Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
trank einen großen Schluck.
Faulckner nickte schweigend. Sein Bericht über Admiral Boros war vergessen; jetzt galt seine ganze Aufmerksamkeit dem mysteriösesten Redakteur, den es in der ganzen Stellar News Agency gab. Dass Katachara überhaupt persönlich hergekommen war, verwirrte Faulckner. Es war sehr selten, dass Redakteure die SNA-Zentrale verließen, um ihre Reporter an der Front zu besuchen. Von Katachara hatte er so etwas definitiv noch nicht gehört. Nun, andererseits gab es recht viele Geheimnisse, die den Drobarianer umgaben.
»Also?« Faulckner machte eine einladende Handbewegung. Dass Katachara nicht allein wegen des Bürgerkriegs hier war, lag auf der Hand. Dass es wichtig war, bewies die bloße Anwesenheit des Drobarianers. Faulckner hatte zwar eine vage Ahnung, aber …
»Zur Sache.« Katachara stellte seine Kaffeetasse beiseite und zog einen Brief aus seiner Manteltasche, den er Faulckner reichte.
»Sie gehören ab sofort zu meiner Redaktion«, verkündete der Drobarianer ernst, während Faulckner mit großen Augen das entsprechende Entsendungsschreiben las, das von Lord Percy Thorne persönlich unterzeichnet worden war.
Faulckners Mund wurde trocken. Er langte nach seiner Tasse und stellte zu seiner Überraschung fest, dass seine Hand zitterte. Es war so weit! Er bemühte sich, sich seine Erregung nicht anmerken zu lassen. Viel zu lange hatte er auf diesen Moment gewartet. Jetzt hatte er es schriftlich; er gehörte zu den Elitereportern der SNA.
»Ich danke Ihnen, Sir.« Faulckner verneigte sich leicht. »Ich hoffe, ich werde Sie nicht enttäuschen.«
Katachara winkte ab. »Das werden Sie nicht. Ich habe etwas für Sie, das Ihnen sicherlich Spaß machen wird. Ich habe beobachtet, dass Menschen sehr gute Arbeit leisten, wenn ihnen ihre Aufgabe Spaß macht.«
Faulckner runzelte die Stirn. Das war das erste Mal, dass jemand bei einem Auftrag auf seine Meinung Rücksicht nahm. Woher wollte der Drobarianer wissen, was ihm Spaß machte? Oder hatte er etwa einen Witz auf seine Kosten machen wollen?
»Und das wäre?«
Katachara kratzte sich am Kinn. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie sich noch immer für die Affäre Gallagher interessieren.«
Faulckner konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Das ist richtig. Die Story hat damals eine Menge Staub aufgewirbelt. Bis Gallagher plötzlich verschwand. Er, seine Frau, seine Tochter, sein Schiff … Eine Zeit lang hielt sich hartnäckig das Gerücht, die symirusische Freie Volkspartei habe Gallagher aufspüren und ermorden lassen. Dann gab es plötzlich Leute, die behaupteten, Gallagher gesehen zu haben, und zwar gleichzeitig in verschiedenen Systemen. Und jetzt die Sache mit Cartier und Strociewsky, in die er angeblich verwickelt sein soll … Ich frage mich allmählich wirklich, wo Gallagher damals abgeblieben ist.«
»Und wenn Sie ihn fänden, was würden Sie tun?«
Faulckner stutzte. Er ahnte, dass Katachara mehr wusste als er.
Viel mehr.
Er überlegte sehr genau, bevor er weitersprach. »Hm, vermutlich würde ich mich dafür entschuldigen, dass ich derjenige war, der damals den Staub aufgewirbelt hat.«
»Sie haben Fakten verfremdet«, stellte Katachara nüchtern fest.
»Eigentlich nicht«, beeilte sich Faulckner zu sagen, »ich habe nur einige seiner Äußerungen vor der Ausstrahlung herausgeschnitten und …«
»Warum?«
Faulckner seufzte. »Nennen Sie’s jugendlichen Leichtsinn, wenn Sie wollen. Mir kam es damals so vor, als würde ich das Richtige tun. Die Wahrheit so wiedergeben, wie sie sich abgespielt hat. Den Mann so zeigen, wie er ist. Das Interview komplett ausstrahlen, inklusive zynischer Bemerkungen gegen Symirusen, ohne Entschuldigungen.«
Ein paar Minuten lang schwiegen die beiden nachdenklich und nippten an ihrem kalt gewordenen Kaffee. Es war der Drobarianer, der die Stille brach.
»Mister Faulckner«, sagte er, »Sie wissen, dass es die oberste Aufgabe der SNA ist, die Wahrheit zu berichten. Es ist nicht unsere Aufgabe, Schein als Wahrheit darzustellen. Die Wahrheit, über die wir berichten müssen, ist nicht immer die, die wir uns wünschen. Ihnen muss bewusst sein, welche Verantwortung Sie haben, wenn Sie bei der SNA arbeiten. Was Sie berichten, wird von Milliarden Lebensformen konsumiert. Falsche oder ungenaue Nachrichten können Meinungen und Taten von Personen beeinflussen, deren Existenz und Zahl Sie nicht einmal erahnen können. Lord Percy sagte einmal, dass die Größe und Farbe der Buchstaben in den
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