Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)
meiner Träume auf der Strohmatte am Buddha Creek, North Carolina. Ich meditierte und betete. Es gibt einfach auf der Welt keinen Nachtschlaf, der sich mit dem Nachtschlaf in winterlicher Wüste vergleichen lässt, vorausgesetzt, man hat es schön warm in einem Daunenschlafsack. Die Stille ist so eindringlich, dass man sein eigenes Blut in den Ohren rauschen hören kann; doch bei weitem noch lauter als das ist das geheimnisvolle Rauschen, das für mich immer so klingt wie das Rauschen des Diamanten der Weisheit, das geheimnisvolle Rauschen der Stille selbst, ein großes Schschsch, und man wird an etwas erinnert, das man in den mühebeladenen Tagen seit seiner Geburt anscheinend vergessen hatte. Ich wünschte, ich könnte es denen, die ich liebte, erklären, meiner Mutter, Japhy, aber es gab einfach keine Worte, um so viel Nichts und Reinheit zu beschreiben. «Gibt es eine bestimmte und festumrissene Lehre, die allen lebenden Geschöpfen erteilt werden muss?», war die Frage, die wahrscheinlich dem finsteren, schneeigen Dipankara gestellt wurde, und seine Antwort war die rauschende Stille des Diamanten.
23. Kapitel
Am Morgen musste ich mich nun aber ranhalten, oder ich würde niemals meine schützende Hütte in Kalifornien erreichen. Ich hatte noch ungefähr acht Dollar von dem Bargeld, das ich mitgenommen hatte. Ich ging runter auf die Landstraße und fing an zu winken, hoffte, dass es schnell ging. Ein Vertreter nahm mich mit. Er sagte: «Dreihundertundsechzig Tage im Jahr haben wir strahlenden Sonnenschein hier in El Paso, und meine Frau hat sich gerade einen Wäschetrockner gekauft!» Er brachte mich nach Las Cruces, Neumexiko, und dort wanderte ich durch die kleine Stadt, der Durchgangsstraße nach, und kam auf der anderen Seite raus und sah einen großen, herrlichen, alten Baum und beschloss, meinen Rucksack einfach hinzulegen und auf jeden Fall erst mal Rast zu machen. «Schließlich ist ohnehin alles ein Traum, kann ich mich da nicht ebenso gut zur Mittagsrast unter diesen Baum legen und mir einbilden, ich wäre schon in Kalifornien», was ich auch tat, auf dem Rücken, nickte sogar eine Weile angenehm ein.
Dann stand ich auf und ging über die Eisenbahnbrücke, und gerade da sah mich ein Mann und sagte: «Hätten Sie Lust, zwei Dollar die Stunde zu verdienen, indem Sie mir ein Klavier transportieren helfen?» Ich brauchte das Geld und sagte okay. Wir ließen meinen Rucksack in seinem Transportlagerraum und fuhren in seinem kleinen Lastwagen weg zu einem Haus am Rande von Las Cruces, wo ein Haufen netter Bürgersleute auf der Veranda schwatzte, und der Mann und ich stiegen aus dem Lastwagen aus, mit dem Handwagen und den Decken zum Unterlegen, und holten das Klavier raus, auch noch eine Menge anderer Möbel, transportierten das dann zu ihrem neuen Haus und brachten es rein, und das war’s. Zwei Stunden, er gab mir vier Dollar, und ich ging in ein Fernfahrerrestaurant und aß königlich und war für den Nachmittag und Abend versorgt. Genau in dem Augenblick hielt ein Wagen, der von einem großen Texaner mit Sombrero gefahren wurde, ein armes mexikanisches Paar, jung, auf dem Rücksitz, das Mädchen mit einem Kleinkind im Arm, und er bot mir an, mich für zehn Dollar ganz bis Los Angeles mitzunehmen.
Ich sagte: «Ich gebe Ihnen so viel, wie ich kann, das sind nur vier.»
«Ach verdammt nochmal, steig trotzdem ein.» Er redete und redete und fuhr die ganze Nacht mitten durch Arizona und die kalifornische Wüste und ließ mich um neun Uhr morgens in Los Angeles raus; mein Rangierbahnhof war bloß einen Steinwurf weit; misslich war nur, dass die arme, kleine Mexikanerin etwas Säuglingsnahrung auf meinen Rucksack, der auf dem Wagenboden stand, gekleckert hatte, und ich wischte das ärgerlich ab. Aber sie waren nette Leute gewesen. Als wir durch Arizona fuhren, hatte ich ihnen sogar etwas Buddhismus erklärt, insbesondere Karma, Reinkarnation, und sie schienen sich alle zu freuen, die Neuigkeit zu hören.
«Sie meinen, Chance, nochmal wiederzukommen und nochmal zu versuchen?», fragte der arme, kleine Mexikaner, der von einer Schlägerei in Juárez in der Nacht davor lauter Verbände trug.
«So heißt es.»
«Verdammt nochmal, wenn nächstes Mal geboren, ich hoffentlich nicht, was jetzt bin.»
Und der große Texaner; wenn irgendjemand eine Chance kriegen sollte, lieber nochmal ganz jemand anders zu sein, dann war er es: Die ganze Nacht handelten seine Geschichten nur davon, wie er Soundso für Dasunddas
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