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Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Titel: Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
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wo man seinen Namen eingraviert. In einem der Jahre danach schaffte ich es schließlich. Da oben findet man nur wenige Namen, weißt du. Und ich kletterte kreuz und quer durch die Cascades, ob Saison war oder nicht, und arbeitete als Holzfäller. Smith, ich müsste dir mal ausführlich von der Holzfällerromantik des Nordwestens erzählen, so wie du immer von der Eisenbahn sprichst; du hättest die kleinen, schmalspurigen Eisenbahnen da oben sehen sollen und die kalten Wintermorgen mit Schnee, und dein Bauch voll mit Pfannkuchen und Sirup und schwarzem Kaffee. Junge, und du hebst deine doppelschneidige Axt über deinem ersten Holzklotz am Morgen. Es geht nichts darüber.»
    «Das ist genau wie mein Traum vom Großen Nordwesten. Die Kwakiutl-Indianer, die berittene Polizei des Nordwestens …»
    «Ja, die haben sie in Kanada. Drüben in Britisch-Columbia habe ich häufig welche getroffen, die jemandem auf der Spur waren.» Wir schoben unser Rad an den verschiedenen Kneipen und Cafés des College entlang und guckten kurz bei Robbie rein, um nachzusehen, ob jemand da war, den wir kannten. Alvah war da, ging seiner Halbtagsbeschäftigung als Hilfskellner nach. Japhy und ich sahen in unseren alten Klamotten auf dem Gelände der Universität beinahe ein wenig befremdlich aus. Überhaupt hielt man Japhy auf der Uni für einen Sonderling, wie das auf Universitäten und Colleges ja so üblich ist, wenn ein wirklicher Mann auf der Bildfläche erscheint. Colleges sind ja sowieso nichts anderes als Vorbereitungsschulen für die Mittelklasse, deren Mittelmäßigkeit am Rande des Universitätsgeländes vollendeten Ausdruck findet in einer Reihe gepflegter Häuser mit Rasen davor und Fernsehgeräten in jedem Wohnzimmer, wo jeder zur gleichen Zeit sich dasselbe ansieht und dasselbe denkt, während die Japhys dieser Welt in der Wildnis umherstreifen, um den Ruf in der Wildnis zu hören, um in den Sternen Verzückung zu finden, um das dunkle, rätselhafte Geheimnis vom Ursprung der gesichtslosen, wunderlosen, unmäßigen Zivilisation zu finden. «All diese Leute», sagte Japhy, «sie haben alle weißgekachelte Toiletten und machen große schmutzige Haufen wie Bären in den Bergen. Aber das wird alles so hygienisch weggespült, dass niemand mehr an Haufen denkt oder sich darüber klar wird, dass alles ursprünglich Scheiße und Dreck war und schmieriger Meeresschlamm. Sie bringen den ganzen Tag damit zu, sich die Hände mit Cremeseife zu waschen, die sie heimlich auf dem Klo essen möchten.» Er hatte Millionen Ideen. Ihm fiel immer wieder etwas ein.
    Wir kamen zu seinem kleinen Häuschen, als es schon dunkel war, und man konnte den Rauch von Holzfeuern und den Duft von Blättern in der Luft riechen, und wir packten alles säuberlich zusammen und gingen die Straße runter zu Morley, der das Auto hatte. Henry Morley war ein sehr gescheiter Typ mit Brille, aber ein sonderbarer Vogel. Er galt unter den Studenten als noch exzentrischer und überspannter als Japhy, war ein Bücherwurm mit wenig Freunden, aber ein großer Bergsteiger. Sein kleines Einzimmerhäuschen, das auf der Wiese hinter dem Berkeley-College stand, war mit Büchern und Bildern vom Bergsteigen angefüllt, und Rucksäcke, Bergstiefel und Skier lagen überall herum. Ich war überrascht, als ich ihn reden hörte. Er sprach genau wie Rheinhold Cacoethes, der Kritiker. Es stellte sich heraus, dass sie alte Freunde waren und zusammen Bergpartien gemacht hatten, und ich konnte nicht feststellen, ob Morley Cacoethes beeinflusst hatte oder ob es umgekehrt gewesen war. Ich hatte eher das Gefühl, als ob die Beeinflussung von Morley ausgegangen war – er hatte dieselbe gekünstelte, sarkastische, außerordentlich witzige Art, sich auszudrücken; alles war glänzend formuliert mit Tausenden von Bildern und Vergleichen. So sagte er, als wir reinkamen, und da drinnen hatte sich eine Gruppe von Morleys Freunden versammelt (eine seltsame Gruppe von Ausländern mit einem Chinesen dabei und einem Deutschen aus Deutschland und noch verschiedenen anderen Studenten verschiedenster Herkunft), «Ich nehme meine Luftmatratze mit. Ihr Jungs könnt auf dem harten, kalten Boden schlafen, wenn ihr wollt, aber ich werde mich pneumatischer Hilfe bedienen. Außerdem bin ich losgezogen und habe in den Labyrinthen der Army- und Navy-Stores von Oakland sechzehn Dollar dafür bezahlt und bin den ganzen Tag herumgefahren und habe mich dabei gefragt, ob man sich, technisch gesehen, mit Rollschuhen und

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