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Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Titel: Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
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spielen und hatte mein einfaches Zeug an. Japhy war schon aufgestanden. Er sang und wärmte sich an einem kleinen Feuer die Hände. Der Boden war mit weißem Reif bedeckt. Japhy lief ein Stück hinaus und schmetterte ein «Jodele-i» in die Gegend, und bei Gott, Morley antwortete uns sofort. Er war nicht mehr so weit weg wie am Abend zuvor. «Er ist jetzt auf dem richtigen Wege. Wach auf, Smith, und trink eine Tasse heißen Tee. Das wird dir guttun.» Ich stand auf und fischte meine Sandalen aus dem Schlafsack, wo sie die Nacht über warm geblieben waren, zog sie an, setzte meine Baskenmütze auf, sprang auf und rannte ein paar Minuten im Gras umher. Der flache Bach war zugefroren bis auf die Mitte, wo ein kleines Rinnsal munter hervorsprudelte. Ich legte mich platt auf den Bauch und nahm einen tiefen Schluck und benetzte mein Gesicht. Es gibt auf der ganzen Welt kein schöneres Gefühl, als sich an einem Morgen im Gebirge das Gesicht in kaltem Wasser zu waschen. Dann ging ich zurück, und Japhy wärmte auf, was vom letzten Abendessen nachgeblieben war, und es schmeckte immer noch gut. Dann setzten wir uns wieder an den Felsrand und riefen «Hoo» in Morleys Richtung, und plötzlich konnten wir ihn sehen, eine winzige Gestalt, die gut drei Kilometer unter uns possierlich von Fels zu Fels den Abhang hinaufhüpfte und in der gewaltigen Leere wie eine Walt Disney-Figur aussah. «Der kleine Punkt da unten ist unser witziger Freund Morley», sagte Japhy mit seiner lustig dröhnenden Holzfällerstimme.
    Nach ungefähr zwei Stunden war Morley in Hörweite, und er war noch mit den letzten Felsen beschäftigt, da fing er auch schon an zu reden, und er richtete seine Worte an uns, die wir in der jetzt wärmenden Sonne auf einem Stein saßen und auf ihn warteten.
    «Ich komme vom hiesigen Frauenunterstützungsverein und soll fragen, ob die Herren vielleicht ein blaues Band ans Hemd gesteckt haben möchten und sie sagen, es wäre noch eine Menge rosaroter Limonade übrig geblieben und Lord Mountbatten sei aufs äußerste befremdet. Glaubt ihr dass sie den Ausgangspunkt der aktuellen Probleme im Mittleren Osten unter die Lupe nehmen werden oder sich daran machen, Kaffee schätzen zu lernen. Ich denke schon dass sie sich in Gegenwart zweier so literarischer Herren wie euch auf ihre Manieren besinnen werden …» und so weiter und so weiter, völlig ohne Sinn und Verstand, so hopste Morley in dem strahlend blauen Morgen über die Felsen, grinste selig und schwitzte ein bisschen von der ausgedehnten Morgenbeschäftigung.
    «Na, Morley, bist du bereit, das Matterhorn zu ersteigen?»
    «Ich bin bereit aber erst mal muss ich mir trockene Strümpfe anziehen.»

11. Kapitel
    Gegen Mittag brachen wir auf. Wir ließen unser großes Gepäck im Lager, wo wahrscheinlich bis zum nächsten Jahr sowieso kein Mensch hinkommen würde, und gingen das Gerölltal hinauf, nur mit etwas zum Essen und der Erste-Hilfe- Ausrüstung. Das Tal war länger, als es aussah. Im Nu war es 2 Uhr nachmittags, und das Gold der Sonne wurde schon tiefer, und ein Wind kam auf, und ich fing an zu denken: ‹Mein Gott, wie sollen wir es bloß schaffen und heute Abend noch auf den Berg kommen?›
    Ich sprach Japhy darauf an. Der sagte: «Du hast recht, wir müssen uns beeilen.»
    «Warum lassen wir es nicht einfach sein und gehen nach Hause?»
    «Ach, los, Tiger, wir stürmen den Hügel, und dann gehen wir nach Hause.» Das Tal war lang und lang und lang. Und an seinem oberen Ende wurde es sehr steil, und ich bekam etwas Angst hinunterzufallen. Die Steine waren klein, und es wurde rutschig, und meine Knöchel schmerzten sowieso von der Muskelanspannung von gestern. Aber Morley marschierte und redete weiter, und ich merkte, was für eine sagenhafte Ausdauer er hatte. Japhy zog seine Hosen aus, damit er genauso aussah wie ein Indianer, ich meine splitternackt außer einem Lendenschurz, und er wanderte fast 400 Meter vor uns. Manchmal wartete er eine Weile, damit wir Zeit hatten, ihn einzuholen, dann ging er weiter mit schnellen Schritten, weil er heute noch oben auf dem Berg sein wollte. Morley kam als Zweiter, immer etwa 50 Meter vor mir. Ich hatte keine Eile. Dann, später am Nachmittag, ging ich schneller und entschloss mich, Morley zu überholen und Japhy Gesellschaft zu leisten. Wir waren jetzt ungefähr in 3500 Meter Höhe, und es war kalt, und es lag viel Schnee, und im Osten konnten wir endlose schneebedeckte Gebirgsketten sehen und darunter die

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