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Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Titel: Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
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gekommen zu sein, um zu sterben wie wir alle? Etwas wird dabei herauskommen, Freunde, eines Tages, wenn sich vor uns allen die Milchstraßen der Ewigkeit erstrecken und wenn unsere Augen keinen Neid mehr kennen. Am liebsten hätte ich Japhy erzählt, was ich dachte, aber ich wusste, dass es nicht so wichtig war, und außerdem wusste er es sowieso, und Schweigen ist der Goldene Berg.
    «Jodele-i», sang Morley, und nun war es dunkel, und Japhy sagte: «Sieht so aus, als ob er immer noch weit weg ist. Er hat genug Verstand, sich für heute Nacht da unten einen Lagerplatz zu suchen. Lass uns also zurück in unser Lager gehen und das Abendessen kochen.»
    «Okay», und wir riefen noch ein paarmal zur Beruhigung «Hoo», und damit gaben wir den armen Morley für diese Nacht auf. Er hatte genug Verstand, das wussten wir. Und es stellte sich heraus, dass wir ihn nicht überschätzt hatten. Er hatte sich einen Lagerplatz gesucht, sich auf der Luftmatratze in seine beiden Laken gewickelt und die ganze Nacht auf der unvergleichlich reizenden Wiese mit dem Teich und den Fichten geschlafen. Das erzählte er uns, als er am nächsten Tag schließlich zu uns stieß.

10. Kapitel
    Ich sah mich in der Gegend um und holte eine Menge Kleinholz zum Feuermachen, und dann ging ich wieder los und sammelte größere Stücke, und schließlich machte ich mich auf die Jagd nach großen Klötzen, die da überall herumlagen und leicht zu finden waren. Wir hatten ein Feuer brennen, das Morley in acht Kilometern Entfernung hätte sehen müssen. Nur lagerten wir eben hinter dem Felsvorsprung und waren dadurch außerhalb seines Gesichtskreises. Das Feuer warf mächtige Hitzewogen gegen unsere Felswand, die Felswand zog sie an und warf sie zurück. Wir saßen wie in einem heißen Zimmer, nur dass unsere Nasenspitzen vom Frost gerötet waren, weil wir sie beim Holz- und Wasserholen in die Kälte hinausstecken mussten. Japhy tat Sojamehl in den Topf mit Wasser und brachte es zum Kochen und rührte um, und inzwischen beschäftigte ich mich damit, alles für den Schokoladenpudding zurechtzumischen, und brachte das Ganze in einem kleineren Extratopf aus meinem Rucksack zum Kochen. Japhy braute auch einen frischen Topf Tee. Dann holte er seine zwei Paar Essstäbchen aus der Tasche, und es dauerte nicht lange, da hatten wir unser Abendessen fertig und aßen und lachten dabei. Es war das delikateste Abendessen, das man sich vorstellen kann. Oben, außerhalb der orange leuchtenden Glut unseres Feuers, konnte man unermessliche Systeme aus unzähligen Sternen sehen. Als einzelne Flammen waren sie erkennbar und auch als weit ausgedehnte Milchstraßen, die menschlichem Verständnis nicht mehr zugänglich sind; alle kalt, blau und silbrig, aber unser Essen und unser Feuer waren leuchtend rot und anheimelnd. Und wahrhaftig: Wie Japhy vorausgesagt hatte, hatte ich absolut kein bisschen Lust auf Alkohol; ich dachte überhaupt nicht mehr daran, es war viel zu hoch, die lange Wanderung hatte zu sehr angestrengt, und die Luft war zu berauschend. Ja, die Luft genügte, um dich betrunkener als betrunken zu machen. Es war ein gewaltiges Abendessen. Das Essen bekommt einem immer besser, wenn man es nicht hinunterschlingt, sondern in klitzekleinen Happen von den Enden der Stäbchen herunterisst. Darum passt Darwins Lehre von der natürlichen Auslese auch am besten auf China. Wenn du nicht mit Stäbchen umgehen kannst und nicht jederzeit in der Lage bist, dir aus jedem Familientopf rücksichtslos deinen Anteil herauszufischen, musst du verhungern. Ich musste zu guter Letzt sowieso meinen Zeigefinger zu Hilfe nehmen.
    Als wir mit dem Essen fertig waren, fing Japhy an, mit einem Drahtschrubber emsig die Töpfe sauber zu kratzen. Er sagte mir, ich sollte Wasser holen, was ich auch tat, indem ich eine Blechbüchse, die andere Benutzer des Lagerplatzes liegengelassen hatten, in den feurigen Sternenteich tauchte, und ich kam mit einem Schneeball zum Fußballspielen wieder, und Japhy säuberte das Geschirr in vorgewärmtem Wasser.
    «Im Allgemeinen wasche ich mein Geschirr nicht ab, ich wickle es einfach in mein blaues Halstuch, denn es kommt sowieso nicht so genau drauf an … aber diese kleinen Häppchen von Weisheit werden in dem Pferdeseifen-Gebäude da an der Madison Avenue ja nicht geschätzt, wie heißt sie doch gleich, diese englische Firma, … ach ja, Urber and Urber, wassnichnalles verdammt und zugenäht nochmal Mensch ich klemm mir einen ab wenn mir jetzt nich danach

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