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Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg

Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg

Titel: Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
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… was ist das denn?«, fragte ein Sergeant der Marineinfanterie irritiert.
    »Ein Beleg dafür, dass Ihre Informationen nicht besonders aktuell sind. Diese Aufnahmen wurden wenige Stunden vor der Invasion gemacht. Offenbar haben sich die Drusaken doch irgendwie mit den lokalen Behörden auf einen gemeinsamen Nenner einigen können«, erklärte Faulckner gelassen. »Oder auf einen gemeinsamen Feind«, ergänzte er nach kurzem Überlegen.
    »Die Drusaken sind friedlich«, protestierte Delanne, »sie haben noch nie …«
    »Jetzt haben sie aber«, wurde sie von Boros unterbrochen, »offensichtlich.« Die Temperatur im Raum sank schlagartig um ein paar Grad.
    »Als ich diese Aufnahme machte, wurde ich von Soldaten der Rebellen beinahe am Drehen gehindert«, sagte Faulckner achselzuckend. »Ich hatte durchaus den Eindruck, als sollte eigentlich keine Kenntnis von dieser Kompanie an die Außenwelt gelangen. Ich meine, man hat diese Drusaken nicht extra für meine Reportage in Uniformen gesteckt und in Reih und Glied marschieren lassen.«
    Der Holoprojektor wiederholte die Szene, die nur wenige Sekunden dauerte, in einer Endlosschleife.
    »Da«, sagte Boros plötzlich, nachdem er die Drusakenholos mehrmals an sich hatte vorbeiziehen sehen, »ihre Waffen sind entsichert und geladen. Das sind echte Soldaten, keine Schauspieler.«
    Die Gesichter der meisten Offiziere wurden sehr ernst. Captain Delanne starrte böse die Diskette an, die den Bericht des Marinegeheimdienstes enthielt. Wertlos, sagte sie sich. Drei Monate Arbeit, widerlegt in Sekunden von einem Filmschnipsel eines SNA-Reporters. Ihr Blick wanderte zu Faulckner, der selbstsicher neben ihr saß und sich im Geiste Notizen über die Stimmung des Offizierskorps zu machen schien. Arschloch, dachte sie finster.
    »Wenn die Rebellen von den Drusaken unterstützt werden …« Boros unterbrach seinen Gedankengang, schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und lachte heiser. »Ha! Was soll’s, Gentlemen, wir sind schließlich besser ausgerüstet als die. Wir sind die Eliteeinheiten der kerianischen Marine, nicht irgendwelche Halbwilden in Uniform, denen man einen Blaster in die Krallen gedrückt hat.«
    Verlegenes Lachen seiner Offiziere antwortete ihm.
    Faulckner sah stumm aus dem Transpalu-Fenster auf den brennenden Regenwald hinaus. Er war hier, um zu beobachten. Kommentieren konnte er später.
    »Wir verdoppeln die Wachen an den Stadtgrenzen«, beschloss Boros, »das sollte genügen. Sollten sich mehr Rebellen als erwartet im Dschungel tummeln, brennen wir notfalls einen Streifen Wald um die Stadt nieder, der so breit ist, dass man anrückende Partisanen schon drei Tage vor ihrer Ankunft sieht.«
    *

    Faulckner ließ die Schleusentür der Sunflare hinter sich zuschnappen und ging zielstrebig zur Kommunikationskonsole. Er hatte nur knapp eineinhalb Stunden Zeit, um den Bericht über die Lagebesprechung bei Admiral Boros zu schneiden und an Rajennko abzusenden.
    Er nahm die Datendisk aus der Kamera und legte sie in das Laufwerk seines Mischpultes ein.
    »Okay«, murmelte er, »Showtime.« Er verschränkte die Finger ineinander, ließ die Gelenke knacken und wollte sich gerade an die Arbeit machen, als jemand heftig an die Außenwandung des Schiffes pochte.
    »Scheiße.« Faulckner sprang ungeduldig auf. Er entriegelte die Schleusentür, sprang mit einem Satz auf den asphaltierten Boden und holte Luft, um seinen ungebetenen Besucher lauthals anzuschnauzen.
    Dann erkannte er, wen er vor sich hatte.
    »Sir«, sagte Faulckner heiser, »willkommen auf Drusa.«
    *

    Tonya Delanne spähte vorsichtig durch ein faustgroßes Loch in der Wand in den Schacht eines ausgebrannten Treppenhauses.
    Sie führte eine Kommandoeinheit der kerianischen Marines an, welche die Rebellen aufspüren sollte, die sich angeblich in diesem Kaufhaus verschanzt hatten.
    Das Kaufhaus war einmal das größte und prunkvollste der Stadt gewesen. Jetzt, nach einigen Raketentreffern und dem anschließenden Großfeuer, sah es aus wie eine Müllhalde. Schaufensterpuppen lagen verkohlt und verbogen zwischen den verstümmelten Leichen von Verkäufern und Kunden, die nicht rechtzeitig in Sicherheit hatten gelangen können; zerfetzte Verpackungen und von der Hitze verformte Regale und Wände blockierten die Gänge und behinderten die kerianischen Soldaten bei ihrer Mission.
    »Da sind welche«, flüsterte sie dem neben ihr kauernden Soldaten zu. Sie war sicher, dort oben eine Bewegung wahrgenommen zu haben.

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