Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Titel: Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
Vom Netzwerk:
Jersey, nie vergessen, wer immer er auch war mit seinem kleinen Zettel, den er in der rauen Nacht auf den tropfenden Trittbrettern von Kühlwagen las im Niemandsland der Industriegebiete eines Amerika, das immer noch ein magisches Amerika ist.
    Um halb acht lief mein Zipper ein und wurde von den Rangierern zusammengestellt, und ich versteckte mich im Unkraut, um von da aus aufzuspringen, versteckte mich zum Teil hinter einem Telefonmast. Er lief aus, erstaunlich schnell, dachte ich, und mit meinem schweren fünfzigpfündigen Rucksack rannte ich raus und blieb im Dauerlauf, bis ich einen passenden Griff fand, und hielt mich daran fest und schwang mich hinauf und kletterte ganz bis aufs Dach des Waggons, um den ganzen Zug überblicken zu können und um zu sehen, wo mein offener Wagen war.
    Heiliger Strohsack Gottverdammich und Himmel Arsch und Zwirn, denn als der Zug nun eine gewaltige Geschwindigkeit aufnahm und aus dem Bahnhof schoss, da merkte ich auf einmal, dass er ein verdammt unnützer Hurensohn mit achtzehn geschlossenen Wagen war, und bei fast dreißig Stundenkilometern ging es ums Ganze, abspringen oder mich bei hundertzwanzig an mein Leben klammern (unmöglich auf einem Waggon-Verdeck), also musste ich die Sprossen wieder runterkrabbeln, aber erst mal musste ich meine Riemenschnalle, die sich im Gitter des Verdecks verfangen hatte, wieder losmachen, sodass wir schon zu schnell fuhren, als ich an der niedrigsten Sprosse hing und fertig zum Absprung war. Indem ich den Rucksack abstreifte und mit einer Hand festhielt, stieg ich ruhig und tollkühn ab, hoffte auf gut Glück und ließ alles fallen und stolperte nur ein paar Meter und war sicher auf dem Boden.
    Aber jetzt war ich fünf Kilometer tief im Industriedschungel von L. A. in einem irren, üblen, atemraubenden Smog und musste an einem Drahtzaun in einem Graben bei den Geleisen schlafen, wo ich die ganze Nacht über von den Streitereien der Southern Pacific- und Santa Fe-Rangierer aufgeweckt wurde, die einen Heidenlärm machten, bis der Nebel kam und es um Mitternacht aufklarte, sodass ich besser atmen konnte (und in meinem Sack nachdachte und betete), aber dann wieder Nebel und Smog und scheußlicher feuchter, weißer Morgendunst, und mein Sack zu heiß, um darin zu schlafen, und draußen alles so nasskalt, dass man es nicht aushalten konnte, die ganze Nacht lang nichts als Schrecken, außer dass mich in der Morgendämmerung ein kleiner Vogel beglückte.
    Ich konnte jetzt nur noch sehen, wie ich aus L. A. rauskam. Getreu den Anweisungen meines Freundes stellte ich mich auf den Kopf, wobei ich den Drahtzaun als Stütze benutzte, um nicht umzukippen. Danach wurde meine Erkältung ein bisschen besser. Dann ging ich zum Busbahnhof (über Geleise und durch Nebenstraßen) und nahm einen billigen Bus für die vierzig Kilometer nach Riverside. Die Cops sahen mich andauernd misstrauisch an mit meinem großen Sack auf dem Rücken. Alles war weit entfernt von der unbeschwerten Reinheit, die mich erfüllt hatte, als ich mit Japhy Ryder in dem hohen Felsenlager unter friedlichen, singenden Sternen gewesen war.

17. Kapitel
    Wir brauchten genau die vierzig Kilometer und keinen weniger, um aus dem Smog von Los Angeles rauszukommen; in Riverside schien die Sonne klar. Ich jubelte, als ich ein herrliches, trockenes Flussbett mit weißem Sand und einem Rinnsal in der Mitte sah, als wir über die Brücke nach Riverside hineinrollten. Ich hielt Ausschau, wo sich mir die erste Gelegenheit bot, im Freien zu übernachten und meine neuen Ideen auszuprobieren. Aber auf dem heißen Busbahnhof sah mich ein Schwarzer mit meinem Rucksack und kam rüber und sagte, er sei zum Teil Mohawk, und als ich ihm sagte, ich würde auf dem Weg zurückgehen, um in dem Flussbett zu schlafen, sagte er: «Nein Sir, das können Sie nicht machen, die Cops in dieser Stadt sind die härtesten im Staat. Wenn die Sie da unten sehen, kassieren die Sie, Mensch», sagte er, «ich möchte heute Nacht auch draußen schlafen, aber es ist gegen das Gesetz.»
    «Wir sind doch nicht in Indien, oder?», sagte ich, sauer, und marschierte trotzdem los, um es zu versuchen. Es war genauso wie mit dem Cops auf dem Bahnhof von San Jose, selbst wenn es gegen das Gesetz war und sie einen zu fassen versuchten, war das Einzige, was man machen konnte, es dennoch zu tun und sich nicht sehen zu lassen. Ich lachte, als ich daran dachte, was passieren würde, wenn ich Fuke, der chinesische Weise des neunten Jahrhunderts,

Weitere Kostenlose Bücher