt, dann hieß es, dass es Probleme geben würde.
    Dacks Sensoren beschäftigten sich eine Weile mit der Zusammensetzung und dem Alter des Metalls, ehe er die Art und Anzahl der Algen, Muscheln und sonstigen Ablagerungen untersuchte, um zu ermitteln, wie lange das Objekt an seinem Fundort gelegen hatte.
    Er drehte sich um und trat wieder in den Schuppen zu den beiden Menschen.
    »Bürgerin Mac Allister und Bürger Lloyd, würden Sie beide bitte mit zurück in die Stadt kommen? Ich werde eine Dringlichkeitssitzung des Rates einberufen, und Ihre Anwesenheit wäre vorteilhaft.«
    *

    Der Rat tagte in einem Haus, das wie alle anderen Häuser von Bulsara alt und aus Steinen gebaut war. Das Ratsgebäude hatte nur ein Zimmer. Die Mauern waren weiß getüncht und mit gewebten Teppichen dekoriert. In der Mitte des Raumes stand ein großer hölzerner Tisch, um den herum zehn Stühle gruppiert waren.
    Bis auf einen Stuhl – der von Ratsherr Paulus Luang, erkannte Dack – waren alle besetzt. Er und Derek hielten je einen Sitz im Rat, außerdem waren Lucius Kerne, Evid Kerne, Hansson Pram, Mark Mac Allister und drei weitere Ratsherren anwesend. Bürgerin Alicia Mac Allister und Bürger Denham Lloyd saßen auf kleinen Hockern an der Wand hinter Dacks Sitz.
    »Sehr geehrte Ratsherren, geehrte Gäste.« Dack war aufgestanden und neigte den Kopf in Richtung der Adressaten. »Ich bitte die unerwartete Einberufung des Rates zu entschuldigen. In den letzten Tagen haben sich einige Vorfälle ereignet, die ich in diesem Gremium diskutiert wissen möchte, da sie unser Leben in noch nicht vorhersehbarem Maße beeinflussen könnten.«
    »Da bin ich aber gespannt«, bemerkte Lucius Kerne fast unhörbar. Dacks feine Sensoren schnappten die Bemerkung, die Kerne an seinen Bruder Evid gerichtet hatte, trotzdem auf.
    »Wir alle teilen Ihre Neugier, Ratsherr Kerne«, stellte