Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
Neues?«
»Sitzung des Invasionsstabes in dreißig Minuten in der Lobby. Interessiert?«
Der Reporter runzelte die Stirn. »Ich darf teilnehmen?«
»Wenn Sie wollen.« Delanne zuckte mit den Achseln.
»Darf ich berichten? Fragen stellen?« Die Invasionstruppen hatten seine komplette Ausrüstung konfisziert, einschließlich seiner Kamera und dem Material, das er während der Landung der kerianischen Kommandos gesammelt hatte.
»Der Admiral hat ausdrücklich um Ihre Teilnahme gebeten«, sagte Delanne tonlos und strich sich mit der Hand über die wenige Millimeter kurzen blonden Haare, »nach Rücksprache mit dem Ministerium.«
Wobei das Ministerium wiederum Rücksprache mit der SNA gehalten hatte, vermutlich sogar auf höchster Ebene. Vielleicht hatte er es sogar Lord Percy Thorne persönlich zu verdanken, wieder aktiv sein zu dürfen, nachdem man ihn vorübergehend kaltgestellt hatte.
»Sagen Sie dem Admiral, ich werde da sein.«
»Schön.« Delanne nahm eine Plastiktasche von der Schulter und reichte sie ihm. »Ihre Ausrüstung, Mister Faulckner.«
*
Admiral Tomis Boros war ein breitschultriger Mann, dessen massiver Körper die gesamte Stirnseite des Konferenztisches einnahm. Sein kahl geschorener Kopf war von Narben übersät. Er musterte aus zusammengekniffenen Augen die Anwesenden. Fast alle waren Mitarbeiter seines Stabes, die ihn kannten und respektierten.
Mit einer Ausnahme.
Nigel Faulckner, Kriegsberichterstatter der SNA, schien von dem tragbaren Holoprojektor, der ein dreidimensionales Bild von Drusa in den Raum warf, mehr fasziniert zu sein als von Admiral Boros.
»Muss ’n brandneues Modell sein«, hörte Boros den Reporter zu seiner blonden Sitznachbarin sagen.
Boros räusperte sich. »Darf ich, Mister Faulckner?«
Faulckner zuckte schuldbewusst zusammen. Er justierte seine Kamera und legte seinen Zeigefinger an die geschlossenen Lippen. Als Boros wegsah, zwinkerte er Captain Delanne zu.
»Dank Ihres Einsatzes«, begann Boros, »ist die Stadt wieder in kerianischer Hand. Sämtliche Verwaltungsgebäude sind frei von feindlichen Einheiten. Alle Abschnitte melden Erfolge bei der Sicherung des Stadtgebietes. Versprengte Rebelleneinheiten haben sich ins Hinterland zurückgezogen. Über die Stärke dieser Verbände ist derzeit nichts bekannt, wir nehmen aber an, dass es sich nur um eine dreistellige Zahl handelt. Wenn überhaupt.«
Die Mitarbeiter des Kommandostabes machten sich Notizen, als Faulckner vorsichtig die Hand hob. Boros lächelte gequält. »Ja, Mister Faulckner?«
»Rechnen Sie damit, dass sich die Rebellen nach einer Weile kampflos ergeben werden? Oder müssen wir annehmen, dass sie von den Eingeborenen Vorräte bekommen können und einen Partisanenkrieg einläuten?«
Boros atmete hörbar ein. »Eine gute Frage. Captain Delanne, was sagen Ihre Aufklärer?«
Die blonde Offizierin schob eine Datendisk in den Holoprojektor. Augenblicklich verschwand das dreidimensionale Abbild der Stadt und wurde durch ein Hologramm eines Drusaken ersetzt. Die aufrecht gehende, schuppige Echse hatten eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Symirusen; einige Wissenschaftler hatten bereits über eine prähistorische Kolonisierung Drusas durch Symirus spekuliert.
»Laut Informationen unseres Geheimdienstes und gemäß meiner eigenen Erfahrung leben die Eingeborenen in Clans in kleinen Dörfern fernab jeglicher Zivilisation. Die Anwesenheit der Menschen auf Drusa wird bestenfalls geduldet. Aus eigener Initiative haben Drusaken zu keiner Zeit Kontakte mit anderen Rassen geknüpft, soviel wir wissen. Daher ist es eher unwahrscheinlich, dass die Rebellen sich bei ihnen mit Proviant oder sonst welchem Nachschub versorgen können«, erklärte sie.
Faulckner schüttelte den Kopf. »Schön gesagt. Leider falsch.«
Delanne wurde rot und sah fragend zu ihrem Vorgesetzten hinüber. Boros lehnte sich vor und starrte Faulckner böse an. »Würden Sie Ihren Einwand bitte erläutern, Mister Faulckner?«
Faulckner murmelte etwas, zog eine andere Datendisk aus der Plastiktasche mit seiner Ausrüstung und legte sie in den Holoprojektor ein.
Im nächsten Moment stapfte ein Regiment drusakischer Eingeborener in schlecht sitzenden kerianischen Marineinfanterie-Uniformen durch den Raum. Faulckner fragte sich, was der Soldat, der ihn damals bei den Dreharbeiten hatte behindern wollen, gesagt hätte, wenn er gewusst hätte, dass diese Aufnahmen jetzt ins Archiv des feindlichen Nachrichtendienstes wandern würden.
»Was
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