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Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Titel: Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
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für ein Unterschied, zum Teufel? Wir sind jetzt alle im Himmel oder nicht?»
    «Wer hat das gesagt?»
    «Sind wir jetzt im Nirwana oder nicht?»
    «Wir sind jetzt sowohl im Nirwana als auch im Samsara.»
    «Worte, Worte, was bedeutet schon ein Wort? Nirwana mit irgendeinem anderen Namen. Außerdem, hörst du nicht, wie das Riesenkind dich ruft und dir sagt, dass du ein neues Feld zu bestellen hast, ein neues Buddha-Feld, Mensch?» Japhy freute sich so, dass er die Augen zusammenkniff und lächelte. «Ganze Buddha-Felder in jeder Richtung für jeden von uns, und Rosie war eine Blume, die wir verwelken ließen.»
    «Nie was Wahreres gesagt, Ray.»
    Das Riesenkind kam auch zu uns, als sie uns bemerkt hatte, besonders mich. Sie nannte mich sogar Liebling. «Ich kann es deinen Augen ansehen, dass du jedes Wort verstehst, das ich sage, Liebling. Du sollst wissen, dass ich will, dass du in den Himmel kommst und glücklich bist. Ich will, dass du jedes Wort verstehst, das ich sage.»
    «Ich höre und verstehe.»
    Auf der anderen Straßenseite war der neue buddhistische Tempel, den ein paar junge Chinesen von der Handelskammer in Chinatown zu bauen versuchten, allein, eines Nachts war ich da vorbeigekommen und hatte, betrunken, mit angefasst, mit einer Schubkarre Sand von draußen nach drinnen zu schleppen, sie waren junge, idealistische, vorwärtsschauende Burschen à la Sinclair Lewis, die ein schönes Zuhause hatten, aber Jeans anzogen, um herzukommen und an der Kirche zu arbeiten, so wie man damit rechnet, in einer Stadt im Mittelwesten ein paar mittwestliche junge Leute zu treffen, mit einem heiter dreinschauenden Führer vom Typ Richard Nixon und rundherum die Prärie. Hier im Herzen der furchtbar kultivierten kleinen Stadt, die San Francisco Chinatown heißt, taten sie dasselbe, aber ihre Kirche war die Kirche Buddhas. Seltsamerweise interessierte sich Japhy nicht für den Buddhismus von San Francisco Chinatown, weil es traditioneller Buddhismus war, nicht der intellektuelle, künstlerische Zen-Buddhismus, den er liebte – aber ich versuchte ihm klarzumachen, dass alles dasselbe war. Im Restaurant hatten wir mit Essstäbchen gegessen, und es hatte uns Spaß gemacht. Nun verabschiedete er sich von mir, und ich wusste nicht, wann ich ihn wiedersehen würde.
    Hinter der farbigen Frau war ein Prediger, der sich immer mit geschlossenen Augen hin- und herwiegte und sagte: «So ist es.» Sie sagte zu uns: «Seid beide gesegnet dafür, dass ihr angehört habt, was ich zu sagen habe. Jungs, merkt euch: Wir wissen, dass alle Dinge denen zum Guten ausschlagen, die Gott lieben, denen, die nach Seinem Willen gerufen werden. Römer acht, Vers achtzehn, Jungs, und es wartet ein neues Feld auf euch, und achtet darauf, dass ihr allen euren Verpflichtungen nachkommt. Habt ihr das gehört?»
    «Ja, Ma’am, bis bald.» Ich sagte Japhy auf Wiedersehen.
    Ich verbrachte ein paar Tage bei Codys Familie in den Hügeln. Er war abgrundtief traurig wegen Rosies Selbstmord und sagte immer wieder, er müsse Tag und Nacht für sie beten, dies sei der kritische Augenblick, denn weil sie eine Selbstmörderin war, flatterte ihre Seele noch auf der Erdoberfläche umher, bereit für das Fegefeuer oder für die Hölle. «Wir müssen sie ins Fegefeuer kriegen, Mann.» So half ich ihm beten, als ich nachts in meinem neuen Schlafsack auf seinem Rasen schlief. Tagsüber schrieb ich die kleinen Gedichte, die seine Kinder mir aufsagten, in meinen kleinen Taschennotizbüchern nieder.
    Yoo hoo … yoo hoo … wo bist denn du … Boo hoo … boo hoo … ich liebe dich so … der Himmel ist blau … boo hoo boo hoo … ich bin höher als du … boo hoo … boo hoo.
    Zwischendurch sagte Cody: «Trink nicht so viel von dem alten Wein.»
    Spät am Montagnachmittag war ich auf dem Bahnhofsgelände von San Jose und wartete auf den Nachmittags-Zipper, der um halb fünf fällig war. Aber heute hatte er frei, und so musste ich auf den Midnight Ghost warten, der um halb acht fällig war. Inzwischen kochte ich, sobald es dunkel wurde, meine Dose Makkaroni auf einem kleinen Indianerfeuer aus Zweigen im tiefen, dichten Unkraut am Gleis und aß. Der Ghost lief ein. Ein freundlicher Weichensteller sagte mir, ich sollte lieber nicht versuchen aufzuspringen, weil an der Kreuzung ein Bahnpolizist mit einer großen Taschenlampe wäre, der sehen würde, wenn jemand mitfährt, und der nach Watsonville voraustelefonieren würde, um einen rauswerfen zu lassen. «Jetzt wo es

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